Löwenmutter frisst im Zoo ihre Jungen Experte: "Das Verhalten der Löwin ist keineswegs natürlich"
Eine Löwenmutter hat in Nürnberg ihren Wurf gefressen. Der Tiergarten sagt, dies sei nicht ungewöhnlich. Tierschützer sehen das anders.
Wie normal ist das Verhalten von Löwin Aarany wirklich? Diese Frage sorgt nach dem Tod von vier Löwenjungen im Tiergarten Nürnberg für Diskussionen.
Vergangene Woche war bekannt geworden, dass alle Jungtiere der Asiatischen Löwin Aarany ihre Geburt nicht überlebt haben. Der erste Junglöwe habe kurz nach seiner Geburt am 12. Mai keine Lebenszeichen mehr gezeigt, vermutlich sei die Lunge des Tieres noch nicht vollständig entfaltet gewesen, hatte der Tiergarten mitgeteilt. Drei weitere Löwenbabys verschlang die Mutter im Anschluss unmittelbar nach der Geburt.
Dies sei kein ungewöhnliches Verhalten für Löwen, betonte Zootierarzt Hermann Will. Bei ihrem ersten Wurf sei eine Löwin noch unerfahren. Es komme öfter vor, dass bei Erstgebärenden die Aufzucht nicht klappe.
"Die Schuld liegt bei den Verantwortlichen des Tierparks"
An dieser Behauptung wächst nun die Kritik. "Das Verhalten der Löwin ist keineswegs natürlich und die Zucht dieser Tiere in Zoos sollte sofort beendet werden", forderte Peter Höffken, Wildtier-Experte bei der Tierschutz-Organisation Peta. Laut einer Studie von britischen Wissenschaftlern seien zwei Drittel von in Zoos geborenen Asiatischen Löwenbabys in den ersten Wochen gestorben, sagte er laut "Bild"-Zeitung. "Die Schuld liegt also definitiv bei den Verantwortlichen des Tierpark Nürnberg."
Zuletzt hatte in Deutschland 2019 im Leipziger Zoo eine Löwenmutter ihre Jungen gefressen. Damals hatte Joachim Scholz vom Senckenberg Forschungsinstitut der "Süddeutschen Zeitung" gesagt, so etwas passiere auch in der Natur. Allerdings liegen die Zahlen, die er nannte, niedriger: In der Savanne sterbe die Hälfte der Löwenbabys in den ersten Wochen.
Tod im Tiergarten Nürnberg: Waren die kleinen Löwen krank?
Ein Grund, weshalb eine Löwin ihre Jungen töte: "Wenn sie riechen, dass mit den Jungen nach der Geburt etwas nicht in Ordnung ist oder diese krank sind, kommt es vor, dass sie sie auffressen."
Aus menschlicher Sicht klinge das brutal. Aber Löwen in der Natur müssten ihre Energie sparen.
Peter Höffken von Peta meint dazu, die Wahrscheinlichkeit, dass im Zoo ein krankes Tier zur Welt komme, sei höher als in freier Wildbahn: "Es besteht generell eine Problematik wegen der genetischen Vielfalt", erklärte er der "Bild". "Es gibt nur wenige Asiatische Löwen in Zoos, der Gen-Pool ist klein und so werden oft Tier mit genetischen Defekten geboren, die häufig nicht lebensfähig sind."
- bild.de: "Babys aufgefressen – trauert die Löwen-Mama jetzt?"
- sueddeutsche.de: "'Ein Happs und es ist weg'"
- wwf.de: Löwe im Artenlexikon
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa