BVB ärgert Bayern Kein Münchner Wunder-"Gelaber" nach wildem Klassiker
Das Meisterstück der Bayern bleibt aus. Doch der Klassiker ohne Sieger weckt in München und beim BVB Zuversicht für die Champions League. Und Thomas Müller sagt, was er am Traum von Uli Hoeneß mag.
Der neue Klassiker-Rekordhalter Thomas Müller mochte sich nicht mit dem verpassten Meisterstück des FC Bayern aufhalten. Die scheidende Club-Ikone richtete den Blick vielmehr umgehend auf seine Champions-League-Ziele und die nötige Aufholjagd bei Inter Mailand. "Ein Wunder braucht es nicht", sagte Müller nach dem erst lahmen und dann umso wilderen 2:2 gegen Borussia Dortmund.
Die Leverkusener Steilvorlage nach dem 0:0 gegen den 1. FC Union Berlin vermochten die Münchner in dem Bundesliga-Evergreen gegen den BVB nicht zum entscheidenden Acht-Punkte-Vorsprung in der Tabelle zu nutzen. Bayern-Sportvorstand Max Eberl bemühte den Grünen-Politiker Robert Habeck bei seiner Analyse: "Hätte, wäre, aber – ist alles nur Gelaber. Das hat Herr Habeck gesagt im Wahlkampf."
Kimmich fordert: Müssen erwachsener werden
Der Abstand auf Doublesieger Leverkusen um den weiter umgarnten Wunschspieler Florian Wirtz bleibt für den Liga-Primus aber bei komfortablen sechs Punkten. Der Rathaus-Balkon kann schon mal für die Feier des 34. Meistertitels gebucht werden. Dagegen ist der vollmundig verkündete "Titel dahoam" nach dem 1:2 im Viertelfinal-Hinspiel gegen Inter in weite Ferne gerückt.
"Wir müssen erwachsener und effektiver werden", mahnte Nationalelf-Kapitän Joshua Kimmich vor dem Spiel bei der abgezockten Inter-Garde. "Was mich momentan am allermeisten ärgert, ist, dass ich das Gefühl habe, dass wir eigentlich fast immer die bessere Mannschaft sind und sich das aber nicht auf das Ergebnis niederschlägt", sagte der 30-Jährige.
"Das wäre das größte Fußball-Wunder"
Während die Münchner fast vier Jahrzehnte nach der als "Wunder von Mailand" deklarierten Aufholjagd bei Inter im Jahr 1988 die Notwendigkeit eines neuen Fußball-Wunders verneinten, bräuchte der BVB nach dem 0:4 in Barcelona genau das.
"Das wäre wahrscheinlich das größte Fußball-Wunder in der Geschichte von Borussia Dortmund", sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken vor der Mission Impossible gegen die Barça-Offensivmacht von Trainer Hansi Flick.
Im Bundesliga-Klassiker war für beide Rivalen ein Sieg möglich. Nach dem 0:1 durch Maximilian Beier (48. Minute) wendeten die Bayern durch Tore der Joker Raphaël Guerreiro (65.) und Serge Gnabry (69.) zunächst das Spiel. Verteidiger Waldemar Anton rettete dem BVB aber doch noch einen Punkt (75.).
"Das war wie ein Pokalspiel. Für so ein Spiel würde ich ein Ticket kaufen. Aber als Trainer willst du mehr Kontrolle haben", kommentierte Trainer Vincent Kompany. Sein Ensemble geriet im dritten Spiel nacheinander in Rückstand.
Müller gefällt Hoeneß" Traum
Die Münchner haderten in Gruppenstärke mit ihrer Chancen-Verwertung, was Müller amüsant auf den Punkt brachte. "Fußball ist nicht nur, okay, wer hat mehr Torchancen herausgespielt. Sondern hauptsächlich, wer hat den Ball hinter die Linie gebracht und wie oft", sagte der 35-Jährige.
Der von Ehrenpräsident Uli Hoeneß geäußerte Traum, Müller würde am 31. Mai im Endspiel in der Allianz-Arena das Siegtor schießen, gefällt auch diesem. "Ich finde den Traum eigentlich ganz romantisch und schön", sagte Müller.
Doch Müllers langer Königsklassen-Romanze droht am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) im San Siro eine schmerzhafte Scheidung. Richtigen Schwung für die Wende brachte der Klassiker jedenfalls nicht. Zum einen lässt die von Ausfällen gehandicapte Abwehr um den beim 0:1 patzenden Minjae Kim zu einfache Gegentore zu. "Es wirkt nicht so, dass der Gegner immer einen enorm überragenden Spielzug braucht, um ein Tor gegen uns zu machen", sagte Müller.
Kane: Waren nicht eiskalt
Zum anderen betreibt die Münchner Offensive um Harry Kane aktuell viel Chancenwucher, der Siege kostet. "Wir waren nicht eiskalt genug im letzten Drittel", haderte Torjäger Kane, der gegen Inter und den BVB torlos blieb. "Aber wir glauben aneinander, dass wir weiterkommen."
Allen voran Müller, der als Kapitäns-Vertreter für den weiter verletzten Manuel Neuer das "richtige Mindset" für Mailand propagierte: "Wenn der FC Bayern auswärts ein Spiel gewinnt mit einem Tor oder vielleicht sogar mit zwei - da würde ich nicht von einem Wunder sprechen."
Die Reaktion nach der Barça-Demütigung weckte derweil bei der Borussia Hoffnung, dass der Kampf um einen internationalen Startplatz in der neuen Saison doch noch im Endspurt gelingen könnte. "Wir sind in der Jägerrolle. Ich bin gespannt, wie andere Mannschaften, die eine ganze Zeit gar nicht geglaubt haben, um die internationalen Plätze mitzuspielen, damit umgehen. Da entsteht eine Druck-Situation", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl.
BVB-Warnung: Geht um sehr viele Millionen
Der BVB liegt drei Punkte hinter einem Europapokalplatz. "Jeder Punkt, jeder Sieg ist wichtig, weil am Ende, egal wo wir europäisch spielen, es kann dann um sehr viele Millionen (Euro) gehen", sagte Geschäftsführer Ricken.
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Erst einmal muss aber am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) der ramponierte internationale Ruf gegen die Katalanen aufpoliert werden. "Für mich geht es darum, dass wir das Spiel so angehen, dass wir es gewinnen wollen und in unserem Stadion zeigen, dass wir mit Barcelona mithalten können", sagte BVB-Trainer Niko Kovac.
- Nachrichtenagentur dpa