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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Thomas Müllers Zukunft Der ewige Bayer?
Thomas Müller ist das Gesprächsthema beim FC Bayern. Bleibt er auch nächste Saison in München? Er hätte seinen Platz wohl sicher.
Am vergangenen Samstag stand für den FC Bayern einmal mehr ein womöglich Meisterschaft-entscheidendes Spiel an. Gegen Schalke 04 brauchte es einen Sieg, um Borussia Dortmund auf Rang zwei zu halten. Obwohl die Gelsenkirchener zuletzt starke Leistungen zeigten, wurden sie von den Bayern regelrecht an die Wand gespielt. Thomas Müller, der über die rechte Seite angriff, kam zu einigen aussichtsreichen Torschüssen, scheiterte aber mehrfach an Schalke-Keeper Alexander Schwolow.
In der 21. Minute gelang Müller, der die Kapitänsbinde trug, doch noch der Führungstreffer. Zuvor hatte er gemeinsam mit dem nach innen eingerückten Außenverteidiger Noussair Mazraoui den Spielzug eingeleitet und Leroy Sané in der Mitte freigespielt. Die Ablage von Sané landete auf dem linken, schwächeren Fuß von Müller. Etwas ungelenk beförderte der 33-Jährige jedoch die Kugel ins lange Eck. Ein typisches Müller-Tor könnte man meinen, denn es war nicht allzu ästhetisch, jedoch spielentscheidend. Zudem ging dem Ganzen eine starke positionelle Rochade voraus.
Bestes Positionsspiel aller Bayern
Genau solche positionellen Verschiebungen möchte Cheftrainer Thomas Tuchel regelmäßig sehen, damit sein Team auch gegen tief verteidigende Gegner zu aussichtsreichen Torchancen kommt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Julian Nagelsmann achtet Tuchel sehr aufmerksam auf die Absicherung im Rückraum, damit Bayern nicht so leicht ausgekontert wird. Die an sich gewiefte Kontermannschaft von Schalke kam am Samstag zu keinem einzigen Torschuss über 90 Minuten.
Für das offensive Positionsspiel von Tuchel ist Müller derweil wie gemacht. Denn seit nunmehr über einem Jahrzehnt wird er nicht grundlos mit dem Label "Raumdeuter" belegt. Müller kann auch im laufenden Angriff sehr gut lesen, wohin er sich zu bewegen hat. Andere Bayern-Spieler wie Serge Gnabry und Jamal Musiala können das auch, aber Müller ist ihnen momentan noch ein Stückchen voraus. Mit seinem positionellen Verständnis macht er geschwundene Athletik und leichte technische Unsauberkeiten weiterhin wett.
Fast jedes Spiel ein Scorerpunkt
Zuletzt kamen wegen einer zeitweiligen Reservistenrolle Müllers sogar Wechselgerüchte auf. "Er ist trotzdem ein wichtiger Bestandteil, auch wenn er ein paar Mal von der Bank kam. Aber daraus ein Karriereende abzuleiten oder Dinge aufzumachen, das verfehlt das Ziel um Weites", kommentierte daraufhin Tuchel.
Auch wenn Müller zwischenzeitlich, wie eigentlich die gesamte Bayern-Mannschaft kriselte, so sind Müllers nackte Zahlen weiterhin hervorragend. Er verbucht in der Bundesliga 14 Scorerpunkte bei 19 Startelf-Einsätzen oder anders gerechnet: Er macht alle 108 Minuten entweder ein Tor oder eine Torvorlage. Im Ranking des Statistikportals "WhoScored.com" liegt Müller im Vergleich aller Bundesligaspieler in dieser Saison auf Platz 20, den er sich mit Leroy Sané und Alphonso Davies teilt.
Platz in erweiterter Startelf sicher
Auch in der kommenden Saison sollte dem "ewigen Bayer", sofern er denn dem Verein erhalten bleibt, ein Platz unter den ersten 13 oder 14 gehören. Müller würde entweder direkt in der Startaufstellung stehen oder einer der ersten Einwechselspieler sein. Streiten würde er sich um einen Platz in der ersten Elf voraussichtlich mit Leon Goretzka. Tuchel setzte am Wochenende auf ein 4-1-4-1 mit Müller und Musiala als Duo im offensiven Mittelfeld und Joshua Kimmich als Absicherung dahinter.
Die etwas konservativere Aufstellung wäre ein 4-2-3-1 mit Goretzka und Kimmich hinter einem einzelnen zentraloffensiven Mittelfeldspieler. Aber Müller könnte ebenso an der Seite von Goretzka agieren, wenn zum Beispiel Musiala eine Verschnaufpause bräuchte. Die Optionen für Tuchel sind vielfältig und dank des Verständnisses von "Raumdeuter" Müller kann sich dieser auch auf diverse Rollen in Bayerns Offensive einstellen. Ein Ende der Ära Müller scheint gegenwärtig nicht in Sicht.
- Eigene Recherche und Beobachtung