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FC Bayern: So gut waren die Debüts von Tel, Gravenberch und Co.


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Auftritt im DFB-Pokal
Ein neuer Bayern-Star überragt – ein anderer bleibt blass


Aktualisiert am 01.09.2022Lesedauer: 5 Min.
Mathys Tel: In spiegelverkehrter "Arjen-Robben-Manier" schlenzt er den Ball bei seiner Startelfpremiere ins lange Eck und ist nun der jüngste Pflichtspieltorschütze des FC Bayern aller Zeiten.Vergrößern des Bildes
Mathys Tel: In spiegelverkehrter "Arjen-Robben-Manier" schlenzt er den Ball bei seiner Startelf-Premiere ins lange Eck und ist nun Bayerns jüngster Pflichtspieltorschütze aller Zeiten. (Quelle: IMAGO/Maik Hölter/TEAM2sportphoto)

Bayern-Coach Nagelsmann sieht einige starke Startelf-Debütanten und glückliche Comebacker. Der Plan geht auf und der spiegelverkehrte Robben begeistert.

Ryan Gravenberch strahlte übers ganze Gesicht, als er mit der Man-of-the-Match-Trophäe in seinen Händen die Treppe runterlief, die vom Spielfeld in den Innenraum des Rheinenergie-Stadions in Köln führt. Dort stand bereits ein bestens gelaunter Joshua Kimmich.

Auch er hatte sich mit den Grasflecken, die sich auf der Rückseite seines Trikots und seiner Hose abzeichneten, eine ganz eigene Auszeichnung verdient. Sie zeugten von 90 Minuten vollem Einsatz, den der Nationalspieler mit einem Traumpass übers halbe Feld, der zum dritten Treffer des FC Bayern führte, garniert hatte.

Die Bayern konnten mit diesem Pokalabend in Köln, den sie mit einem lockeren 5:0 bei Drittligist Viktoria souverän beschlossen, rundum zufrieden sein. Der Plan von Julian Nagelsmann, dieses Auftaktspiel in die Englischen Wochen zur Totalrotation zu nutzen, war voll aufgegangen.

"Viele Wechsel, viele Tore"

In Gravenberch, Mathys Tel, und Noussair Mazraoui ließ der Chefcoach der Münchner dabei gleich drei Neuzugänge ihr Startelf-Debüt feiern. Außerdem durften auch Josip Stanišić sowie Ersatztorhüter Sven Ulreich erstmals in dieser Spielzeit von Beginn an ran. Mit ihren Einwechslungen verhalf er dann auch noch den Langzeitverletzten Leon Goretzka und Eric Maxim Coupo-Moting jeweils zu ihrem Comeback und gleichzeitig ersten Einsatz in dieser Saison.

"Das war genau das, was wir uns vorgenommen haben", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic: "Viele Wechsel, viele Tore und genau die richtige Einstellung von allen. Ich bin sehr glücklich." Die Bayern feierten einen wahren Debütanten-Karneval in Köln. t-online hat dabei zugeschaut und erklärt, wer sich dabei wie geschlagen hat:

Mathys Tel: Der 17-Jährige durfte auf der linken Außenbahn ran und agierte dort extrem auffällig, traute sich was zu. Immer wieder ging er ins Dribbling und zog in die Mitte, um den Abschluss mit seinem starken rechten Fuß zu suchen. Goretzka fand es "sehr beeindruckend, wie selbstbewusst er war. Für so einen jungen Burschen, der zum ersten Mal bei Bayern von Anfang an gespielt hat, ist das nicht selbstverständlich." Seine ersten beiden Schüsse von der Strafraumkante und aus knapp 30 Metern waren noch zu unplatziert.

Dann zog er von links in den Sechzehner, ließ seinen Gegenspieler per Körpertäuschung stehen und schlenzte den Ball in spiegelverkehrter Arjen-Robben-Manier aus spitzem Winkel mit Wucht ins lange Eck. Mit 17 Jahren und 126 Tagen ist er nun Bayerns jüngster Pflichtspiel-(Traum-)Torschütze aller Zeiten. Nach einem Zusammenprall musste er nach knapp einer Stunde vom Feld. "Es ist alles ok", gab er hinterher aber schon wieder Entwarnung und verließ freudestrahlend mit Louis-Vuitton-Kulturtasche unter dem Arm und einer Plastiktüte in der Hand die Mixed Zone.

Nagelsmann sieht in ihm einen "Dribbler und Zocker", dem er in dieser Saison 10 und irgendwann auch mal 40 Tore zutraut. Das Sturmjuwel habe "viel Mut gezeigt, was mir gefällt", erklärte er: "Am Anfang hat er sehr viel probiert. Jetzt hat er ein gutes Gleichgewicht." Und auch Salihamidzics Augen leuchteten, als er in der Mixed Zone über Tel, der im Sommer für 20 Millionen Euro kam, sprach. "Er brennt jeden Tag", sei "gierig und ehrgeizig".

Er habe schlicht "alle Voraussetzungen, ein richtig guter Spieler zu werden." Brazzo sprach von "fußballerischer Klasse, die angeboren ist" und berichtete, dass der Teenager selbst an trainingsfreien Tagen an sich arbeiten würde. "Das sehen wir gerne. Wenn er so weitermacht, hat er eine gute Zukunft vor sich."

Ryan Gravenberch: Der 18,5-Millionen-Neuzugang von Ajax Amsterdam durfte endlich mal an der Seite von Kimmich ran. Einem Fernschuss mit rechts ließ er einen platzierten Abschluss mit links zum 1:0 folgen. Tels Traumtor bereitete er im Zusammenspiel über die linke Seite vor. Überwand mit geschmeidigen Bewegungen und für seine Größe erstaunlicher Leichtigkeit mehrfach das komplette Mittelfeld im Alleingang. Mit seinem starken Auftritt empfahl er sich durchaus für höhere Aufgaben.

"Er hat sehr gute technische Möglichkeiten, löst viele Situationen in engen Räumen", sagte Salihamidzic, "das gepaart mit seiner tollen Technik und seiner Torgefahr – da sind wir im Mittelfeld echt gut besetzt." Auch Kimmich schwärmte zuletzt von dem 20-Jährigen: "Von Ryan bin ich am meisten begeistert. Wie er das macht, er ist technisch top, verliert kaum einen Ball. Der wird uns noch richtig Freude bereiten."

Noussair Mazraoui: Der zweite Ajax-Import, der sogar ablösefrei kam, fiel nicht großartig negativ auf, aber genauso wenig positiv. In der zweiten Hälfte bekam der Rechtsverteidiger zumindest etwas mehr Sicherheit. Er traute sich dann auch vorne mal was zu und setzte Choupo-Moting per Steckpass schön in Szene (70.). Nagelsmann sprach im Vorfeld des Spiels offen über Mazraouis andauernde Anpassungsprobleme und verriet, dass der gläubige Muslim durch den Ramadan viel Gewicht verloren hat. Richtig angekommen ist er in München jedenfalls noch nicht.

Josip Stanišić: Der kroatische Nationalspieler bekam eine Chance als Linksverteidiger. Er zeigte gutes Stellungsspiel und schaltete sich viel mit nach vorne ein. Bei Ballbesitz orientierte er sich häufig in die Mitte und nahm dort die Sechserposition ein, wenn zum Beispiel Gravenberch auf der linken Seite den Ball forderte. Sein Fernschussversuch landete weit überm Tor. Er klärte ein, zwei Kontersituationen per Rückpass auf Ulreich.

Leon Goretzka: Der Nationalspieler war gerade einmal 14 Minuten auf dem Feld, als er mit seinem satten Flachschuss ins linke untere Toreck traf. Der 27-Jährige breitete die Arme aus, schrie seinen Jubel der Bayern-Fankurve entgegen und trug dann vor lauter Freude auch noch Teamkollege Serge Gnabry ein paar Meter huckepack.

"Besser hätte es nicht laufen können, darauf arbeitet man die ganze Reha über hin", sagte er hinterher auf t-online-Nachfrage: "Ein rundum gelungener Abend." Man konnte ihm beim Torjubel förmlich ansehen, was da in diesem Moment alles abgefallen ist. "Ich hatte eigentlich gar keine Schmerzen und wurde dann aus der Vorbereitung gerissen auf eine wichtige Saison mit einer WM. Das war am Anfang nicht einfach", sagte Goretzka.

Und gab ein wenig Einblick in seine Gefühlswelt: "Ich habe relativ schnell wieder gute Gedanken gefunden und wollte die Zeit nutzen, um topfit zu sein, wenn ich wiederkomme. Jetzt kann für mich die Saison auch endlich losgehen." Salihamidzic war "sehr froh, dass Leon ein Tor gemacht und sich nach seiner Verletzung zurückgemeldet hat".

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Eric Maxim Choupo-Moting: Der 33-Jährige sorgte nach seiner Einwechslung sofort für Gefahr und kam direkt zu Torchancen. Nur der starke Viktoria-Keeper Ben Voll verhinderte gleich zweimal seinen Treffer (74., 82.). Hat Bayern plötzlich also doch wieder einen echten Neuner? "Natürlich haben wir einen Mittelstürmer. Den habe ich nicht vergessen", sagte Salihamidzic auf entsprechende t-online-Nachfrage: "Wir haben Choupo und wir rechnen fest mit ihm. Er war lange Zeit verletzt und ist jetzt zurück."

Sven Ulreich: Nach 20 Minuten war er bereits geschlagen – die Abseitsfahne rettete ihn und die Bayern aber vor einem Rückstand. Wenn er gebraucht wurde, war er ansonsten da. Das galt auch für den gefährlichen Fernschuss, den er nach vorne wegfaustete (75.). Häufig als Anspielstation bei Rückpässen gefragt. Das löste er gut, wenn auch nicht ganz mit der Souveränität, die Kapitän Manuel Neuer speziell in dieser Disziplin stets zeigt. Wird er jetzt Bayerns Pokaltorhüter? Wohl eher nicht. Denn: Neuer will eigentlich IMMER spielen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräche in der Mixed Zone mit Hasan Salihamidzic und Leon Goretzka
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