Eintracht-Fans protestieren Aufregung um Job von Ex-Grünen-Chef
Der Ex-Grünen-Chef Omid Nouripour soll Eintracht Frankfurt beraten. Das sorgt offenbar unter den Fans für Empörung. Im Klub wachsen die Sorgenfalten.
Die Nachricht sorgte für Schlagzeilen: Der ehemalige Parteivorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, Omid Nouripour, wechselt zu Eintracht Frankfurt. Bei dem Bundesligaklub soll der Politiker als Nachhaltigkeitsberater anfangen, schrieb die "Bild"-Zeitung.
Stimmt nicht, sagte Nouripour nun der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Es gebe keinen Job bei Eintracht Frankfurt für ihn, lediglich eine ehrenamtliche Tätigkeit. Diese habe auch vorher schon bestanden, nach seinem Ausscheiden aus der Politik soll sein Einsatzbereich jedoch ausgeweitet werden. Wie genau das im Einzelnen aussehen soll, wisse er auch bisher nicht, so der 49-Jährige.
Er betonte, dass er nicht hauptamtlich für den Klub tätig sein werde, also auch kein Gehalt beziehe. "Es gibt keinen Arbeitsvertrag. Ich bin kein Angestellter von Eintracht Frankfurt", so Nouripour in der "SZ".
Es gibt also offensichtlich noch Klärungsbedarf zwischen dem Klub und dem Ex-Grünen-Chef. Fakt ist, dass die Eintracht Nouripour auf ihrer Aktionärs-Hauptversammlung am Montag auch offiziell zum Nachhaltigkeitsbeauftragten bestellte. In der entsprechenden Mitteilung zu dem Vorgang heißt es:
"Der 49-Jährige berät den Aufsichtsrat als Experte für gesellschaftliche und politische Zusammenarbeit in allen Nachhaltigkeitsfragen und wird in dieser Rolle nicht nur als Gast an den Sitzungen des Aufsichtsrats teilnehmen, sondern ist darüber hinaus weiter auch Vorsitzender des vom Vorstand eingesetzten Nachhaltigkeitsbeirats der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Diese Funktion begleitet er seit Gründung des Gremiums im Dezember 2022".
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"Nouripour ist ein absoluter Fachmann"
Abgesehen von der Verwirrung um Nouripours Arbeitsverhältnis und den genauen Zuschnitt seines Aufgabenbereichs gibt es bei der Eintracht offenbar noch ein Problem zu klären. Denn wie die "Bild" weiter berichtet, soll Nouripours – nennen wir es mal Mitwirken – in der Geschäftsstelle des Klubs nicht gerade auf Begeisterung stoßen.
Demnach hätten bereits Hunderte Fans damit gedroht, ihre Klubmitgliedschaft aufzukündigen. In sozialen Netzwerken wie X sind üble Beschimpfungen gegen Nouripour zu lesen, dort wird er unter anderem wegen seiner Herkunft angefeindet. Nouripour wurde im Iran geboren und wuchs in Frankfurt am Main auf.
Auch wird ihm bei X Doppelmoral vorgeworfen, weil er nach seinem Rücktritt vom Grünen-Spitzenamt nun angeblich im Fußball abkassieren wolle. Nouripour ist seit Langem bekennender Anhänger und Stadionbesucher der Eintracht und Mitbegründer des Fanklubs "bundesAdler" im Deutschen Bundestag.
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Das Rumoren unter den Anhängern scheint so groß zu sein, dass ein Eintracht-Sprecher bei der "Bild"-Zeitung in Sachen Nouripour Stellung bezog.
"Omid Nouripour ist auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit ein absoluter Fachmann und Experte. Er hat ein großes Eintracht-Herz und möchte seine Expertise und sein Netzwerk für den Klub zur Verfügung stellen. Einen parteipolitischen Hintergrund gibt es hier selbstverständlich nicht. Eintracht Frankfurt ist offen für Fachleute aus allen Bereichen", heißt es.
Der Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft
Traditionell gilt der Klub in weiten Teilen als stark werteorientiert und eher linkspolitisch engagiert. Unter dem ehemaligen Präsidenten Peter Fischer bezog die Eintracht deutlich Position gegen rechtspopulistische Tendenzen, Rassismus und Antisemitismus. Fischer hatte sogar einen AfD-Bann verkündet: Wer die Partei wähle, könne nicht Mitglied der Eintracht sein. Das sorgte schon damals für Aufregung im Klub.
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Im Frühjahr hatte der Ex-Präsident im Interview mit RTL eine weitere, scharfe Attacke gegen AfD-Wähler geritten, indem er diese mit Nationalsozialisten verglich und indirekt zur Gewalt aufrief. "Gebt ihnen Ohrfeigen, kotzt ihnen ins Gesicht. Die müssen sich bewusst werden – das ist nicht nur ein Kreuz. Damit bist du Nationalsozialist, nichts anderes", hatte Fischer gesagt.
Seitdem der extrovertierte Eintracht-Boss weg ist, laufen die Geschäfte bei dem Klub ruhiger. Der neue Boss Matthias Beck pflegt einen anderen Stil als Fischer. Weniger lautstark, weniger provokativ. Doch der "Bild"-Berichterstattung zufolge zeigt der Fall Nouripour, dass man sich wohl hinter vorgehaltener Hand um das Selbstverständnis der Fan-Basis sorgt. Demnach hätte die Berufung eines AfD-Politikers als Berater weniger Empörung hervorgerufen, als die Beförderung eines Grünen, berichtet "Bild" unter Berufung auf hochrangige Klub-Verantwortliche.