2. Bundesliga Leidenschaftlicher Neitzel macht Bochum Dampf
So nüchtern und trocken, wie Sportvorstand Jens Todt die Gründe für die Entlassung von Trainer Andreas Bergmann nach dem 1:6-Debakel seines VfL Bochum gegen Erzgebirge Aue offen legte, so leidenschaftlich gab sich dessen Nachfolger Karsten Neitzel. "Wir können uns natürlich nicht draußen auf dem Platz die Köpfe einschlagen, aber Feuer ist absolut okay", sagte der Interimstrainer des abstiegsgefährdeten Zweitligisten.
Wie lange Neitzel den VfL-Kickern Dampf machen kann, ist allerdings offen. Zwar betonte Sportvorstand Todt, dass er Neitzel für "einen guten Trainer" hält, "der eine eigene Handschrift reinbringen kann". Doch der Ex-Profi ließ keinen Zweifel daran, dass Bochum "ab sofort auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer ist. Wir lassen uns aber nicht treiben oder hetzen. Es wird nur eine Lösung geben, von der wir alle zu hundert Prozent überzeugt sind."
Kurz und Schubert im Gespräch
Neben dem Ex-Lauterer Marco Kurz soll auch Andre Schubert, kürzlich beim Ligakonkurrenten FC St. Pauli entlassen, ein möglicher Kandidat sein. Kein Thema ist dagegen wohl Ex-Trainer Peter Neururer.
Todt musste sich unterdessen für seine Aussage nach der Pleite am Samstagabend rechtfertigen, Bergmann werde auch am Dienstag im DFB-Pokal beim TSV Havelse auf der Bank sitzen. "Das Auftreten der Mannschaft" und die "fehlende Entwicklung" hätten in der anschließenden Analyse die Meinung entscheidend geändert.
Neitzel: "Mannschaft hat auf die Fresse bekommen"
Jetzt trägt der bisherige Co-Trainer Neitzel zusammen mit Thomas Reis die Verantwortung. "Wir müssen das Spiel vom Samstag ad acta legen. Die Mannschaft hat auf die Fresse bekommen", sagte Neitzel. Für den Coach, der vor seiner Zeit in Bochum Co-Trainer von Volker Finke in Japan bei den Urawa Red Diamonds war, kann es in Havelse nur ein Ziel geben: "Die nächste Runde zu erreichen. Das Team weiß, dass Druck auf der Mannschaft und dem Trainerteam ist."
Neitzel nannte die Reaktion der Mannschaft auf die Pleite in Aue "unfassbar selbstkritisch". In der Kabine war es wohl ziemlich laut geworden, aber es war "konstruktiv und im Bus schon wieder vergessen". Gegen Havelse sollen die Spieler den Willen zeigen, den Kurs des seit Wochen schlingernden VfL wieder "in die richtige Richtung zu rücken", aber laut Neitzel auch mit der nötigen Portion Spaß ins Spiel gehen.
Bergmann nach nur einem Jahr gefeuert
Bochum hatte am Sonntagabend nach einer Sitzung des Aufsichtsrates und des Vorstands die Trennung von Coach Bergmann bekannt gegeben, der seit September 2011 beim VfL auf der Bank gesessen und mit dem Ex-Bundesligisten in der vergangenen Saison den Klassenerhalt im Unterhaus geschafft hatte.