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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Für viele eine Kindheitserinnerung" Kaufhof-Abriss: SPD kritisiert Söder-Plan scharf
Der Kaufhof in der Nürnberger Innenstadt steht seit Monaten leer. Darüber, was mit dem Gebäude geschehen soll, scheiden sich in der Stadt die Geister.
Seit Juni 2023 steht der Kaufhof in der Nürnberger Innenstadt leer. Die Frage, was mit dem riesigen Gebäude inmitten der Königstraße geschehen soll, bewegt die Stadt. Die CSU-Stadtratsfraktion hat bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Vorschlag gemacht, das Gebäude in ein Kongresszentrum umzuwandeln.
"Vor dem Kaufhof ist noch kein Tourist stehen geblieben, um ein Foto zu machen", war die einhellige Meinung der CSU. Söder selbst ging noch einen Schritt weiter: Er forderte anstatt eines Umbaus einen Abriss. Ein Vorschlag, der in der Stadt Kontroversen auslöst.
Die Vorsitzende der Stadtratsfraktion der SPD, Christine Kayser, sagte t-online: "Für viele Nürnberger ist der Kaufhof eine Kindheitserinnerung und eine Erinnerung an das Wirtschaftswunder", so die Kommunalpolitikerin. Einen Abriss sehe die SPD-Fraktion kritisch. Achim Mletzko – Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat – betont hingegen, dass seine Fraktion grundsätzlich auch für einen Abriss offen sei: "Das Einzige, was mich beim Kaufhof emotional berührt, ist der Paternoster. Mit dem bin ich als Kind schon gefahren."
"Er kann nicht freihändig über Denkmalschutz verfügen"
Allerdings äußern die Grünen, wie auch die SPD, Bedenken an den CSU-Plänen – weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Mletzko sagt: "Gott sei Dank kann der Ministerpräsident nicht freihändig über den Denkmalschutz verfügen."
Die CSU warb ursprünglich dafür, einen Investor zu finden, der das Gebäude in der Königstraße erwirbt und umbaut beziehungsweise abreißt und einen Neubau errichtet. Danach könne sich die Messe Nürnberg in den oberen Stockwerken einmieten und ein Kongresszentrum mitten in der Innenstadt errichten, so die CSU.
Darüber, dass ein Kongresszentrum in der Königstraße – auf der Fläche des Kaufhof – Sinn ergeben könnte, herrscht offenbar Einigkeit. Laut SPD haben bereits mehrere Studien belegt, dass neben den großen Messehallen Bedarf für ein kleineres Kongresszentrum besteht. Mletzko sagt: "Wir Grüne wollen vermeiden, dass neben dem Citypoint eine zweite große Leiche in der Innenstadt vergammelt."
SPD bringt einen ganz neuen Vorschlag ins Spiel
Die SPD sieht das grundsätzlich genauso, kritisiert aber die von der CSU geplante Investorenlösung. Die Fraktionsvorsitzende Kayser fürchtet, dass die Stadt die Räume für das Kongresszentrum dann zu hohen Kosten von einem Investor rückmieten müsste.
Die SPD denke deshalb darüber nach, ob die Stadt nicht selbst das Gebäude erwerben sollte. "Wenn wir auf die ewige Baugrube am Aufseßplatz blicken oder den Baufortschritt am Gebäude des ehemaligen Schuh Leiser, sehen wir, dass der Vorschlag Abriss allein für eine sinnvolle Innenstadtentwicklung zu kurz gesprungen ist."
Bevor über das weitere Vorgehen entschieden werden könne, sei laut Kayser eine Machbarkeitsstudie notwendig. "Fachleute müssen erarbeiten, was macht Sinn, was ist möglich", so die SPD-Politikerin weiter. Erst dann könne der Stadtrat auf fundierten Grundlagen entscheiden.
Das leerstehende Kaufhof-Gebäude dürfte die Bewohner der Stadt wie die Kommunalpolitik also noch länger beschäftigen. Eine schnelle Lösung scheint nicht in Sicht.
- Gespräche mit Christine Kayser und Achim Mletzko
- Besuch der Pressekonferenz der CSU-Stadtratsfraktion