Sorge bei Bundesliga-Klubs Was es mit dem K.o.-Tropfen-Skandal auf sich hat
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aufregung in der Bundesliga. Die Polizei ermittelt wegen Verdachtsfällen von K.o.-Mitteln in Stadien. t-online gibt einen Überblick zur aktuellen Lage.
Müssen sich Fußballfans vor dem Stadionbesuch in der Bundesliga jetzt Sorgen um ihre Gesundheit machen? Am Donnerstag gab der SC Freiburg bekannt, dass es "in der Bundesliga zuletzt vermehrt auftretende Verdachtsfälle von K.o.-Mitteln in Stadien" gegeben haben soll.
Was bedeutet das genau? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen zu den Vorfällen.
Was genau ist passiert?
Beim Bundesligaspiel gegen Hoffenheim soll es in Freiburg am letzten Wochenende bei mehreren Stadionbesuchern zu Symptomen gekommen sein, "bei denen der Verdacht auf die Verabreichung von sogenannten K.o.-Tropfen besteht". Das teilten die Freiburger am Donnerstag mit. Entsprechende Strafanzeigen wurden zwischenzeitlich bei der Polizei erstattet, die nun die Ermittlungen aufgenommen hat.
Welche Klubs sind bisher konkret betroffen?
Neben dem SC Freiburg auch Werder Bremen. Vor dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen hatte der Klub die Fans vor dem möglichen Einsatz von K.o.-Tropfen im Stadion gewarnt, da es zuvor zu mehreren Verdachtsfällen in der Ostkurve des Weserstadions gekommen sein soll.
In einer Mitteilung hatte der Klub geschrieben: "Werder möchte auf eine Zunahme der Vorfälle auch im Umfeld des Stadions, dem Bremer Viertel, das nicht zuletzt vor und nach Heimspielen am Osterdeich bei Fans beliebt ist, aufmerksam machen."
Was sind sogenannte K.o.-Tropfen?
Als K.o.-Tropfen werden umgangssprachlich sedierend wirkende Stoffe bezeichnet, die nicht selten im Rahmen von Sexual- oder Raubdelikten genutzt werden, um Betroffene zu betäuben und wehrlos zu machen. So warnt auch Werder Bremen seine Fans auf der Homepage.
Die Tropfen sind meist farb- und geruchslos, schmecken leicht salzig und werden zum Beispiel in Getränke, Speisen oder andere Drogen gemischt. Das Schlimme: Bereits nach wenigen Stunden sind die Stoffe schon nicht mehr im Körper nachweisbar, da die Droge schnell und über die Atemwege abgebaut wird.
Der Weiße Ring, eine Hilfsorganisation für die Opfer von Kriminalitätsfällen, schreibt dazu: "Bereits nach zehn bis 20 Minuten setzen Schwindelgefühle und Übelkeit ein. Typisch für K.-o.-Tropfen ist der Gedächtnisverlust. Das Opfer hat hinterher keinerlei Erinnerungen, was von Beginn der Wirkung der Tropfen bis zu deren Abklingen geschehen ist."
Wer oder was steckt hinter den Vorfällen in den Bundesligastadien?
Das ist noch völlig unklar. Das werden die Ermittlungen der Polizei zeigen müssen.
Was können Fans jetzt tun?
Der SC Freiburg hat seinen Fans hilfreiche Tipps an die Hand gegeben, die auch von Experten unterstützt werden. Dazu gehört, bestellte Getränke nur selbst entgegenzunehmen und sie nicht offen und unbeaufsichtigt stehenzulassen. Zur Hilfe könne man einen Schal oder eine Serviette nehmen, um das Getränk abzudecken. Wichtig: Unbekannte mit Getränken oder Speisen abblitzen lassen.
Des Weiteren ist es ratsam, sich bei Unwohlsein oder Anzeichen von Übelkeit sofort an eine Vertrauensperson, die Polizei, Ordner oder Sanitäter zu wenden.
Was tun die Klubs gegen die Vorfälle?
Freiburg und Bremen gaben Warnungen auf ihren Klub-Homepages heraus. In allen Stadien sind die Sicherheitsvorkehrungen ohnehin schon sehr hoch. Ordner, Polizei und Sanitäter dienen am besten als erste Anlaufstelle bei Verdachtsfällen.
Hertha BSC hat mit "Wo ist Lotte?" ein Schutzkonzept erstellt. Fans, die Diskriminierung, Belästigung, Bedrohung, Bedrängnis, Beleidigung oder Gewalt erfahren oder mitbekommen, können das ehrenamtliche "Team Lotte" im Stadion ansprechen und bekommen sofort Hilfe. Mit dem Codewort "Wo ist Lotte?" kann man sich auch an sämtliches Stadion- oder Hertha-Personal wenden.
Auch Bayer Leverkusen bietet Ähnliches an. In Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt e.V. Frauennotruf Leverkusen, der Bayer 04-Fanbetreuung und dem Fanprojekt Leverkusen e.V. gibt es ein Hilfsangebot für betroffene Personen bei sexueller Belästigung im Stadion. Die Kampagne heißt "Luisa ist hier!".
Leverkusen schreibt dazu: "Im Bedarfsfall können betroffene Personen das BayArena-Personal ansprechen, beispielsweise Servicebedienstete oder Sicherheitsbeauftragte. Die Betroffenen werden anschließend mit den im Vorfeld speziell geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit einem "Hier ist Luisa"-Ansteckbutton an der Kleidung zusammengebracht und erhalten von ihnen, je nach Bedarf, individuelle Hilfe."
- scfreiburg.de: "Präventive Maßnahmen zu K.o.-Mitteln"
- bild.de: "K.o.-Tropfen-Angst bei Bundesliga-Spiel!"
- werder.de: "Sensibilisierung für zunehmenden Einsatz von K.o.-Mitteln"
- weißerring.de: "Tipps gegen K.o.-Tropfen"
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche