Rasta Vechta - Aufstieg eines besonderen Klubs Von der Schul-AG zum Basketball-Bundesligisten
Von Tim Maurer
Manchmal gibt es sie noch – diese Geschichten von kleinen unscheinbaren Vereinen, die ein sportliches Wunder schaffen. Dem Neu-Bundesligisten SC Rasta Vechta ist mit dem Aufstieg in die Basketball-Bundesliga ein solcher Erfolg gelungen. Nach einem bemerkenswerten Durchmarsch aus der dritten Liga bis in Deutschlands Oberhaus geht es für die Mannschaft von Trainer Patrick Elzie jetzt um den Klassenerhalt.
Fußball, Handball, Tennis, doch leider kein Basketball - diese Situation galt Ende der 70er Jahre in den meisten Sportvereinen rund um die niedersächsische Kleinstadt Vechta. "Kein Verein wollte damals eine Basketballsparte aufmachen", sagt Waldemar Rudzinski, ehemaliger Lehrer am Antonianum-Gymnasium in Vechta. Aus der Not macht er eine Tugend und entschließt sich gemeinsam mit ein paar Abiturienten eine Basketball-AG ins Leben zu rufen.
Als die Basketballbegeisterten nach ihrem Abschluss die Schule und damit auch die AG verlassen müssen, entsteht der Wunsch auch zukünftig den Sport gemeinsam betreiben zu können. Es folgt die Vereinsgründung im Juni 1979 und die einstige Basketball-AG geht von da an im regionalen Ligabetrieb an den Start. Damals rechnet noch niemand damit, dass der anfangs amateurhafte Provinzklub 34 Jahre später in der höchsten deutschen Spielklasse auflaufen wird.
Ungewöhnliche Namensgebung
Natürlich muss für den neuen Verein ein passender Name gefunden werden. Als sich die Basketball-Enthusiasten 1979 aus diesem Grund in einem privaten Lokal über den Dächern von Vechta treffen, läuft gerade Bob Marley im Radio. Die Musik des jamaikanischen Reggae-Sängers ist zu dieser Zeit sehr beliebt. "Plötzlich rief einer der Anwesenden 'lasst uns den Klub doch Rasta nennen'", erinnert sich Werner Themann, 2. Vorsitzender des Vereins. Er weiß es noch genau, denn er ist seit der Gründung dabei. "Natürlich waren auch ein paar Bier im Spiel, aber wir haben danach sehr lange über diesen Namen diskutiert."
Die Idee ist geboren und so laufen die einstigen Abiturienten von dort an unter dem kuriosen Namen SC Rasta Vechta in den Sporthallen der Umgebung auf. Ungewöhnliche Vereinsbezeichnungen sind natürlich keine Seltenheit. Strickmiezen Kemtau, 1. FC Trafowerk Nürnberg oder FSV Silvester Bad Salzungen sind weitere Beispiele - aus dem Fußballbereich - dafür. Doch Vechta ist entgegen der meisten übrigen Vereine mittlerweile auf der großen Bühne unterwegs.
Schwieriger Beginn
Lange Jahre bleibt der Verein zunächst relativ unbekannt im Amateurbereich. Die sportliche Erfolgsstory beginnt 2007 mit dem Pokalsieg im Niedersächsischen Basketball Verband (NBV). Ein Jahr später folgt der Aufstieg in die 1. Regionalliga. Von da an geht es steil bergauf. Nach der Saison 2008/09 belegen die Basketballer den dritten Platz in der Regionalliga und können durch den Verzicht einiger klassenhöheren Mannschaften in die Pro B aufsteigen.
Es folgen drei Spielzeiten in der dritthöchsten Spielklasse bevor Rasta Vechta nach der Saison 2011/12 als Vizemeister der Aufstieg in die Pro A gelingt. Bereits in der Premierensaison holt die Mannschaft von Elzie die Meisterschaft und schafft den damit verbundenen Aufstieg in Deutschlands höchste Basketball-Spielklasse.
Umbaumaßnahmen im Rasta Dome
Dadurch ergeben sich natürlich neue Verpflichtungen, ein Ausbau der Spielstätte beispielsweise. Denn der erst im Oktober 2012 offiziell eingeweihte Rasta Dome, in dem die Heimspiele austragen werden, bot bislang lediglich 2.000 Menschen Platz - zu wenig für die Basketball-Bundesliga.
Durch das hohe Zuschauerinteresse und die enorme Anfrage nach Dauerkarten konnte der Hallenausbau realisiert werden. Künftig bietet der von außen unscheinbar anmutende Rasta-Dome Platz für über 3.000 Menschen und erfüllt alle geforderten Auflagen. Dafür musste die Halle unter anderem rund sechs Meter verbreitert, LED-Banden installiert und auf Standkörbe umgebaut werden.
Vater des Erfolgs
Bei so viel Aufwand hat sich die Mannschaft um Patrick Elzie für diese Saison natürlich viel vorgenommen. "Für unseren Trainer ist der Klassenerhalt kein Saisonziel", beschreibt Themann die Einstellung des Trainers. Ihm haben sie in Vechta viel zu verdanken. "Er hat den Verein immer weiter vorangetrieben und daher einen ganz großen Anteil an der Erfolgsstory", schwärmt Themann.
Denn die Situation in der Basketball-Bundesliga ist mit einem Jahresetat von rund 1,5 Millionen Euro natürlich nicht leicht. Der Klub hat hinsichtlich des Etats noch Aufholbedarf gegenüber der finanzstarken Liga-Konkurrenz. "Da werden wir uns in den nächsten Jahren noch steigern müssen", erklärt Themann.
Guter Einstand
Am 3. Oktober war es dann endlich soweit: Rasta Vechta durfte zum ersten Mal in der Basketball-Bundesliga auflaufen. Am ersten Spieltag stand mit dem Auswärtsspiel bei der erfahrenen Mannschaft aus Trier, die seit 1990 in der höchsten Spielklasse ist, eine echte Bewährungsprobe an. Doch von Respekt war bei den Liganeulingen aus Vechta nichts zu spüren. Mit einem beeindruckenden Endspurt sicherte sich das Team von Elzie seinen ersten Bundesligasieg (87:84).
Danach folgten zwei Niederlagen - an der Erfolgsstory dieses Vereins werden aber auch künftige Schlappen nichts ändern.