Kommentar zum Fury-Kampf Wladimir Klitschko muss seine Taktik ändern
Ein Kommentar von Jens Bistritschan
RTL hatte den richtigen Riecher. Der TV-Sender inszenierte in seiner Vorberichterstattung den Kampf zwischen Wladimir Klitschko und Tyson Fury als Schachspiel. Die Botschaft: Boxen wird nicht nur mit den Fäusten entschieden, sondern auch im Kopf.
Das galt auch für den Kampf in Düsseldorf. Er war ein Duell auf hohem taktischem Niveau - brachiale Gewalt eher Fehlanzeige.
Klitschko kommt nicht zu Treffern
Allerdings hatten die Macher des Einspielers wohl nicht damit gerechnet, dass Klitschko am Ende der Verlierer sein würde. Doch nach den zwölf Runden und der Punktniederlage für Dr. Steelhammer ist festzuhalten: Fury war boxerisch seinem Kontrahenten nicht unbedingt überlegen, musste dies aber auch nicht sein. Denn der Brite hatte schlicht die bessere Taktik. Er entzauberte den linken Jab des Titelverteidigers. Dass Klitschko während der 36 Minuten nur 52 Treffer landen konnte, spricht Bände.
Jahrelang hatte der Ukrainer mit seiner Führhand das Geschehen im Ring diktiert und sich so den Gegner vom Leib gehalten. Der Größenvorteil, den er meist hatte, half ihm dabei. Gegen den acht Zentimeter längeren Fury konnte er darauf nicht bauen. Ab und zu sogar die Hände auf dem Rücken habend, demonstrierte der Brite eindrucksvoll, wie sehr er die Marschrichtung seines Kontrahenten durchschaut hatte.
Wie geht es weiter?
Mit nunmehr fast 40 Jahren steht Klitschko vor der größten Herausforderung seiner Boxkarriere. Denn er muss wohl seine über Jahre hinweg liebgewonnene Taktik ändern und auch mehr Risiko eingehen, will er gegen Fury in einem Rückkampf siegen. In Düsseldorf war er dazu nicht in der Lage.
Sollte Klitschko dies im zu erwartenden zweiten Ringduell gegen Fury gelingen und er seinen Gegner besiegen, hätte die jetzige Niederlage jetzt sogar etwas Gutes: Denn schon andere Faustkämpfer haben durch erfolgreiche Revanchen ihrem Status als Box-Legende einen enormen Schub gegeben.