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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Täter auf der Flucht Anwohnerin: "Man weiß, da läuft ein verurteilter Mörder frei rum"
Ein Mörder entkommt aus einem Gericht in Regensburg. Nicht nur dort beschäftigt der Fall die Menschen – auch in Nürnberg, wo er den Mord beging.
Der in Regensburg aus einem Gerichtsgebäude entkommene verurteilte Mörder Rachid C. ist auch am Freitagnachmittag noch auf der Flucht. In Nürnberg, wo der 40-Jährige 2011 eine 76-Jährige bei einem Überfall erwürgt hatte, sorgt die Nachricht für Aufmerksamkeit – aber nicht für Panik.
"In den letzten Tagen war ich wegen Krankheit sowieso weniger draußen – außer mit dem Hund. Nach der Nachricht lege ich da auch keinen größeren Wert drauf", sagt die 26-jährige Hannah Boettcher. "Es hatte aber schon den Anschein, als wären heute weniger Leute unterwegs. Das kann aber auch am 6. Januar liegen." Der Dreikönigstag ist in Bayern gesetzlicher Feiertag.
"Man erinnert sich"
"Die Menschen haben das hier schon registriert", erzählt die Nürnberger Journalistin Isabel Pogner im Gespräch mit t-online. "Ich habe allerdings nicht den Eindruck, dass das hier größere Sorgen ausgelöst hat. Aber man erinnert sich natürlich an den Fall von damals." Das habe auch mit der Polizei zu tun, die ihre Präsenz in der Stadt nicht spürbar erhöht habe.
"Da läuft ein verurteilter Mörder frei rum"
Anders in Regensburg, erzählt Studentin Anna F.: "Es ist schon ein bisschen komisch, weil wir von unserer Wohnung aus die Hubschrauber hören und sehen." Aus dem Haus traue sie sich noch, aber: "Meine Mitbewohnerin und ich versuchen jetzt zumindest, wenn's dunkel ist, nicht unnötig aus dem Haus zu gehen – und wenn, dann halt nur zusammen."
"Es hat auf jeden Fall ordentlich die Runde gemacht", bestätigt auch die Lehramtsstudentin Laura D. im t-online-Gespräch. "Alle Mädels, die ich kenne, sind gestern zu Hause geblieben oder nur in großen Gruppen vor die Tür." Es sei ein ungutes Gefühl, sagt D., "wenn man weiß, da läuft ein verurteilter Mörder frei rum".
"Mit Baseballschlägern in der Nachbarschaft"
Die Studentin wundert sich auch darüber, dass C. überhaupt aus dem Gerichtsgebäude entkommen konnte. "Da sollte man sich mal Gedanken drüber machen. Gutes Sicherheitssystem, das die da haben."
Ein junger Mann, der seinen Namen nicht in den Medien lesen will, schreibt im Spaß bei WhatsApp: "Wir patrouillieren jetzt mit Baseballschlägern in der Nachbarschaft."
Rachid Chouakri gilt als gewalttätig
Auch, wenn es nur ein Scherz war – die Polizei rät ausdrücklich davon ab, sich dem 40-Jährigen zu nähern. Rachid C. gilt als gewalttätig. Er wird als 1,76 Meter groß beschrieben, schlank und mit schulter- bis ellenbogenlangen, welligen dunklen Haaren.
Einen konkreten Hinweis auf seinen Aufenthaltsort gebe es auch am Freitag noch nicht, sagte Florian Beck, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz, dem Nachrichtenportal onetz.de. Man suche weiter "mit starken Kräften nach dem Mann". Mehr über den Fall lesen Sie hier.
- Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern von Nürnberg und Regensburg
- onetz.de: "Großes Polizeiaufgebot in Regensburg" vom 6. Dezember 2023