Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Formel 1 Vettel fährt viel zu riskant!
Die Chance mit Ferrari Weltmeister zu werden, ist so groß wie nie. Doch mit seiner Fahrweise gefährdet Sebastian Vettel den Traum vom Titel. Er muss sich umstellen.
Obwohl er derzeit das schnellere Auto hat, musste Sebastian Vettel in Baku die WM-Führung an Lewis Hamilton abgeben. Ein Resultat aus seinem Fahrstil. Den muss Vettel schon beim kommenden Rennen in Barcelona (Sonntag, ab 15.10 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de) ändern, um seinen großen Traum nicht zu gefährden: Weltmeister mit Ferrari!
Das Problem: Vettel fährt zu riskant! Er ist nicht ökonomisch genug, denkt nicht perspektivisch und bringt nicht die Geduld mit, die es in dieser Phase der Saison benötigt. Jeder Punkt zählt in dieser so ausgeglichenen Konkurrenz. Und entsprechend kann jeder Fehler schwerwiegende Konsequenzen haben. Die 48. Runde in Baku ist dafür das beste Beispiel.
Das Beispiel: Vier Runden vor Rennende lag Vettel auf dem Stadtkurs in Aserbaidschan auf dem zweiten Rang. Vor ihm Valtteri Bottas, hinter ihm sein schärfster WM-Rivale Hamilton. Beim Neustart nach einer Safety-Car-Phase waren Vettels Reifen kalt, für waghalsige Übermolmanöver sind das ungünstige Voraussetzungen. Doch Vettel ging das Risiko ein.
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Das Resultat: Vettel zog zwar kurzzeitig auf der Innenbahn an Bottas vorbei, doch dann verbremste er sich, der linke Vorderreifen blockierte, das Manöver scheiterte. Bottas, Hamilton, sein Teamkollege Kimi Räikkönen und sogar Sergio Perez im Force India zogen an Vettel vorbei. Dahin waren die fast sicheren 18 Punkte, die er für den zweiten Platz eingeheimst hätte. Da Bottas in der vorletzten Runde der Reifen platzte, hätte es für Vettel sogar zum Sieg gereicht. Er hätte sein drittes Rennen in der laufenden Saison gewonnen und seinen Vorsprung in der Fahrerwertung ausgebaut. Am Ende wurde er aber nur Vierter und die WM-Führung war dahin.
Der Lerneffekt? Es ist noch viel zu früh, um ans absolute Risiko-Limit zu gehen. Vettel hat derzeit das schnellste Auto. Das kann sich aber im Laufe der Saison ändern. Entsprechend muss er jetzt den Grundstein für den Titel legen und jeden Punkt mitnehmen. Klar ist er Rennfahrer mit Leib und Seele, handelt auf der Strecke intuitiv und sucht entsprechend das Risiko. Für das Punktekonto ist das aber nicht immer förderlich.
Die Warnung: Zwar ist Vettels Risikobereitschaft nicht im Ansatz mit der von Max Verstappen vergleichbar, doch der Red-Bull-Pilot ist ein warnendes Beispiel dafür, was perspektivloses Fahren für Konsequenzen nach sich ziehen kann. Seit Saisonbeginn fährt der Niederländer ohne Rücksicht auf Verluste. Verstappen sucht jede Lücke, um in den Infight zu gehen. Selbst an Passagen, die nicht zum Überholen geeignet sind, geht er volles Risiko. Doch anstatt ein gewichtiges Wort im Kampf um den Titel mitzusprechen, schied er in zwei von vier Rennen vorzeitig aus, kassierte in China zudem eine Zehn-Sekunden-Strafe und liegt in der Fahrerwertung mit 18 Punkten auf dem achten Rang.
Das Vorbild: Sein Auto ist weit von der Dominanz der Vorjahre entfernt, dennoch führt Lewis Hamilton die Gesamtwertung an. Warum? Der Weltmeister hält sich aus kritischen Situationen aktiv heraus. Er geht kein unnötiges Risiko ein und versucht die Leistungsfähigkeit seines Autos in maximale Punktausbeute umzumünzen. In Baku war er eigentlich nicht siegfähig. Doch er fuhr perspektivisch, lauerte auf seine Chance, um am Ende dann doch ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.