"Geruchsbelästigung" in Nürnberg Polizei provoziert mit SEK-Tweet
Mit einem offenbar scherzhaft gemeinten Hashtag hat die Polizei Nürnberg für Empörung gesorgt. Die Beamten waren wegen Cannabisgeruchs ausgerückt.
Immer wieder lassen die Polizeipräsidien in Deutschland einen Blick hinter die Kulissen zu und halten minutiös fest, zu welchen Einsätzen Beamtinnen und Beamte tagtäglich hinausfahren. "Einsatztwittern" nennt sich das. Das Polizeipräsidium Mittelfranken in Nürnberg hat am Samstagabend einen solchen Twittermarathon absolviert – und mit einem flapsigen Tweet für gehörige Empörung gesorgt.
Was war passiert? Ein Anrufer aus Nürnberg habe mitgeteilt, so die Polizei auf Twitter, dass es jeden Abend im Haus nach Cannabis rieche. Was in manchen Wohngegenden, etwa in Berlin, zum Alltag gehören mag, sorgte in Mittelfranken tatsächlich für einen Polizeieinsatz. Wenig später teilen die Beamten mit: Bei einem Bewohner sei Marihuana sichergestellt worden. Ihn erwarte nun eine Anzeige.
Nürnberg: Polizei verwirrt mit "SEK"-Tweet
Fast 200 Antworten haben die beiden Tweets der Polizei bereits erhalten, die meisten davon sind verärgert. Ein Stein des Anstoßes: der Hashtag, den die Beamten im Präsidium verwendeten: "#SEKkommt" lautete dieser, dahinter ein Zwinkersmiley. Auf Nachfrage stellten die Polizisten klar, dass natürlich nicht ein Sondereinsatzkommando unterwegs sei.
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Ein Nutzer schreibt darunter: "Sagt mir bitte, dass jemand euren Account gehackt und damit seine privaten provozierenden Trollspielchen getrieben hat." Nicht lustig findet eine weitere Nutzerin den Tweet: Ihre Nachbarn rochen auch jeden Abend Cannabis. Doch diese seien zum Glück "nicht gemein und dumm", sondern sprächen mit ihr. "Und so wissen sie, dass ich medizinisches Cannabis brauche und sie rufen keine Leute herbei, die mir und meiner Familie Angst machen und mit dem SEK drohen."
Polizei Mittelfranken sieht Cannabis-Freigabe kritisch
Ein anderer Twitter-User nennt die Tweets der Nürnberger Polizei "maximal peinlich". Kritisiert wird auch, dass in Bayern Cannabis-Konsumenten angeblich härter verfolgt werden als in anderen Bundesländern – der Vorwurf taucht immer wieder auf. Im Jahr 2021 zählte allein die Polizei Mittelfranken knapp 4.000 Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis.
Eine Legalisierung von Cannabis, wie sie die Ampelregierung plant, sieht man dort im Polizeipräsidium kritisch: Eine "Freigabe zu Genusszwecken" würde eine fatale Signalwirkung entfalten, hatte Pressesprecher Michael Konrad t-online gesagt.
- twitter.com: PolizeiMFR
- Eigene Recherche