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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gema-Gebühren Beim Nürnberger Christkindlesmarkt droht eine stille Nacht
Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist ohne Chöre und Musikgruppen kaum denkbar. Doch drastisch gestiegene Musikgebühren bringen die Auftritte in Gefahr.
Eine neue Tarifstruktur der Musikverwertungsgesellschaft Gema sorgt für riesigen Unmut bei den Veranstaltern von Weihnachtsmärkten. Davon betroffen ist auch die Stadt Nürnberg mit ihrem weltberühmten Christkindlesmarkt, der jährlich bis zu zwei Millionen Menschen anlockt.
In der Vergangenheit wurden rund 1.500 Euro Gema-Gebühren für die Auftritte der Chöre und Bläser auf dem Nürnberger Hauptmarkt fällig. In diesem Jahr wären es nach Berechnungen des städtischen Marktamtes allerdings rund 24.000 Euro – eine Steigerung um 1.500 Prozent.
Marktamtsleiter: "Von den Socken gehauen"
Der Grund: Die Gema, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, hat ihre Tarifstruktur geändert, was zu deutlich höheren Gebühren für die Nutzung von Musik auf Märkten führen kann. Marco von Dobschütz-Dietl, zuständig für die Nürnberger Märkte und damit auch den Christkindlesmarkt, ist entsetzt: "Als wir den Preis nach dem neuen Tarif ausgerechnet haben, hat es uns von den Socken gehauen", sagte er t-online.
Die Städte müssen die Gema-Gebühren jetzt nämlich abhängig von der Gesamtfläche eines Weihnachtsmarktes bezahlen, früher zählten nur die Bühne und ein kleiner Bereich darum herum. "Das bedeutet, dass auch Flächen berücksichtigt werden, die gar nicht oder nur teilweise mit Musik beschallt werden", erläutert der Nürnberger Marktamtsleiter. Für ihn ergibt das "keinerlei Sinn".
Gema: Städtetag war in Tarifreform eingebunden
Die Gema verteidigt ihre neue Tarifstruktur und verweist auf einen Beschluss des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2011, der die gesamte Veranstaltungsfläche als Berechnungsgrundlage für zulässig erklärte, wie eine Sprecherin der Gema im Gespräch mit t-online betonte. Der Tarif für Feste aller Art mit dem Namen "U-St" sei außerdem bereits im Jahr 2018 verhandelt worden – auch der Städtetag sei eingebunden gewesen, betonte die Sprecherin. Eingeführt wurde der Tarif von der Gema allerdings erst im Jahr 2022, da die Corona-Pandemie viele öffentliche Auftritte von Musikern verhinderte.
So auch in Nürnberg: Im vergangenen Jahr wurde auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt wegen der Corona-Pandemie auf ein Bühnenprogramm verzichtet. Die Stadt bekam deshalb keine Rechnung von der Gema nach den neuen Richtlinien.
Anders in der Stadt Bayreuth in Oberfranken, wo es auf dem dortigen Christkindlesmarkt auch 2022 Musik gab. Vor wenigen Wochen ging im Bayreuther Rathaus die Forderung der Gema dafür ein: Rund 40.000 Euro will die Musikverwertungsgesellschaft haben. Zum Vergleich: Beim Bayreuther Christkindlesmarkt 2019, dem letzten regulären vor der Corona-Pandemie, waren es 493 Euro – eine Steigerung um 8.000 Prozent. "Wie ich die Gema-Rechnung gesehen habe, ist mir die Luft weggeblieben", so Ulrich Pfeifer, der Rechtsreferent der Stadt.
Hoffen auf Einlenken
Die Musikverwertungsgesellschaft zeigt sich nach eigenen Angaben jedoch gesprächsbereit: In einigen Fällen seien individuell vereinbarte Lösungen bereits umgesetzt worden. Nicht so bei der Stadt Bayreuth: "Die Gema hat sich uns gegenüber in der Sache inhaltlich bislang nicht positioniert", sagte ein Stadtsprecher. Auch ein Beschwerdebrief des Rechtsreferenten habe bislang zu keiner Reduzierung der geforderten Summe geführt.
Die Stadt Nürnberg hofft unterdessen auf bereits angekündigte Gespräche zwischen dem Städtetag und der Gema – und eine deutliche Reduzierung der Gebühren. Marktamtsleiter Marco von Dobschütz-Dietl will keinen weiteren Nürnberger Christkindlesmarkt ohne Musikgruppen erleben. "Da fehlt einfach etwas, das gehört bei einem Weihnachtsmarkt einfach dazu", sagt er. In letzter Konsequenz – wenn die Gema-Gebühren das Budget der Stadt übersteigen – müsse die Bühne auf dem Christkindlesmarkt leer bleiben.
Der Nürnberger Christkindlesmarkt findet vom 1. bis 24. Dezember 2023 statt.
- Gespräch mit Nürnberger Marktamtsleiter am 6.9.2023
- Anfrage per E-Mail an die GEMA am 6.9.2023
- Gespräch mit Presseamt der Stadt Bayreuth am 7.9.2023