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FC Bayern: Yann Sommer – Der Neuer-Ersatz hat ein Manko


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Bayern-Neuzugang
Der Neuer-Ersatz hat ein Manko

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

Aktualisiert am 19.01.2023Lesedauer: 4 Min.
imago images 1014403509Vergrößern des Bildes
Yann Sommer: Der 34-Jährige spielt ab sofort für den FC Bayern. (Quelle: IMAGO/Norbert Jansen / fohlenfoto)

Noch im August stellte sich Yann Sommer mit allem, was er hatte, den Bayern-Angriffen in den Weg. Nun wird er selbst für die Münchner spielen.

Eigentlich ging es nur um die Höhe des Sieges. Als die Bayern am 4. Spieltag der aktuellen Bundesliga-Saison Borussia Mönchengladbach empfingen, gingen die meisten Experten von einem Heimerfolg des Rekordmeisters aus.

Mit drei Siegen in Frankfurt (6:1), gegen Wolfsburg (2:0) und beim VfL Bochum (7:0) waren die Münchner hervorragend in die Saison gestartet. Und auch gegen Gladbach zeigte die Nagelsmann-Elf eine ansprechende Leistung. Dass es am Ende nur zu einem 1:1-Unentschieden reichte, lag vor allem an einem Mann: Yann Sommer.

Der Torhüter der Borussia brachte den Meister mit seinen Paraden zur Verzweiflung – und sorgte dafür, dass die Bayern erstmals in der Saison Punkte liegen ließen. Mit 19 abgewehrten Bällen stellte der zu dem Zeitpunkt 33-Jährige einen Bundesligarekord auf. Es war eine Leistung des gegnerischen Torhüters, die sich ins kollektive Gedächtnis der Münchner Verantwortlichen eingebrannt hatte. Und wie man die Bayern kennt, mögen sie es gar nicht, wenn man sie ärgert – was nicht selten dazu führt, dass sie den entsprechenden Spieler selbst unter Vertrag nehmen. Und das haben sie nun geschafft.

Denn trotz der ursprünglich öffentlichen Absage von Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus ("Wir werden ihn nicht abgeben und haben das Bayern auch so mitgeteilt") ist der Transfer nun über die Bühne gegangen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge wechselt Sommer langfristig zu den Bayern, beide Seiten sollen sich nun doch geeinigt haben. Schon zuvor wurde berichtet, dass die Gladbacher erneut mit sich reden lassen würden, sollten die Münchner ihr bisheriges Angebot (etwa vier Millionen Euro) mindestens verdoppeln. Die "Fohlen" bestätigen am Mittwochnachmittag, dass der Schlussmann wegen der Verhandlungen beim Mannschaftstraining fehlte.

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Auch Nübel und Trapp waren Optionen

Der Unterschenkelbruch Manuel Neuers Mitte Dezember war eine sportliche Hiobsbotschaft für den Rekordmeister, eine Rückkehr noch in dieser Spielzeit gilt als ausgeschlossen. Nachdem sich die Bemühungen, Alexander Nübel aus seinem Leihvertrag bei der AS Monaco herauszulotsen, zunächst als erfolglos entpuppt hatten, planten die Bayern um. Auch bei Frankfurts Kevin Trapp sollen die Bayern angefragt haben, fokussierten sich mit Sommer aber auf einen anderen erfahrenen Bundesliga-Keeper eines direkten Konkurrenten.

Satte 272 Bundesliga-Spiele absolvierte der Mann, der aus einem Vorort von Lausanne (Schweiz) stammt, bislang für die Gladbacher. Titel gewann er dort allerdings keine. Das wird sich in München höchstwahrscheinlich ändern.

Ulreichs folgenschwerer Patzer

Dabei haben die Münchner in Sven Ulreich eigentlich eine erfahrene Nummer 2 im Kader, die schon mal in die Bresche sprang, als Neuer verletzt ausfiel. Wegen eines Mittelfußbruches war der Welttorhüter zwischen April 2017 und Mai 2018 mehr als ein komplettes Jahr lang ausgefallen. Ulreich erwies sich als solider Rückhalt, patzte aber folgenschwer im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid. Auch das dürfte man sich beim FC Bayern gemerkt haben.

"Sven Ulreich ist ein überdurchschnittlicher Backup-Keeper für die Bundesliga, aber für die kommenden Spiele gegen Paris und mögliche weitere Topteams der Champions League hat er nicht das absolute Toplevel", sagte Torhüterexperte Sascha Felter zu t-online. "Sommer bringt das alles mit und gehörte in den letzten Jahren, mit Ausnahme einer kurzen Schwächephase nach der WM 2018, zur Weltspitze", so der Blogger weiter über den nur 1,83 Meter großen Torhüter.

Achteinhalb Jahre hütete der Schweizer das Gehäuse der Gladbacher – und trat bei seinem Wechsel aus Basel im Sommer 2014 nicht gerade in kleine Fußstapfen. Sein Vorgänger Marc-André ter Stegen erlag damals den Abwerbungsversuchen des FC Barcelona und avancierte dort zum Weltklassetorhüter.

Dass dem Eigengewächs in Gladbach aber schon bald keiner mehr nachtrauerte, war ein großer Verdienst Sommers, der sich auch im Nationalteam schnell zur Nummer 1 entwickelte. Der Wechsel an die Isar könnte nun der nächste – vielleicht letzte – große Karriereschritt des 34-Jährigen sein. Verbunden mit der Aufgabe, das Fehlen Neuers vergessen zu machen.

Experte Felter: "Da ist Sommer zurückhaltender"

"Manuel Neuer hat einen brutal guten ersten Kontakt. Oft leitet er die Bälle direkt weiter, wodurch der Gegner meist gar nicht erst ins Anlaufen kommt. An Tempo wird der Spielaufbau also etwas einbüßen, auch wenn Sommer da nicht viel schlechter ist", vergleicht Experte Felter die beiden Nationaltorhüter. "Sommer spielt meistens nicht mit mehr als zwei Kontakten, ist also auch ein sehr guter Fußballer. Er hat nicht so eine große Reichweite wie Neuer, sucht dafür aber oft den Weg flach durchs Zentrum." Eine Eigenschaft, die für die Spielweise unter Trainer Nagelsmann förderlich sein könnte.

Ein kleines Manko sieht Felter im defensiven Torwartspiel. "Da ist Sommer etwas zurückhaltender. Im Eins gegen Eins ist er sehr darauf bedacht, etwas weiter hinten zu bleiben und seine Reaktionszeit zu verlängern beziehungsweise die Verteidiger noch eingreifen zu lassen. Es geht ihm eher darum, einen optimalen Winkel zum Ball zu haben." Blocktechniken, wie beispielsweise Neuers Spreizschritt, wird man von Sommer laut Felter nicht zu sehen bekommen.

Wie es für den Schweizer nach Neuers Rückkehr weitergehen wird, darüber ist bislang wenig bekannt. So soll Sommer aber bereit sein, sich einem etwaigen Zweikampf um die Nummer 1 zu stellen. Und: Neuer wird im März 37 Jahre alt. Wer weiß, wie lange es dauert, bis er wieder zu seinem alten Leistungsniveau zurückkehrt – und ob es ihm überhaupt gelingen wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Aussagen von Torwartexperte Sascha Felter
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