Neue Wutrede Hoeneß hat aus seinem Skandal-Auftritt nichts gelernt
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Uli Hoeneß schießt bei seinem Rundumschlag wegen Manuel Neuer über das Ziel hinaus. Vor allem seine wiederholte Kritik an den Medien sorgt für Irritationen und zeigt: Der Präsident des FC Bayern hat nicht dazugelernt.
Energischen Schrittes trat Uli Hoeneß vor die Mikrofone. Er redete sich in Rage, bis sich seine Stimme überschlug. Den Kopf hatte er nach oben gereckt, als wolle der Präsident des FC Bayern seine mutmaßliche Deutungshoheit unterstreichen. Der wütende Auftritt in der Mixed Zone der Allianz Arena nach dem 3:0 gegen Roter Stern Belgrad in der Champions League zeigte: Der Bayern-Patron hat aus der denkwürdigen Skandal-Pressekonferenz des Rekordmeisters vor fast genau elf Monaten nichts gelernt.
Hoeneß müsste es besser wissen
Zur Erinnerung: Am 19. Oktober 2018 hatten die Bayern-Bosse Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic eine vermeintliche Kampagne gegen ihre Spieler angeprangert und dabei sogar das Grundgesetz zitiert. Der Aufschrei war damals riesig – zu Recht. "Ich bin ein großer Demokrat", hatte der Schwabe Hoeneß an jenem Tag in der Säbener Straße gesagt. Am 18. September 2019 hätte er sich in der Allianz Arena besser daran erinnert.
Stattdessen warf der Bayern-Präsident den Medien aus dem Westen Deutschlands vor, sich angeblich auffällig tendenziös hinter den gebürtigen Gladbacher ter Stegen zu stellen. Nebst Empfehlung an die süddeutschen Medien, dasselbe für Neuer zu tun. Westdeutsche Medien pro westdeutschen Spieler, süddeutsche Presse als Sprachrohr eines Spielers aus München? Das ist eine falsche Denkweise, diese Gleichung geht nicht auf. Das sollte Hoeneß aus jahrelanger Erfahrung eigentlich wissen.
Klare Kante? Das gilt offenbar nur für Hoeneß
Natürlich ist es Hoeneß' gutes Recht, in den Diskussionen über Manuel Neuer und die Torhüterposition in der Nationalmannschaft seinen Keeper zu verteidigen. Mancher beim FC Bayern würde das wohl sogar seine Pflicht nennen. Dass er dazu einen anderen deutschen Nationalspieler erheblich attackiert, ist nicht gerade die feine Art, aber eben typisch Hoeneß.
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Doch: Wünschen sich nicht viele Fans hierzulande, dass sich ihre Fußballstars öffentlich deutlicher positionieren, wie es Neuer-Herausforderer Marc-André ter Stegen tat? Dass sie Ansprüche stellen, um in einem verunsicherten DFB-Team den Konkurrenzkampf zu beleben? Dass sie klare Kante zeigen, wie es Hoeneß selbst tut? Nur bei anderen hat der Bayern-Präsident offenbar etwas dagegen.