K.o. in Runde fünf Klitschko-Gegner kommt ohne schwere Verletzung davon
Aus Hamburg berichtet Jens Bistritschan
Auf der Pressekonferenz nach seinem Kampf gegen Wladimir Klitschko fehlte Herausforderer Kubrat Pulev. Und das aus gutem Grund. Der Bulgare war nach seiner K.-o.-Niederlage gegen den Weltmeister ins Krankenhaus gebracht worden. Dreimal war er schon vor dem vorzeitigen Ende durch einen linken Haken von Dr. Steelhammer zu Boden gegangen, ein Schlag für den dieser nicht unbedingt bekannt ist.
Pulev wurde nach dem Kampf mit Verdacht auf Jochbeinbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose bestätigte sich allerdings nicht, bis 3.00 Uhr musste Pulev in der Klinik bleiben. "Es ist nichts gebrochen. Alle Ergebnisse bei der CT waren unauffällig. Der Arzt meint: Es ist nichts Schlimmes passiert", sagte Pulevs Trainer Otto Ramin der Nachrichtenagentur dpa. "Kubrat wollte gar nicht ins Krankenhaus. Der Arzt wollte aber Einblutungen ausschließen."
Was bleibt, ist eine Gehirnerschütterung. Von dieser habe sich Pulev nach dem Kampf im Ring schon wieder erholt und sei auch "neurologisch nicht auffällig gewesen", sagte Ringarzt Stephan Bock.
Klitschko: "Er hat den Preis bezahlt"
"Ich war überrascht, dass Pulev nach dem ersten Niederschlag noch einmal zurückgekommen ist", sagte Klitschko später. Mit eigenen Attacken versuchte der Herausforderer sein Glück und deutete damit zumindest an, warum er als gefährlichster Kontrahent Klitschkos seit Jahren gehandelt wurde. Allerdings zeigten die Schläge keine Wirkung. Hingegen machte ein weiterer linker Haken des Champions in der fünften Runde seinem Gegner dann den Garaus.
Pulev habe im Vorfeld des Kampfes eine "Arroganz ausgestrahlt und keinen Respekt gezeigt", erklärte Klitschko. Dafür habe er "nun den Preis bezahlt".
Sportlich fair wünschte Klitschko seinem Kontrahenten gute Besserung. Er schicke keine Gegner absichtlich ins Krankenhaus. Aber solche Sachen wie bei Pulev "bringt der Sport halt mit sich".
Viel Ärger im Vorfeld
Lieber wäre es dem alten und neuen Weltmeister der Verbände IBF, WBA und WBO allerdings gewesen, wenn sein Herausforderer auf der Pressekonferenz mit auf dem Podium gesessen hätte.
Pulev hatte ihm im Vorfeld "den Charakter eines Mädchens und kein Herz" unterstellt, dazu kamen die Störmanöver bei der Pressekonferenz vor dem Kampf, die der Bulgare boykottierte, weil er mit mehr Leuten als vertraglich vereinbart aufs Podium wollte, oder beim Zwist um die Handschuhe, als das Lager des Bulgaren kurzfristig mit anderen als den vertraglich vereinbarten boxen wollte.
Wobei Klitschko nach dem klaren Sieg auf eine Wesensbesserung seines Kontrahenten hofft. Auch David Haye habe sich nach seiner Niederlage 2011 gegen ihn zum Besseren gewandelt.
Pulev spricht von Glückssieg
Unmittelbar nach dem Kampf hatte Pulev aber noch keine Anstalten dahingehend gemacht. "Im Boxen gibt es auch Glück. Und Wladimir hat Glück gehabt", tönte der in seinem 21. Profi-Kampf erstmals bezwungene Bulgare. Und seine Bemerkung ("Er hat nicht korrekt geboxt") quittierte das Publikum mit einem gellenden Pfeifkonzert. Schließlich war es Pulev gewesen, der mehrmals von Ringrichter Tony Weeks wegen Schlägen auf den Hinterkopf im Clinch ermahnt worden war.