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Robert Glatzel: Der Bayern-Schreck erklärt seine Topleistungen


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Robert Glatzel
Der Bayern-Schreck erklärt seine Leistungsexplosion


19.04.2019Lesedauer: 5 Min.
Fußballprofi aus dem Süden: Robert Glatzel wurde in München geboren und spielte unter anderem für Unterhaching und 1860 München.Vergrößern des Bildes
Fußballprofi aus dem Süden: Robert Glatzel wurde in München geboren und spielte unter anderem für Unterhaching und 1860 München. (Quelle: Pressefoto Baumann/imago-images-bilder)

Seit seinem Dreierpack gegen die Bayern im DFB-Pokal kennt Fußball-Deutschland den Namen Robert Glatzel. Im Interview mit t-online.de spricht der Stürmer über den Aufstiegskampf mit Heidenheim, seine Zukunft und verrät, wem er am meisten zu verdanken hat.

Herr Glatzel, wie viele SMS haben Sie kürzlich nach Ihrem Dreierpack gegen den FC Bayern im denkwürdigen Pokal-Krimi bekommen?

Robert Glatzel (25): (lacht) Insgesamt waren es weit über 100. Ich kam gar nicht hinterher mit den Antworten.

Wie viel Genugtuung war für Sie bei den drei Toren als Ur-Münchner, der bereits beim TSV 1860 München und der SpVgg Unterhaching spielte, dabei?

Genugtuung würde ich es nicht nennen. Ich habe nicht gedacht: „Geil, den Bayern habe ich es gezeigt.“ Es war einfach eine Hammer-Geschichte, dass mir diese drei Tore in München und vor meiner Familie und meinen Freunden gelungen sind. Das hätte ich mir nie erträumt.

Auch in der Liga haben Sie bislang mit zwölf Toren entscheidenden Anteil am Heidenheimer Erfolg und spielen um den Aufstieg mit. Mit 46 Punkten liegt Ihr Verein fünf Spieltage vor Schluss nur drei Punkte hinter Union Berlin und dem Relegationsplatz. Was spricht für Heidenheim im Aufstiegskampf?

Für uns spricht generell, dass wir auf dem Platz eine Einheit sind. Jeder kämpft für jeden und wir verstehen uns auch innerhalb der Mannschaft gut. Das ist unsere größte Stärke. Wie die Saison endet, werden wir sehen.

Am Sonntag (13.30 Uhr im Liveticker bei t-online.de) empfangen Sie den FC St. Pauli zum Topspiel. Was haben Sie sich vorgenommen?

Ich nehme mir persönlich immer dieselben Dinge vor: Mich reinzuhauen, Zweikämpfe zu gewinnen und wenn es klappt, vorne ein Tor zu machen. Das war auch gegen die Bayern nicht anders.

Was passiert in der Stadt Heidenheim, falls Sie im Mai erstmals in die Bundesliga aufsteigen sollten?

So weit denken wir im Moment nicht. Wenn wir uns jetzt damit befassen würden, was Ende Mai passiert, verlieren wir den Fokus. Wir sind bisher gut damit gefahren, uns immer nur auf den nächsten Gegner zu konzentrieren: Der heißt St. Pauli.

Aber es muss doch als Mannschaft pushen, wenn man gemeinsam auf die Tabelle guckt, so dass man sagt: Wir geben nun alles für diese Chance, am Ende möglicherweise aufzusteigen …

Natürlich wollen wir aus dieser bislang guten Saison noch das Maximum rausholen und die restlichen fünf Spiele gewinnen. Dann kann es uns auch noch weiter nach vorne spülen, klar.

Haben Sie eine Erklärung, warum der Knoten bei Ihnen ausgerechnet in Heidenheim geplatzt ist und nicht zuvor bei den Münchner Löwen oder in Kaiserslautern?

Es liegt zum einen daran, dass ich nun eine gewisse Zweitligaerfahrung habe. Es ist ja schon meine dritte Saison in der Liga. Der zweite wichtige Faktor ist, dass ich das Vertrauen des Trainers spüre und in Heidenheim immer sehr viel Spielzeit bekommen habe, auch wenn ich mal nicht getroffen habe. Noch dazu profitiere ich natürlich sehr von meinen Mitspielern, weil wir im Moment einfach einen guten Fußball spielen.

Dennoch gelang Ihnen der Durchbruch mit mittlerweile 25 Jahren verhältnismäßig spät. Viele Profis spielen heute bereits mit 19 oder 20 in der Bundesliga. Warum hat es bei Ihnen etwas länger gedauert?

Ich musste mir in meiner Karriere alles Schritt für Schritt erarbeiten. Das heißt: Ich habe nicht gleich den ersten Profivertrag bekommen und wurde auch nicht entsprechend gefördert. Es lag aber sicherlich auch an mir, weil ich im Alter von 19 oder 20 einfach noch nicht reif genug war, auf Bundesliga- oder Zweitliganiveau zu spielen.

Sie waren beispielsweise auch nicht im Nachwuchsleistungszentrum. Hatten Sie dadurch in der Jugend mehr Freiheiten als andere Talente, die 24 Stunden am Tag nur Fußball kennen?

Ich denke nicht, dass ich mehr Freizeit hatte als andere. Ich habe genauso den Traum vom Profifußballer verfolgt und genauso hart dafür gearbeitet wie Talente in einem Nachwuchsleistungszentrum. Wenn nicht sogar härter. Wenn andere vom Verein aus Training hatten, bin ich selbst trainieren gegangen und habe mich selbst gefördert.

Dreipacker: Wer ist Robert Glatzel?

In Ihrer Zeit bei 1860 oder Unterhaching haben Sie oft Torchancen liegen gelassen. Jetzt machen Sie die Tore rein und strahlen Selbstbewusstsein aus. Den Elfmeter gegen die Bayern haben Sie in die Tormitte verwandelt. Wie kam dieser Wandel?

Das Selbstbewusstsein kam bei mir eher mit der Erfahrung. Mittlerweile weiß ich: Wenn ich eine Chance nicht nutze, kommt die nächste.

Sehen wir Robert Glatzel auch in der kommenden Saison in Heidenheim?

Ich gehe im Moment davon aus. Ich habe in Heidenheim noch einen Vertrag bis 2020. Klar ist aber auch, dass ich irgendwann in der Bundesliga spielen will und den nächsten Schritt machen möchte.

Es halten sich Gerüchte, dass Sie bereits das Interesse einiger Bundesligaklubs geweckt haben, unter anderem des VfB Stuttgart, Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Gab es bereits Kontakt mit einem der Klubs?

Ich persönlich habe noch mit keinem Klub gesprochen. Mein Berater kümmert sich um Anfragen, aber davon halte ich mich im Moment noch fern und konzentriere mich nur auf die nächsten fünf Spiele.

Ihr Vater stammt aus Eritrea und hat Ihnen den Vornamen Robert-Nesta gegeben und Sie damit nach der verstorbenen Reggae-Legende Bob Marley benannt. Warum hat er diesen Vornamen gewählt?

Mein Vater war ein großer Fan von Bob Marley. Er hat aber nicht nur seine Musik geliebt. Bob Marley war für ihn als Persönlichkeit auch ein Vorbild, weil er für Frieden und Gleichberechtigung gekämpft hat. Darum hat er mich nach ihm benannt.

Welche Rolle spielt Ihr Vater in Ihrem Leben und Ihrer Karriere?

Mein Vater spielt in meiner Karriere mit Abstand die größte Rolle. Ohne ihn hätte ich es niemals bis hierhin geschafft. Ich verdanke ihm alles. Wir sprechen fast täglich. Vor jedem Spiel und nach jedem Spiel. Er will sogar immer wissen, wie es im Training lief. Früher war es noch extremer. Als ich noch in München gespielt habe, hat er immer beim Training zugeschaut. Auch in meinem Leben außerhalb des Fußballs ist er ein Riesenrückhalt für mich und wie mein bester Freund.

Und welche Rolle spielt die Musik in Ihrem Leben?

Mir wurde zwar kein musikalisches Talent in die Wiege gelegt. Aber ich liebe Musik und sie ist ein wichtiger Teil in meinem Leben. Sowohl vor dem Spiel als auch privat. Mit meiner Familie sind es mittlerweile auch manchmal Kinderlieder (lacht).

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Und welche Songs sind es vor dem Spiel?

Ich höre seit Jahren zur Motivation vor dem Spiel immer dieselben zwei bis drei Lieder. Aber welche das sind, verrate ich nicht. Das wissen nur meine engsten Freunde.


Wer ist Ihr sportliches Vorbild?

Meine beiden größten Vorbilder im Fußball sind Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic.

Passt gar nicht zu Ihrer bodenständigen Art …

(lacht) Das stimmt. Aber was mir an beiden imponiert: Sie lassen sich nicht verbiegen und ziehen ihr Ding durch.

Hatten Sie in der Kindheit oder Jugend einen Lieblingsklub?

Es war schon immer Real Madrid.


Wollten Sie sich deshalb einmal bei einem Champions-League-Spiel der Bayern gegen Real Madrid ins Stadion schmuggeln?

(lacht) Das ist lange her. Da müsste ich 17 oder 18 Jahre alt gewesen sein. Ein Freund von mir hatte damals eine Karte für mich, ich war aber zu spät am Stadion. Mein Freund war dann leider schon drin und ich habe ihn nicht erreicht. Dann dachte ich mir: ich muss da jetzt unbedingt rein und mich irgendwie reinschmuggeln, da ich ja legal eine Karte hatte. Es hat aber leider nicht geklappt und ich habe das Spiel dann leider verpasst.

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