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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Heimsieg im Champions-League-Kracher Hiermit spielte Bayern den Gegner an die Wand

Der FC Bayern gewinnt das Hinspiel in der Champions League deutlich. Das Viertelfinale ist zum Greifen nah. Wie beendete Bayern den Alonso-Fluch?
Es dauerte nur wenige Sekunden im Nebel von München, bis Leverkusen den ersten Angriff startete. Über Nordi Mukiele und Jeremie Frimpong attackierte der Gast die linke Defensivseite der Bayern. Nach einem schönen Anspiel von Granit Xhaka kam Mukiele an der rechten Strafraumkante wieder an den Ball, doch Min-jae Kim konnte den Flankenversuch des Franzosen blocken. Die Gefahr war gebannt.
Und dennoch erweckte die Szene den Eindruck, als könnte es wieder losgehen wie im Februar, als Leverkusen im Bundesliga-Topspiel die Bayern nach Strich und Faden dominierte. Doch die 89 Minuten (plus Nachspielzeit) im Anschluss zeigten das Gegenteil. Bayern war das spielbestimmende Team und schlug Bayer Leverkusen deutlich mit 3:0 im Champions-League-Hinspiel.
Das Viertelfinale ist für die Bayern zum Greifen nah, auch wenn Thomas Müller auf t-online-Nachfrage nach dem Spiel betonte, dass im übertragenen Sinne "nur eine Halbzeit" gespielt sei.
Wenig zu sehen von "Augenhöhe"
Dass die Bayern am Mittwochabend Leverkusen so deutlich besiegten, kam für viele Beobachter und Experten überraschend. Stefan Effenberg hatte in seiner t-online-Kolumne beispielsweise von einem "richtigen 50/50-Duell" gesprochen, das "nicht bereits im Hinspiel entschieden" werde. Weltmeister Philipp Lahm sah in der "Sport Bild" beide Teams "auf Augenhöhe", bezeichnete Bayern aber als "leichten Favoriten".
Nach 90 Minuten zeigte sich jedoch, dass es keine Partie auf Augenhöhe war. Bayern hatte mehr Ballbesitz (65 zu 35 Prozent), einen höheren "Expected Goals"-Wert (2,68 zu 0,33) und eben auch mehr Tore. Angesichts der vergebenen Großchance durch João Palhinha kurz vor Schluss konnte Leverkusen froh sein, dass die Partie nicht 4:0 endete.
Aus dem Nichts kam diese Leistung der Bayern trotz der bisherigen Statistik gegen Bayer-Trainer Xabi Alonso aber nicht. Zwar konnten die Münchner vor dem Duell am Mittwochabend keines von sechs Spielen gegen den Spanier gewinnen, aber spielerisch unterlegen waren sie unter Trainer Vincent Kompany eigentlich nur in besagtem Ligaspiel im Februar.
Harry Kane – der X-Faktor
Die beiden Heimspiele in der Bundesliga (1:1) und im DFB-Pokal (0:1) liefen für Bayern zwar enttäuschend, doch der Auftritt an sich war weitaus besser als das Ergebnis. Das 1:1 in der Liga in München war Einbahnstraßen-Fußball in Richtung des Leverkusener Tors. 18 zu 3 Torschüsse lautete die Statistik, zweimal scheiterte der Rekordmeister am Aluminium. Es war ein glücklicher Punkt, den Granit Xhaka auch "gerne mitnahm".
Im DFB-Pokal fehlte den Bayern Stürmerstar Harry Kane verletzt, dazu flog Manuel Neuer nach nur 17 Minuten mit einer Roten Karte vom Platz. Dennoch war Bayern das Team mit mehr Ballbesitz und mehr Abschlüssen. Das Fehlen Harry Kanes erschwerte es aber, wirklich Gefahr im Leverkusener Strafraum zu entfachen. Denn einen weiteren klassischen Mittelstürmer hat Bayern nicht.
Am gestrigen Mittwochabend war Kane wieder dabei – und wurde auch gleich zum X-Faktor. Der Engländer zeigte genau, was den Bayern im Pokal gegen Leverkusen gefehlt hatte. Beim Führungstor bewies er seinen herausragenden Torinstinkt. Die präzise Flanke von Michael Olise landete perfekt auf Kanes Kopf, der den unaufmerksamen Mukiele in der Luft besiegte, der Ball zappelte im Netz.
Fortan war der Druck eigentlich auf Leverkusener Seite. Doch bis auf eine Großchance durch Jeremie Frimpong nach einem Fehler Dayot Upamecanos kam wenig von den Gästen. Auch, weil das Pressing der Bayern gut griff. Die hohe Abwehrlinie und der aggressive, offensive Spielstil Vincent Kompanys, der ihnen in der Champions League das ein ums andere Mal um die Ohren geflogen waren, sie funktionierten perfekt. Leverkusen verzweifelte immer wieder, Schlüsselspieler Florian Wirtz konnte kaum die Steckpässe spielen, die ihn so auszeichnen.
Neben dem X-Faktor Kane spielte dann auch das Glück eine Rolle, das im Ligaspiel mit zwei Aluminiumtreffern und einem gut aufgelegten Leverkusener Torwart noch gefehlt hatte. Bayer-Keeper Matěj Kovář glitt eine Flanke Joshua Kimmichs durch die Hände, Jamal Musiala staubte ab. Und beim 3:0 war es wieder X-Faktor Kane, der einen völlig fahrlässigen Abwehrfehler ausnutzte und sich nach Edmond Tapsobas Umklammerung im richtigen Moment fallen ließ, um den Strafstoß herauszuholen.
Bloß keine Passivität
Es waren also drei simple Zutaten, die das Spitzenspiel entschieden: ein Mittelstürmer mit Torinstinkt, Glück und Cleverness. In den vorherigen Heimspielen gegen Leverkusen unter Kompany fehlte diese Kombination. Taktik, Einstellung und Einsatz stimmten hingegen bereits damals.
Entscheidend wird es nun sein, wie die Bayern im Rückspiel am kommenden Dienstag in Leverkusen auftreten. Im Februar agierten sie überraschend passiv. Überlassen sie der Alonso-Elf erneut das Spiel, ist das Weiterkommen in Gefahr.
Eine auf die Abwehr fokussierte Münchner Mannschaft käme Bayer entgegen. Bayern muss sich wehren, muss aktiver werden und versuchen, Nadelstiche zu setzen. Dann ist der Einzug ins Viertelfinale kaum mehr etwas im Weg.
- Eigene Beobachtungen
- Sport Bild: Print vom 05.03.2025
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