In Nürnberg 28 Prozent der Brückenflächen haben erhebliche Mängel
Wie sicher sind Nürnbergs Brücken? Bei einer beträchtlichen Anzahl besteht Handlungsbedarf. Allerdings wird engmaschig kontrolliert.
Vor rund einer Woche sind in Dresden Teile der Carolabrücke in die Elbe gestürzt. Ein Szenario, das auch in Nürnberg denkbar wäre? Rund 28 Prozent der Brückenflächen im Stadtgebiet weisen jedenfalls "erhebliche Mängel oder Schäden auf", wie aus dem Brückenbericht des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (SÖR) hervorgeht.
SÖR ist für die Sicherheit der 288 Brückenbauwerke im Stadtgebiet verantwortlich und hat den Brückenbericht zuletzt im September 2023 veröffentlicht. Das Ergebnis: Die Anzahl der Brücken mit konkretem Handlungsbedarf hat zwar im Vergleich mit den Vorjahren abgenommen. Insgesamt 29 Brücken müssten aber "umgehend instand gesetzt, beziehungsweise erneuert werden".
Am Frankenschnellweg: Netze gegen herabstürzende Betonteile
"Besonders kritisch" sei etwa der Zustand der Brücken in der Sandreuthstraße und in der Schwabacher Straße. Beide führen über den Frankenschnellweg. Jene in der Sandreuthstraße wurde etwa zwischenzeitlich an der Unterseite mit Netzen gesichert, "damit keine losen Betonteile auf den Frankenschnellweg fallen", steht in dem Bericht.
Sobald der Sanierungsbedarf einer Brücke festgestellt werde, liefen entsprechende Planungen an, sagt Nadine Francke aus dem Werkleitungsbüro von SÖR. Welche Maßnahmen konkret getroffen würden, hänge wiederum vom genauen Zustand der jeweiligen Brücke ab.
Viele Brücken zwischen 30 und 60 Jahre alt
Ein wesentlicher Grund dafür, dass so viele Brücken in Nürnberg sanierungsbedürftig sind, sei das Alter der Bauwerke. So seien die meisten Brücken in der Stadt zwischen 30 und 60 Jahre alt, sagt Francke. Auch das Baumaterial sowie die Intensität der Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen in den vergangenen Jahrzehnten spielten dabei eine Rolle.
Generell würden die Brücken in Nürnberg alle sechs Jahre – entsprechend geltenden Regelungen – überprüft. Zwischen den großen Hauptprüfungen, einer Art Brücken-TÜV, würde alle drei Jahre eine einfache Prüfung durchgeführt. Dazu kommen noch Sichtprüfungen in allen übrigen Jahren.
Sobald der Brückenzustand als nicht ausreichend oder schlechter bewertet werde und Handlungsbedarf bestehe, würde in Nürnberg sogar noch engmaschiger kontrolliert werden. Francke von SÖR sagt, da gehe die Stadtverwaltung über die geltenden Vorgaben hinaus. Gleiches gelte für Brücken, bei deren Bau ein aus heutiger Sicht problematischer Spannstahl verwendet wurde. Diese würden sogar alle zwei Jahre einer Hauptuntersuchung unterzogen. Das gelte etwa für die Hafenbrücken, die gerade parallel durch Neubauten ersetzt werden.
Hundertprozentige Sicherheit nicht möglich
Francke sagt: "Wir prüfen nach den Normen und anerkannten Regeln der Technik und damit nach den bisherigen Sicherheitsmaßstäben und -regeln, wie sie auch von Bund und Ländern bei der Kontrolle von Brückenbauwerken zum Einsatz kommen."
Eine hundertprozentige Sicherheit könne es allerdings nicht geben. Die SÖR-Mitarbeiterin betont allerdings: "Aber durch unsere hohen Standards kommen wir diesem Ideal möglichst nah."
- Anfrage bei SÖR
- nuernberg.de: Brückenbericht 2023