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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuer Trainer beim FC Bayern Diese zwei Stars könnten von ihm profitieren
Es hat lange gedauert. Doch nun hat der FC Bayern einen neuen Trainer. Vincent Kompany ist eine Überraschungslösung, doch aufgrund seiner Fußballphilosophie könnte er zum Klub und einigen Bayern-Spielern passen.
Vom nordenglischen Burnley nach München ist es eine weite Reise, nicht nur geografisch, sondern auch fußballerisch. Vincent Kompany ist erst neulich mit Burnley aus der Premier League wieder abgestiegen.
Der Belgier, der zwischen 2006 und 2008 als Abwehrchef des Hamburger SV seine Spuren in der Bundesliga hinterließ, war zuvor vom Traditionsklub mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet worden. Doch der Gang zurück in die EFL Championship, die zweite englische Liga, war wohl kein erstrebenswertes Szenario für Kompany. Dass er jedoch ausgerechnet beim FC Bayern landen würde, ist in erster Linie der lange erfolglosen Trainersuche des Rekordmeisters geschuldet.
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Als A-Lösung geht Kompany somit nicht durch. Das beste Argument für den Belgier ist wohl der Erfolg von Xabi Alonso mit Bayer Leverkusen. Alonso kam ebenfalls als recht unerfahrener Trainer zur Werkself und hatte aufgrund seines Status als ehemaliger Topspieler und einer klaren fußballerischen Philosophie sofort Erfolg in der Bundesliga. Kompany hat sich in der Anfangszeit seiner Trainerkarriere beim RSC Anderlecht sowie bei Burnley viel Inspiration von Pep Guardiola geholt. Unter diesem spielte Kompany als Kapitän von Manchester City drei Saisons lang.
Grundkonzept passte nicht mehr zu Burnley
Ähnlich wie Guardiola, der beim FC Bayern immer noch einige Verehrer hat, weil er anders als viele vor und nach ihm stilprägend für den stolzen Klub war, möchte Kompany mit seinem Team den Ballbesitz und damit das gesamte Geschehen auf dem Rasen dominieren. Elemente des Guardiola'schen Positionsspiels wie auch von anderen Ballbesitztrainern, zum Beispiel Roberto De Zerbi, waren sowohl in Anderlecht als auch im ersten Jahr in Burnley, als Kompany mit den "Clarets" souverän in die Premier League aufstieg, zu erkennen.
Konkret sind das Dinge wie die Spielgestaltung über einen passstarken Außenverteidiger oder auch das nach vorn ausgerichtete Einrücken eines zweiten Außenverteidigers und die isolierte Positionierung eines explosiven Flügelstürmers. Positionswechsel und das Attackieren der offensiven Räume zwischen den gegnerischen Linien gehören zum Fußball, den Kompany sehen möchte und von seinen Spielern fordert.
In der zweiten Saison als Cheftrainer Burnleys wurde ihm vor allem zum Verhängnis, dass der Kader im Kontext der Premier League nicht die Qualität besaß, um weiterhin dominanten Fußball zu spielen und die notwendige defensive Absicherung zu bewerkstelligen.
Guerreiro und Mazraoui als Profiteure
Vor diesem Problem steht Kompany in Diensten des FC Bayern natürlich nicht. Wie man hört, sieht er auch zunächst keine Streichkandidaten im existierenden Kader, in welchem lediglich die Zukunft von Alphonso Davies als gänzlich ungeklärt gilt. Einige Bayern-Profis sollten derweil von Kompanys taktischer Philosophie profitieren.
Da wäre beispielsweise Raphaël Guerreiro, der die Rolle des passstarken und kreativen Außenverteidigers ausfüllen könnte. Zu Noussair Mazraoui als zweiter Außenverteidiger wiederum könnten die angesprochenen inversen Läufe passen. Offensivkräfte wie Jamal Musiala und Thomas Müller sollten von der positionellen Freiheit, die Kompany oftmals einige Kreativen gewährt, profitieren.
Der Knackpunkt in Kompanys erster Saison in München wird ohnehin nicht das taktische Konzept sein, sondern vielmehr die Frage, ob er sich angesichts seiner noch dünnen Trainervita, der Charaktere und Egos im Team und der rasch aufkommenden Unruhe im Klub wirklich durchsetzen kann. Der FC Bayern hat in der Vergangenheit schon weitaus abgeklärtere Trainer verschlissen – und dem Vernehmen nach ist Kompany in erster Linie die Wahl von Sportvorstand Max Eberl und nicht die der gesamten Führungsriege.
- Eigene Recherche