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VfB Stuttgart: Berthold sieht Tayfun Korkut als Notlösung


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VfB-Legende kritisiert Klubführung
Berthold sieht Korkut als Notlösung


30.01.2018Lesedauer: 4 Min.
VfB-Legende Thomas Berthold: Der Weltmeister sieht die Verpflichtung von Trainer Tayfun Korkut skeptisch.Vergrößern des Bildes
VfB-Legende Thomas Berthold: Der Weltmeister sieht die Verpflichtung von Trainer Tayfun Korkut skeptisch. (Quelle: imago-images-bilder)
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Kann Tayfun Korkut den VfB Stuttgart retten? Klublegende und Weltmeister Thomas Berthold sieht das skeptisch und verrät t-online.de, was in Stuttgart schiefläuft.

Einen Tag nach der Entlassung von Trainer Hannes Wolf hat der VfB Stuttgart mit Tayfun Korkut einen Nachfolger präsentiert. Ist er der richtige Mann für die Stuttgarter Rettung? VfB-Legende und Weltmeister Thomas Berthold ist skeptisch und hat eine Erklärung, warum Top-Kandidaten wie Thomas Tuchel und Markus Weinzierl zuvor absagten. Im t-online.de-Interview kritisiert der ehemalige Nationalspieler (62 Länderspiele) auch die Personalpolitik des Traditionsvereins.

Ein Interview von Philip Seiler

t-online.de: Herr Berthold, der VfB Stuttgart hat am Montag mit Tayfun Korkut einen neuen Trainer vorgestellt. Eine gute Entscheidung?

Thomas Berthold (53): Die Entscheidung für Tayfun Korkut kam aufgrund fehlender Alternativen zustande. Die Top-Kandidaten wie Thomas Tuchel oder Markus Weinzierl hat man nicht bekommen. Tayfun Korkut hat seit längerer Zeit keinen Verein trainiert und kann dankbar sein, dass er diese Chance bekommt. Ein Vorteil ist, dass er den Verein bereits kennt und bereits die VfB-Jugend trainiert hat.

Kann er mit dem VfB den Klassenerhalt schaffen?

Das kommt darauf an, wie schnell er die Problematik in der Mannschaft in den Griff bekommt. Es geht jetzt zunächst darum, die Spieler kennenzulernen und Gespräche zu führen. Das nächste Spiel ist bereits am Wochenende (Samstag beim VfL Wolfsburg, Anm. d. Red.). Der Klassenerhalt ist in der kurzen Zeit definitiv keine leichte Aufgabe.

Was ist für Sie die Hauptproblematik in der Mannschaft?

Der VfB hat auf vielen Positionen ein Geschwindigkeitsproblem und keine funktionierende Achse. Holger Badstuber ist in der Innenverteidigung aufgrund seiner physischen Probleme kein konstanter Faktor. Im Mittelfeld ist Christian Gentner zu langsam. Dieses Problem war schon im Abstiegsjahr bekannt. Es gibt keinen gefährlichen zentralen Mittelfeldspieler. Im Sturm hat man sich zwar mit Mario Gomez namhaft verstärkt. Aber er ist kein spielender Stürmer. Er hat seine Stärken in der Physis und in der Präsenz im Strafraum. Dann muss auch das Spielsystem entsprechend umgestellt werden. Sonst wird es schwierig, in der Bundesliga zu bestehen.

Das heißt, der Kader ist für Sie nicht erstligatauglich?

Doch, der Kader ist in dieser Form erstligatauglich. Aber mit dem vorhandenen Personal muss es der VfB so machen wie andere Mannschaften auch: Aus einer kompakten Defensive über schnelle Außenspieler und Konter zum Erfolg kommen.

Warum glauben Sie, dass der VfB Top-Trainer wie Tuchel oder Weinzierl nicht bekommen hat?

Man muss sich als Verein auf jeden Fall selbst hinterfragen: So ein Klub mit dieser Tradition. Warum sagen die alle ab bei mir? Die Trainer, die im Gespräch waren, haben sicher allesamt den Kader bewertet und haben wahrscheinlich bei ihrer ersten Bestandsaufnahme gesagt: Bei dem Kader habe ich ja vielleicht mehr zu verlieren als zu gewinnen.

Kam die Entlassung von Hannes Wolf für Sie überraschend?

Zunächst muss man sagen, dass Hannes Wolf Großartiges geleistet hat, indem er die Mannschaft direkt nach dem Abstieg wieder in die Bundesliga geführt hat. Aber die negativen Tendenzen waren schon zum Ende der Hinrunde sichtbar. Insofern gehe ich davon aus, dass sich der Verein bereits in der Winterpause Gedanken über den Trainer gemacht hat. Die Entscheidung hat sich also bereits abgezeichnet.

Dennoch: Hätte Hannes Wolf gerade aufgrund des Wiederaufstiegs und seines jungen Alters mit 36 nicht eine längere Gnadenfrist verdient gehabt?

Ich hätte dem Trainer noch ein, zwei Spiele mehr Zeit gegeben. Denn der VfB steht aktuell nicht auf dem Relegationsplatz oder einem direktem Abstiegsplatz. Und Platz 15 ist ja die Zielvorgabe in diesem Jahr. Aber natürlich hat bei der Entscheidung auch die Mathematik mit reingespielt. Noch zwei Niederlagen mehr in der Rückrunde? Dann wird auch der Druck immer größer. Durch das Fernsehinterview von Michael Reschke wurde Hannes Wolf aber schon vor der Niederlage gegen Schalke zum Abschuss freigegeben.

Hat Michael Reschke mit seinen Aussagen falsch gehandelt und hätte sich stattdessen öffentlich zurückhalten müssen?

Michael Reschke hat sein Leben lang in zweiter Reihe als Scout gearbeitet und steht jetzt erstmals in erster Reihe als Sportvorstand. Und in dieser Position muss man wissen, welche Wirkung so eine Aussage medial haben kann. Das hat er völlig falsch eingeschätzt. Zudem haben die aktuellen Probleme nicht nur mit der Taktik, sondern auch mit der Personalplanung zu tun.

Wie meinen Sie das konkret?

Ein Beispiel: Der VfB hat im Winter neben Mario Gomez zwei junge Spieler geholt: Erik Tommy aus Augsburg und Jacob Brunn Larsen aus Dortmund, die in der jeweiligen Regionalliga gespielt haben. Wie sollen die denn sofort helfen? Der VfB bräuchte in der aktuellen Situation eher gestandene Spieler, die auch mit dem Druck umgehen können. Das wurde versäumt. Da können sich auch der Präsident und der Sportvorstand nicht rausreden.

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