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Effenbergs Europapokal-Check: "Andere Teams sind stärker als der FC Bayern"


Meinung
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Effes Europapokal-Check
Titel? Andere Teams sind stärker als der FC Bayern

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 18.09.2018Lesedauer: 5 Min.
t-online.de-Kolumnist Stefan Effenberg. Im Hintergrund: Die Allianz Arena in München. Der FC Bayern ist einer der Schwerpunkte des Ex-Nationalspielers. 2001 führte er den Verein als Kapitän zum Sieg in der Champions League.Vergrößern des Bildes
t-online.de-Kolumnist Stefan Effenberg. Im Hintergrund: Die Allianz Arena in München. Der FC Bayern ist einer der Schwerpunkte des Ex-Nationalspielers. 2001 führte er den Verein als Kapitän zum Sieg in der Champions League. (Quelle: imago-images-bilder)

An diesem Dienstag beginnt die neue Saison in der Champions League. Die Auslosung ist gut, doch bei zwei Teams sind große Zweifel angebracht.

Endlich wieder die Champions League. Der Wettbewerb mit den besten Teams, den besten Fußballern, den besten Trainern. Diese Vorfreude kann bei mir nur die Königsklasse wecken!

Ich bin gespannt, ob die deutschen Teams diesmal besser abschneiden oder es mit Ausnahme des FC Bayern wieder katastrophal endet. Die Auslosung hätte jedenfalls härter ausfallen können – es gibt für die deutschen Teams also keine Ausreden.

FC Bayern

Die größten Chancen hat natürlich wieder der FC Bayern. Ich lege mich fest: Sie werden sich in ihrer Gruppe gegen Benfica Lissabon, Ajax Amsterdam und AEK Athen durchsetzen und den deutschen Fußball würdig vertreten. Ihr Ziel ist natürlich wieder der Titel, aber aktuell schätze ich andere Mannschaften noch stärker ein – aber dazu später mehr.

Die langfristigen Verletzungen von Coman, Tolisso und Rafinha machen es natürlich nicht einfacher für Bayern. Klar ist: In der Defensive darf nicht mehr viel passieren und sie können froh sein, dass sie Jérôme Boateng behalten haben. Grundsätzlich sehe ich den Kader aber nicht zu dünn aufgestellt. Häufig wird bei der Diskussion vergessen, dass Niko Kovac ein variabler Trainer ist, der sein System im Laufe der Saison auch dem zur Verfügung stehenden Personal anpassen wird. Deshalb werden sie trotz der Verletzungen in der Gruppenphase souverän auftreten.

Am Rande: Ich kann den Ärger des FC Bayern verstehen, aber dass sie in der Bundesliga “Freiwild” sind, wie Niko Kovac behauptet hat, oder besonders häufig getreten werden, finde ich nicht. Schwere Fouls wie das von Karim Bellarabi habe ich in dieser noch jungen Saison schon häufiger gesehen – und da gab es auch keinen bundesweiten Aufschrei.

Borussia Dortmund

Der BVB hat eine lösbare Gruppe und wird in meinen Augen um Platz zwei kämpfen. Der Gruppensieg wird Atlético Madrid wahrscheinlich nicht zu nehmen sein, sie sind einer meiner Top-Favoriten und werden besonders motiviert sein, weil das Finale 2019 in ihrem Stadion ausgetragen wird. In der Liga haben sie zwar schon Punkte eingebüßt und keinen guten Start, werden sich aber noch steigern. Dahinter wird der BVB sich mit Monaco um Platz zwei duellieren, Dortmunds Auftaktgegner Brügge sehe ich eher chancenlos.

Wichtig wird sein, dass der BVB seine Heimspiele gewinnt und auswärts möglichst nicht verliert. Zwei Dinge sprechen aktuell noch für einen Dortmunder Erfolg: Sie sind in der Liga gut gestartet und können das Selbstbewusstsein mitnehmen. Und die Ansetzung ist günstig. Zum Auftakt müssen sie an diesem Dienstag (21 Uhr, Sky und im Liveticker bei t-online.de) beim schwächsten Gegner Brügge ran und können dort hoffentlich direkt drei Punkte holen.

Schalke 04

In einer Gruppe mit Lokomotive Moskau, dem FC Porto und Galatasaray Istanbul muss es der Schalker Anspruch sein, sich durchzusetzen. Vor ein paar Wochen hätte ich mich festgelegt und gesagt: Schalke kommt ins Achtelfinale. Jetzt habe ich große Zweifel.

Sie sind nach dem schlechten Start in der Bundesliga enorm unter Druck und Auftaktgegner Porto ist spielerisch auf einem ganz hohen Niveau mit richtig guten Fußballern. Das verspricht Spannung.

Das große Problem ist, dass es bei Schalke im offensiven Mittelfeld völlig an Kreativität fehlt. Zwischen den Sechsern Bentaleb und Rudy und den Stürmern gibt es da keinen Spieler, der auf höchstem Niveau Chancen rausspielen und Tore vorbereiten kann. In meinen Augen muss Tedesco sein System für die Champions League verändern und zumindest defensiv wieder kompakter stehen. International kann ein Team wie Schalke nicht mit drei Stürmern auflaufen, das kann er nicht wagen.

TSG Hoffenheim

Die TSG Hoffenheim hat eine schwierige Gruppe mit dem Top-Favoriten Manchester City und den beiden sehr unangenehmen Gegnern Schachtjor Donezk und Olympique Lyon. Meine Tendenz: Hoffenheim wird auf Platz drei landen und in der Europa League weiterspielen. Ich würde mich wundern, wenn sie besser abschneiden.

Auch für Hoffenheim ist die Ansetzung der Spiele wichtig. Sie müssen zum Auftakt auswärts gegen Donezk ran. Eine weite Reise, ein richtig guter Gegner – unangenehmer geht es nicht. Zudem ist Hoffenheim ohnehin aktuell nicht so stabil, wie die Niederlage in Düsseldorf am Wochenende gezeigt hat.

Die Top-Favoriten:

Nach heutigem Stand gibt es vier Teams, denen ich den Titel in der Königsklasse sofort zutraue.

  • Real Madrid. Sie werden nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo hungrig sein und sich wieder beweisen wollen. Eine überragende Mannschaft haben sie weiterhin.
  • FC Barcelona. Sie haben sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren verbessert und viel für eine kompakte Abwehr getan.
  • Atlético Madrid. Sie haben die extra Motivation, das Finale im eigenen Stadion zu erreichen und sind als amtierender Europa-League-Sieger einfach eine Mannschaft für die großen Spiele.
  • Manchester City. Sie haben die Premier League nicht durch Zufall dominiert und spielen vielleicht im Ballbesitz aktuell am besten.

Dahinter gibt es einige Teams, denen ich den Titel zutraue, wenn alle Kleinigkeiten perfekt laufen. Dazu zähle ich den FC Bayern, Chelsea, Liverpool, Juventus – und auch Paris mit Thomas Tuchel.

Die Top-Spieler:

Ich bin auf Kylian Mbappé (Paris) gespannt. Er hat eine überragende WM gespielt, aber jetzt kennen alle seine Qualität. Kann er auch in der Champions League glänzen? Mindestens genauso wichtig wird aber, ob sein Teamkollege Neymar endlich in den entscheidenden, großen Spielen den Unterschied ausmachen kann. Nur wenn beide top spielen, hat Paris eine Chance auf den Titel.

Es gibt noch drei große Fragezeichen: Kann Cristiano Ronaldo auch bei Juventus seine Effektivität und unglaubliche Torquote bewahren? Überzeugt Bayerns Robert Lewandowski diesmal auch in der K.o.-Phase? Und kann Mo Salah bei Liverpool seinen unglaublichen Lauf der Vorsaison bestätigen – und damit endgültig zu den besten Fußballern dieses Planeten aufsteigen.

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Aus deutscher Sicht schaue ich besonders auf Leroy Sané bei Manchester City. Für ihn müssen Top-Leistungen in der Champions League der nächste Schritt auf dem Weg zu einem Weltklasse-Fußballer sein. Hoffentlich kann er sich dabei seine Unbekümmertheit bewahren.

Europa League

Zur Europa League möchte ich auch noch kurz ein paar Sätze loswerden. Egal, wie schlecht der Saisonstart war: Bayer Leverkusen muss sich in einer Gruppe mit Ludogorets Razgrad, dem FC Zürich und AEK Larnaka durchsetzen. Wenn sie ausscheiden, haben sie die Saison für mich auch schon verloren. Ich finde es falsch, dass sich die ganze Diskussion um Trainer Heiko Herrlich dreht. Denn der Kader ist eigentlich top besetzt, die Spieler sind jetzt in der Verantwortung und müssen ihre hohe Qualität zeigen.

Auch bei RB Leipzig wäre gegen Salzburg, Celtic Glasgow und Rosenborg Trondheim alles andere als ein Weiterkommen eine herbe Enttäuschung für den Klub – und den ganzen deutschen Fußball. Alle drei Gegner sind unangenehm, aber keiner hat die Qualität im Kader wie Leipzig.

Eintracht Frankfurt hat mit Lazio Rom und Olympique Marseille nicht nur zwei große Namen, sondern auch zwei starke Teams erwischt. Auf dem Niveau sehe ich Frankfurt nicht. Sie haben maximal kleine Außenseiter-Chancen, vor allem weil sie aktuell unter dem neuen Trainer Adi Hütter noch sehr wacklig wirken – und das darfst du dir international nicht erlauben.

Genug der Worte – bei mir ist die Vorfreude auf den Europapokal schon riesig. Ich hoffe, dass die jahrelange Misere in der Europa League endlich endet und wir auch in der Königsklasse neben dem FC Bayern wieder ein zweites deutsches Aushängeschild haben.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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