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Scharfe Kritik von Verdi
Köln-Holweide: Krankenhaus vor dem endgültigen Aus?

Von Michael Hartke

11.03.2022Lesedauer: 4 Min.
Das Krankenhaus Holweide von außen: Eigentlich war geplant, es zumindest zum Teil als medizinisches Versorgungszentrum zu halten. Es gibt allerdings Zweifel, ob das nach wie vor auch der Plan der Klinikleitung ist.Vergrößern des Bildes
Das Krankenhaus Holweide von außen: Eigentlich war geplant, es zumindest zum Teil als medizinisches Versorgungszentrum zu halten. Es gibt allerdings Zweifel, ob das nach wie vor auch der Plan der Klinikleitung ist. (Quelle: Eduard Bopp/imago-images-bilder)
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Schon länger wird über die Zukunft des Krankenhauses in Köln-Holweide spekuliert. Nun scheint klar zu sein, dass es über kurz oder lang geschlossen wird. Die Thematik spaltet die Stadt.

Trotz jahrelanger Proteste von Bürgervereinen, Politikern und Gewerkschaften bereiten die Kliniken der Stadt Köln weiter die Schließung des Krankenhauses in Köln-Holweide in seiner jetzigen Form vor. Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Pläne der städtischen Tochter scharf.

Anlass für die Kritik ist eine öffentliche Ausschreibung für den Umbau der Klinik in Merheim. Dort sollen die Abteilungen des Krankenhauses in Holweide integriert werden. Im Ausschreibungstext heißt es: "Hintergrund ist die beabsichtigte Schließung des Standorts Holweide und die Verlagerung aller Fachrichtungen inkl. der Notfallversorgung an den Standort Merheim."

Ursprünglich sollten ein Kompetenzzentrum für Geriatrie und einige Fachabteilungen rund um das Thema Entbindung dort erhalten bleiben. Der Ausschreibungstext deutet aber darauf hin, dass der Standort Holweide mit seinen acht Fachabteilungen nun doch komplett aufgegeben werden soll. Das bereitet Verdi Sorgen.

Verdi in Köln: "Salamitaktik" der Verantwortlichen

Eine Schließung hätte erhebliche Folgen, sagt Daniel Kolle, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Köln-Bonn-Leverkusen: "Zurück bleiben marode Gebäude und es gehen 16 Prozent der Krankenhausbetten der städtischen Kliniken verloren."

Eine Verbesserung der medizinischen Versorgung, wie vom Ratsbündnis behauptet wird, sei das nicht. Kolle fordert, dass der Ausschreibung eine endgültige Entscheidung des Rates über die Zukunft des Krankenhauses Holweide vorausgeht. Er wirft den Verantwortlichen eine "Salamitaktik" vor.

Peter Sztatelman ist Vorsitzender des Bezirksfachbereichs Gesundheit von Verdi und fürchtet durch den Wegfall der 224 Betten in Holweide einen Abbau von Arbeitsplätzen.

Kliniken Köln: Komplette Schließung ist nicht geplant

Die Kliniken der Stadt Köln setzen sich gegen die Vorwürfe von Verdi zur Wehr. Vor drei Jahren habe der Rat der Stadt Köln die Geschäftsführung der Kliniken beauftragt, Pläne für die Zukunft der Kliniken zu erarbeiten – dazu gehörte auch ein Plan, wie das Klinikum Holweide in Merheim integriert werden könnte. Wie genau das aussehen könnte, war nicht genauer definiert. Diese Ausarbeitung sollte die Geschäftsführung dann im nächsten Schritt dem Aufsichtsrat vorlegen, der darüber entscheiden sollte.

Die aktuelle, von Verdi kritisierte, Ausschreibung setze den Auftrag des Aufsichtsrates aus dem Herbst vergangenen Jahres um, heißt es von Holger Baumann, dem Geschäftsführer der Kliniken Köln, dazu lediglich. Mit der Ausschreibung gehe der eingeschlagene Kurs konsequent weiter.

Der Pressesprecher der Grünen-Fraktion, Moritz Schröder-Therré, ergänzt auf t-online-Anfrage, der Ausschreibungstext beziehe sich auf den Plan, das Krankenhaus Holweide zu einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit zehn Fachbereichen zur ambulanten Versorgung und 24-Stunden-Anlaufstelle umzubauen. Die stationäre Versorgung solle demnach nach Merheim verlegt werden. Eine komplette Schließung des Standortes sei also nicht geplant.

Umbau zum MVZ: FDP betont desolaten Zustand der Klinik

Darüber hinaus müsse der Rat nicht über den Zusammenschluss des Krankenhauses Holweide mit dem Klinikum Merheim entscheiden. Das sei Sache des Aufsichtsrates, sagt Schröder-Therré. Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hatte sich erst im Herbst vergangenen Jahres positiv zum Umbau des Krankenhauses zum MVZ geäußert, der auch aus Mitteln des Landes finanziert wird.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Ratsfraktion, Ralf Unna, sagte damals: "Die Menschen im rechtsrheinischen Raum profitieren in dem Fall durch mehr Kapazitäten und Spezialisierung der Klinikmedizin in Merheim. In Holweide können sie künftig mit einem MVZ weiterhin auf eine Grundversorgung rund um die Uhr vertrauen." Die Zusammenlegung diene der wirtschaftlichen Stabilisierung der Kliniken und der Auflösung von Doppelstrukturen.

Auch die FDP-Fraktion hält die Schließung des Krankenhauses für sinnvoll. Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite will den Patienten den desolaten Zustand des Gebäudes nicht mehr zumuten. Die Duschen befänden sich hier noch auf den Gängen. Außerdem sei die Substanz marode. "Das ist kein deutscher Standard mehr", sagte Breite im Gespräch mit t-online. Wo die Krankenhausbetten sind, sei seiner Meinung nach zweitrangig. In erster Linie gehe es darum, eine gute medizinische Versorgung zu gewährleisten, so Breite.

Opposition kritisiert Schließung "durch die Hintertür"

Die SPD, die sich von Beginn an für den Erhalt des Krankenhauses Holweide in seiner jetzigen Form einsetzt, bleibt bei dieser Haltung. "Einer Schließung des Standortes Holweide durch die Hintertür des Ausschreibungsverfahrens werden wir entschieden entgegentreten", heißt es vom Fraktionsvorsitzenden Christian Joisten. Seine Fraktion habe bereits durchgesetzt, dass eine medizinische Versorgung mit Notfallbehandlung und einem kleinen stationären Angebot erhalten bleibe.

Auf Landesebene wolle man die Krankenhausfinanzierungslogik so verändern, dass auch das Krankenhaus Holweide weiterhin Bestand haben kann. Auch der jetzige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sich als Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Köln-Mülheim für einen Erhalt des Krankenhauses starkgemacht.

In einem Dringlichkeitsantrag der Fraktionen von Grünen, SPD, CDU, Die Linke, FDP und Die Partei in der Bezirksvertretung Köln-Mülheim gab es Mitte 2021 eine breite Zustimmung für den Erhalt des Krankenhauses. Auch Bürgerinitiativen wie der "Runde Tisch Holweide" wollen das Krankenhaus erhalten. Mit einer Petition Kölner Bürger wurden über 6.000 Unterschriften für den Erhalt des Krankenhauses gesammelt.

Was allerdings mit dem maroden Gebäude passiert, ist noch nicht bekannt.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der Gewerkschaft ver.di
  • Pressemitteilung der Kliniken der Stadt Köln
  • Gemeinsame Pressemitteilung von Grünen, CDU und Volt
  • Schriftliche Statements der Grünen-Fraktion und der SPD-Fraktion
  • Öffentliche Ausschreibung
  • Vorlagen des Kölner Stadtrats vom 26.9.19 und 7.11.19
  • Antrag der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln
  • Anträge der Bezirksvertretung Mülheim
  • Online-Petition zum Erhalt des Krankenhauses Holweide
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