Trotz früher Führung HSV verpasst das Wunder – Stuttgart gewinnt Relegation
Nach dem 0:3 im Hinspiel hatte der HSV kaum eine Chance auf das Weiterkommen. Doch im Rückspiel sah es kurz danach aus, als könnte ein Wunder passieren.
Der Hamburger SV wird zum sechsten Mal in Folge in der 2. Liga spielen. Das Team von der Elbe verlor am Montagabend sein Heimspiel in der Bundesliga-Relegation mit 1:3 gegen den VfB Stuttgart. Das vom HSV erhoffte Wunder nach dem 0:3 im Hinspiel blieb also aus.
Dabei sah es in der ersten Hälfte noch danach aus, als könnte das Team von Trainer Tim Walter für eine Überraschung sorgen. Schon nach sechs Minuten führte Hamburg nach einem Tor von Sonny Kittel. In der zweiten Hälfte drehte Stuttgart dann das Spiel dank zweier Treffer von Enzo Millot (48. und 64.). Silas Katompa Mvumpa sorgte in der siebten Minute der Nachspielzeit für den Endstand.
So lief das Spiel
Viel war gesprochen worden über eine vermeintliche Magie des Volksparkstadions, in dem die Hamburger seit über sieben Monaten nicht mehr verloren hatten. "Wunder gibt es immer wieder", hatte Sportvorstand Jonas Boldt kurz vor dem Anpfiff bei Sky gesagt. Und dann kam auch schon Kittel. Der 30-Jährige schoss den Ball aus dem Lauf aus gut 25 Metern ins Tor, Zehntausende HSV-Fans jubelten, Trainer Tim Walter brüllte seine Freude heraus.
Wie fragil das Hamburger Glück aber war, zeigte sich fast unmittelbar im Anschluss, als der im Hinspiel starke Chris Führich nur das Außennetz traf (7.). Und noch viel mehr, als Serhou Guirassy artistisch aus der Drehung den vermeintlichen Ausgleich erzielte (17.). Der Treffer zählte aber wegen einer vorausgegangenen Abseitsstellung auf Höhe der Mittellinie nicht.
Der Bundesligist trat zwar in dieser Phase nicht so selbstsicher auf wie im Hinspiel. Die Auswahl von Trainer Sebastian Hoeneß, der ausdrücklich vor der Atmosphäre gewarnt hatte, blieb aber gefährlich. HSV-Torwart Heuer Fernandes, der im Hinspiel Schlimmeres für die Hamburger verhindert hatte, rettete innerhalb weniger Sekunden doppelt vor heranrauschenden Stuttgartern (23./24.).
Von zunächst folgenlosen Wacklern abgesehen präsentierte sich der HSV deutlich besser in den Zweikämpfen als am vergangenen Donnerstag. Für den erkrankten Jonas David hatte Walter den Leihspieler Javi Montero ins Defensivspiel geschickt. Offensiv versuchten insbesondere Jean-Luc Dompé und Kittel, mit Tempo für Torgefahr zu sorgen.
Glatzels Schuss geht am Tor vorbei
Beim VfB hütete statt des weiterhin angeschlagenen Fabian Bredlow wieder Florian Müller das Tor. Der 25-Jährige zeichnete sich nach dem frühen Gegentor bis zur Pause noch bei einem Kopfball von Bakery Jatta aus, da lief aber schon die Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Der aussichtsreiche Kraftschuss von Robert Glatzel war ohne Zutun von Müller am VfB-Tor vorbeigegangen (40.).
Seinen höchsten Heimsieg gegen Stuttgart hatte der HSV im Oktober 2019 gefeiert. Bei dem Zweitliga-6:2, das am Montag für den Aufstieg gereicht hätte, war Walter noch VfB-Trainer. Als Hamburger Coach sah er nach dem Ausgleichstor noch angestrengter der Partie seiner mit im Schnitt 27,4 Jahren bislang ältesten HSV-Startelf zu. Millot traf nach Vorlage von Guirassy und belohnte den VfB für den deutlich besseren Start in die zweite Halbzeit.
Der HSV brauchte jetzt wieder drei Tore, um wenigstens die Verlängerung zu erzwingen. Im Stadion wurde es in dieser Phase merklich ruhiger, die gut 6000 mitgereisten VfB-Fans waren deutlich besser zu hören.
Die Stuttgarter Profis agierten in den Folgeminuten kompakter, lauerten immer wieder auf den nächsten Konter. Als bei Millots zweitem Tor auch noch Heuer Fernandes beim Passspiel schwer patzte, lief die Partie endgültig gegen die Hamburger. Nach dem Jubel der VfB-Profis vor den HSV-Fans und der folgenden Rudelbildung verteilte Schiedsrichter Bastian Dankert mehrere Gelbe Karten. Glatzel kam im Anschluss zur bis dahin besten Hamburger Chance der zweiten Hälfte (74.). Doch am Ausgang der Relegation änderte sich nichts mehr.
- Nachrichtenagentur dpa