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Paul Wanner: Fußball-Deutschland spricht über "Zehner mit der Zahnspange"


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Bayern-Juwel bei Überraschungsteam
Über ihn spricht ganz Fußball-Deutschland


Aktualisiert am 03.09.2024Lesedauer: 4 Min.
Paul Wanner: Der Offensivmann des 1. FC Heidenheim steht im Fokus.Vergrößern des Bildes
Paul Wanner: Der Offensivmann des 1. FC Heidenheim steht im Fokus. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler)
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Sein Klubcoach versucht die Euphorie um ihn zu bremsen, doch Paul Wanner ist in aller Munde. Sogar für Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Er ist erst 18 Jahre alt und schon ein Mann für die Geschichtsbücher. Oder gerade deswegen. Als Paul Wanner am Sonntag in der 9. Minute seinen Elfmeter für den 1. FC Heidenheim im Spiel gegen den FC Augsburg verwandelte, sicherte er sich den Eintrag als jüngster Elfmeter-Torschütze der Bundesliga-Historie. Mit 18 Jahren und 253 Tagen. Er unterbot Manfred Kaltz, der einst mit 18 Jahren und 310 Tagen für den Hamburger SV traf.

Es ist die erste Bundesliga-Bestmarke des Teenagers, der dank seines furiosen Saisonstarts mit dem 1. FC Heidenheim, zu dem er in vier Einsätzen vier Tore und zwei Vorlagen beisteuerte, von sich reden macht. An einer weiteren Rekordmarke schrammte er nur um zwei Wochen vorbei. Mit 16 Jahren und 15 Tagen wurde er im Januar 2022 zum zweitjüngsten Bundesligaspieler der Geschichte.

Nur Dortmunds Youssoufa Moukoko war noch jünger (16 Jahre, 1 Tag). Immerhin: Einen klubinternen Rekord beim FC Bayern, wohin er im Alter von 13 Jahren gewechselt war und wo er noch heute unter Vertrag steht, stellte Wanner damit auf.

Der Mann, der ihm dazu verhalf, heißt Julian Nagelsmann. Der heutige Bundestrainer bescherte Wanner damals gegen Gladbach (2:0) die ersten Bundesligaminuten, als Großteile des Kaders wegen einer Covid-Infektion ausfielen.

Nagelsmann oder Rangnick? Wanner hat die Wahl

"Er ist auf jeden Fall ein Spieler, den ich im Auge habe, den wir in Zukunft fördern müssen", versprach Nagelsmann seinerzeit. Im Auge hat er ihn tatsächlich auch noch heute, nur in anderer Funktion.

So sehr, dass Wanner sogar Gesprächsthema bei der DFB-Pressekonferenz am Montag vor den ersten beiden Länderspielen nach der EM war – obwohl er gar nicht nominiert ist. "Mich freut seine Entwicklung. Er ist ein Spieler mit sehr viel Potenzial und Tempo, den wir beim DFB fest in unseren Planungen haben", sagte Nagelsmann angesprochen auf seinen einstigen Schützling. "Wie früh er zur A-Nationalmannschaft stößt", so der Bundestrainer, "entscheidet er selber."

Aber: Dass Wanner eines Tages auch für die A-Nationalmannschaft des DFB aufläuft, ist noch gar nicht so sicher. Nicht, weil man leistungsmäßig Zweifel hegen müsste. Vielmehr deshalb, weil Wanners Mutter aus Österreich stammt. Sohn Paul kam im dortigen Dornbirn im Vorarlberg zur Welt und könnte somit auch für "Rot-Weiß-Rot" auflaufen.

Deren deutscher Teamchef Ralf Rangnick hält genau wie Nagelsmann große Stücke auf Wanner und buhlt um ihn. Im November 2022 trainierte Wanner sogar schon einmal bei Rangnicks ÖFB-Auswahl mit. In den U-Nationalmannschaften lief er bislang jedoch ausschließlich für DFB-Teams auf.

Schmidt bremst: "Es ist mir zu viel Paul Wanner"

Gelassen gibt sich daher auch DFB-U21-Trainer Antonio Di Salvo: "Fakt ist, dass er sich erst mal für Deutschland entschieden hat. Alles andere zählt für mich nicht." Bei den kommenden U-Länderspielen gegen Israel und Estland ist Wanner dennoch nicht dabei. Nach intensiven englischen Wochen will der Teenager die Zeit zur Erholung nutzen – auf eigenen Wunsch.

Das wird auch seinem Klubtrainer mehr als recht sein. Frank Schmidt ist bemüht, den Hype um seinen Youngster möglichst kleinzuhalten: "Er ist schon sehr weit für sein Alter, keine Frage. Aber ich bitte da wirklich um Verständnis: Es ist mir zu viel Paul Wanner", wurde Schmidt nach dem 4:0 gegen den FC Augsburg und dem Sprung an die Tabellenspitze der Bundesliga deutlich.

Noch bis Saisonende darf sich der FCH-Trainer über die Spielkünste seines Zehners mit der Zahnspange freuen. Dann endet das Leihgeschäft mit dem FC Bayern, wo Wanner einen Vertrag bis 2027 besitzt. Bis dahin sei Schmidts Heidenheim "der perfekte Klub" für den jungen Spielgestalter, lobte Nagelsmann.

"Eines der größten Talente, das wir haben"

Vergangenen Donnerstag konnte Schmidts Boss Holger Sanwald seine Begeisterung über Wanner weniger verbergen, als es Schmidt recht gewesen sein dürfte: "Dass er jetzt mit 18 solche Sachen macht, das haben wir auch nicht gewusst. Wir haben es natürlich gehofft und darauf gesetzt. Ich bin so glücklich und halte ihn für eines der größten Talente, das wir im deutschen Fußball haben", schwärmte Heidenheims Klub-Boss im SWR-Interview.

Sein Verein hatte wenige Momente zuvor Historisches geschafft und sich für die Ligaphase der Conference League qualifiziert. Mit großem Zutun Wanners, der als Joker den Ausgleich schoss und den Siegtreffer mustergültig auflegte. Da kann man schon mal ins überschwängliche Schwärmen kommen, auch wenn das der eigene Trainer nicht gerne hört.

Doch der macht sich wenig Sorgen, dass Wanner die Aufmerksamkeit zu Kopf steigt. Schmidt weiß bei seinem Linksfuß nicht nur um dessen Qualitäten auf, sondern auch abseits des Platzes. "Das Schöne ist", sagte Schmidt, "ihm brauche ich das nicht zu erklären. Das muss ich nach draußen erklären, dass man mal den Ball ein bisschen flach hält. Er spielt einfach nur Fußball, da hat er Freude dran und da braucht man danach gar nicht so viel Lobhudelei."

Und in der Tat ist Wanner auffällig unauffällig neben dem Platz: Keine extravaganten Frisuren, keine Tattoos, keine markigen Sprüche und ein Social-Media-Auftritt, der sich rein auf fußballerische Inhalte konzentriert. "Ich habe ein gutes Elternhaus zu Hause, ich bin da gut aufgehoben", sagt er selbst demütig.

Sanwald bestätigt: "Das ist ein ganz fleißiger, bescheidener Junge aus einem Top-Elternhaus, der unheimlich ehrgeizig ist und sehr genau und wohlüberlegt seine nächsten Schritte plant." Vergangenes Jahr die Leihe zum damaligen Zweitliga-Aufsteiger Elversberg, diese Saison eine Klasse höher in Heidenheim.

Nächstes Jahr dann Champions League bei Bayern? Zukunftsmusik. Zunächst einmal ist Wanner der Senkrechtstarter dieser Spielzeit, über den ganz Fußball-Deutschland viel und gerne spricht. Mit zwei kleinen Ausnahmen – sein Trainer und er selbst.

Verwendete Quellen
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