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Immel droht Anklage wegen Betrugs: Immer wieder Ärger mit Eike


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Ex-Nationalkeeper Immel in Erklärungsnot
Immer knapp bei Kasse


Aktualisiert am 18.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Eike Immel: Der frühere DFB- und Meistertorwart des VfB Stuttgart könnte bald wieder Ärger mit der Justiz kriegen. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)
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Eike Immel droht eine Anklage wegen 49-fachen Betrugs. Es ist nicht das erste Mal, dass der Ex-Bundesligatorwart negativ auf sich aufmerksam macht.

Leer sieht der Blick von Michael Lampel auf dem Foto aus. Ganz so, als frage er sich, wie es zu alledem erst kommen konnte. Auf dem Bild hält er eine Strafanzeige in die Kamera. Gegen Eike Immel. 534-facher Bundesligaspieler, Deutschlands Nationaltorwart bei der Heim-EM 1988, Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart 1992. Ihm wirft Lampel Betrug in 49 Fällen vor. Der einstige Ausnahmekeeper soll den saarländischen Unternehmensberater um 18.000 Euro erleichtert haben (mehr dazu lesen Sie hier). Es ist das neueste Kapitel in der unrühmlichen Akte Eike Immels.

Schon mit 17 Jahren debütierte Immel für Borussia Dortmund im deutschen Profifußball, mit 18 war er unangefochtene Nummer eins beim BVB, sein Jahresgehalt betrug 300.000 Mark. Doch der Sohn eines Landwirts ließ sich vom immensen Geldregen regelrecht wegschwemmen: 110.000 Mark für einen Porsche Turbo, 20.000 Mark für eine ausgiebige Shopping-Tour samt Rolex-Armbanduhr, immer wieder halblegale Pokerrunden.

"Dachte, dass keiner besser ist als ich"

Immel, der als das größte deutsche Torwarttalent seit Sepp Maier galt, gab sein verdientes Geld mit beiden Händen wieder aus. Das, was vom Gehalt übrig blieb, vertraute er halbseidenen Beratern an, die es in wertlosen Immobilienfonds und Bauherrenmodellen versenkten.

Auch sportlich hörte er mitunter auf die falschen Leute. Am gravierendsten machte sich das nach der EM 1988 bemerkbar, als er völlig überstürzt seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärte, nachdem Teamchef Franz Beckenbauer im ersten WM-Qualifikationsspiel zur WM 1990 gegen Finnland Bodo Illgner den Vorzug gegeben hatte.

Im t-online-Interview verriet er im vergangenen Jahr rückblickend: "Ich dachte, dass keiner besser ist als ich – wurde aber nicht gut beraten. Mein Schwiegervater hat damals gesagt: ‚Wenn du zweiter Torwart bist, musst du sofort zurücktreten. Das ist eine Blamage für die ganze Familie.‘" Mit "grauen Haaren und etwas weiser", wisse er heute, dass es ein "Riesenfehler" war. Denn: "Zwei Jahre später wäre ich Weltmeister geworden – zugegebenermaßen habe ich das nicht im Ansatz erwartet. Aber so oder so, ob als erster oder zweiter Torhüter: Ich wäre Weltmeister geworden."

Immel lieh sich bei Schützling Geld – und war seinen Job los

Finanziell gelang Immel immer irgendwie der Balanceakt am Rande des Abgrunds. Über Jahre, ja sogar Jahrzehnte. Selbst nach seinem Karriereende 1997 kam nicht direkt der Fall. Christoph Daum, sein Meistertrainer von 1992, nahm ihn unter seine Fittiche, machte ihn bei Besiktas und später Fenerbahce Istanbul zu seinem Torwarttrainer. Immel ging einer geregelten, hochdotierten Tätigkeit nach – das Knapp-bei-Kasse-sein löste sich dennoch nicht in Luft aus.

Immel lieh sich beim damaligen Fenerbahce-Keeper Rüstü knapp 30.000 Euro. Die Auszahlung einer vertraglich zugesagten Erfolgsprämie ging ihm nicht schnell genug. Die Nummer flog auf und Daum ließ Immel fallen. "Das war scheiße und auch belastend, weil ich ja neutral bleiben muss als Torwarttrainer. Die Geschichte kam raus, das gab natürlich einen Riesenärger. Ich hätte das Geld niemals nehmen dürfen", resümierte Immel in seiner 2022 erschienenen, selbstbetitelten Biographie.

Nach seiner Rückkehr aus der Türkei und dem Fernbleiben monatlicher Bezüge ging es dann sehr schnell und sehr rapide abwärts für Immel: 2005 stand der Gerichtsvollzieher vor der Tür, forderte 40.000 Euro als Sofortzahlung oder eine eidesstattliche Erklärung. Immel sah sich Schachmatt gesetzt. 2007 die Einsicht, dass er pleite war und der Gang ins RTL-Dschungelcamp für eine Gage von schätzungsweise 70.000 Euro. 2008 folgte erst im April die Privatinsolvenz, dann im Juni die Verurteilung wegen Betrugs – er hatte einen Bekannten aus seinem Heimatort Stadtallendorf mit der Aussicht auf Rückzahlung mit 100 Prozent Zinsen innerhalb eines Monats um 15.000 Euro gebracht.

2012 drohte ihm die nächste Verurteilung: wegen Erwerbs von Kokain in 78 Fällen. Immel hatte sich Jahre zuvor mit Gestalten der Ruhrgebietsunterwelt herumgetrieben, einen vorbestraften Betrüger und Bordell-Mitbesitzer als Freund in sein Leben gelassen. Der einstige Dortmunder Fußballheld wurde in der Stadt seiner ersten Erfolge zwar freigesprochen, sein Ruf jedoch endgültig zerstört.

Angebliche Chatverläufe sollen Immel überführen

Nun, über zehn Jahre nach der Dortmunder Rotlicht-Episode, droht Immel erneut der Gang vor den Richtertisch. Sein vermeintliches neues Opfer soll Immel mit angeblichen Beraterhonoraren des Emir von Katar gelockt haben, wie in der "Bild" und der "Welt" geteilte Chatverläufe dokumentieren sollen.

Die von Lampel veröffentlichten Beweise für seine Betrugsvorwürfe offenbaren eine hanebüchene Lügengeschichte, die sich Immel immer wieder und immer weiter zusammengestrickt haben soll. "Was für ein Tag! Habe unendliche Neuigkeiten. Habe mit Beckham und Raúl gesprochen. Ich freue mich schon dir das alles zu erklären. Wollte eigentlich Tamim (bin Hamad Al-Thani, der Emir von Katar, Anm. d. Red.) noch zurückrufen wenn ich mit dir gesprochen hätte", soll es da in einer Nachricht Immels heißen. In einer anderen, in der der 62-Jährige nach Geld fragt: "Wir sind unterwegs und müssen tanken. Mein Geld ist so gut verstaut, dass ich nicht drankomme. Kannst du bitte nochmal 150 Euro schicken!"

Warum das vermeintliche Betrugsopfer die Masche so lange mitmachte und der Überzeugung war, dass der Emir von Katar ihn, einen saarländischen Unternehmensberater, mit der PR für die Fußball-Weltmeisterschaft in seinem Land beauftragen wolle und diesen Deal dann auch noch kurioserweise über Immel als Mittelsmann abwickeln wollte, ist mindestens genauso fragwürdig wie Immels vermeintliche Lügengeschichte vom Emir, der mit dem Taxi vom Frankfurter Flughafen nach Elversberg reisen werde.

"Ich bin Geschäftsmann und gehe auch mal ins Risiko. Ich habe zu zwei Prozent geglaubt, dass seine Geschichten wahr sind. Deshalb habe ich immer weiter Geld überwiesen", rechtfertigte sich Lampel in der "Welt". Es waren zwei Prozent Leichtgläubigkeit, die ihn womöglich Tausende von Euro gekostet haben. Und für Immel womöglich wieder Ärger mit dem Gesetz bedeuten.

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