Kurioser Fall "Bin unschuldig": Ex-Schalke-Talent meldet sich auf seiner Flucht

Hiannick Kamba liefert die Fortsetzung seiner Geschichte: Der Mann begann als Fußballer – und ist mittlerweile ein Flüchtiger.
Erst vielversprechendes Schalke-Talent, dann tot geglaubt, vermeintlich entführt und nun wegen Versicherungsbetrugs auf der Flucht: Jetzt schreibt Hiannick Kamba am nächsten Kapitel seiner ohnehin schon schier unglaublichen Geschichte.
Der mittlerweile 33-Jährige, der per internationalem Haftbefehl gesucht wird, meldete sich nämlich auf der Flucht vor der Justiz zu Wort. "Ich bin unschuldig. Ich bin sehr enttäuscht von Deutschland. Die hatten und haben null Beweise gegen mich, aber wollen mich erst ins Gefängnis schicken und dann abschieben. Dann lieber geh' ich freiwillig nach Afrika", teilte Kamba der "Bild"-Zeitung via E-Mail mit. Er sei jetzt bei seinem zwei Jahre alten Sohn, der ihn brauche. In Deutschland, so Kamba, habe er sich immer vorbildlich verhalten.
Dort stehen allerdings heftige Vorwürfe gegen ihn im Raum. Die Schuld dafür sieht er bei seiner Ex-Frau, die ebenfalls in den Fall verwickelt ist. "Aber Deutschland möchte mich als böse darstellen, nur weil ich mal bei Schalke gespielt habe", behauptete Kamba in dem Schreiben. "Für mich hat keiner seinen Job richtig gemacht. Richter, Staatsanwalt, Kriminalpolizei und Polizei ... Als Ausländer hat man bei so was eh keine Vorteile, auch wenn man unschuldig ist. Das ist leider die Wahrheit."
Kamba: Erst totgeglaubt, jetzt auf der Flucht
Mit der Wahrheit hatte er es in seinem kuriosen Fall und dem Prozess, der ihm gemacht wurde, allerdings offenbar selbst nicht allzu genau genommen. Was war überhaupt passiert? In der Saison 2003/2004 spielte er noch an der Seite von Manuel Neuer in der A-Jugend des FC Schalke. Zwölf Jahre später schockierte die Nachricht über seinen plötzlichen Tod den Gelsenkirchener Bundesligaklub. Doch ganz offensichtlich war Kamba 2016 gar nicht bei einem Autounfall in seiner Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, verstorben.
Die Essener Oberstaatsanwältin Anette Milk sagte der "Bild"-Zeitung, Kamba habe sich bereits 2018 bei der deutschen Botschaft in Kinshasa gemeldet, um den Betrug aufzudecken: "Er gab an, im Januar 2016 bei einer Reise im Landesinneren des Kongo von seinen Begleitern nachts verlassen und ohne Papiere, Geld, Telefon etc. zurückgelassen worden zu sein." Vermutlich habe seine damalige Frau infolgedessen eine Sterbeurkunde ausgehändigt bekommen, mit der sie in Deutschland die Versicherung geprellt habe.
Es geht um 1,2 Millionen Euro
Die angebliche Verschleppung durch seine eigene Mutter und Verwandte in ein entlegenes Dorf kaufte ihm aber niemand ab. Staatsanwalt Hauke Schlick war überzeugt, dass das Paar durch den vorgetäuschten Tod die Versicherung prellen wollte, um an eine Versicherungssumme in Höhe von 1,2 Millionen Euro zu gelangen. "Witwe" und "Todesopfer" hätten sich dann jedoch zerstritten.
Ende November 2021 wurden Kamba und seine Frau als Komplizin vom Landgericht Essen wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die beiden zogen anschließend vor den Bundesgerichtshof – der das Urteil aber am 28. September 2022 für rechtskräftig erklärte. Seitdem sitzt zumindest Kambas Ex-Frau ihre Strafe ab. Via "Bild" beteuerte auch sie ihre Unschuld und sagte: "Durch seine Flucht ist wohl klar geworden, wem man glauben kann und wem nicht." Fortsetzung folgt.
- bild.de: "Totgeglaubter Ex-Schalker auf der Flucht"