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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Musiker aus Köln "Glaube fest daran, dass wir eines Tages alle gleich sind"
Als "Helden des Monats" werden in Köln ehrenamtliche Helfer für ihr Engagement geehrt. Im März: Der Musiker Igor Epstein, der sich für Kunstschaffende einsetzt – gerade im Ukraine-Krieg sieht er seine, wie er glaubt, utopische Mission bestätigt.
Igor Epstein ist ein Menschenfreund. Der bekannte Musiker will Brücken bauen und Menschen verschiedenster Herkünfte miteinander verbinden, Grenzen sprengen und Verständnis fördern. Sein Mittel der Wahl dafür ist die Kultur, die Kunst – die Musik. Um dieses Ziel zu erreichen, gründete er zusammen mit zwei Freunden 2004 den Verein "Weltmusik, Klezmer und Ästhetik Akademie – Integration- und Begegnungszentrum e.V.".
Ihre Intention war von Beginn an eindeutig: "Menschen unabhängig von ihrer Nationalität, Religionszugehörigkeit oder sozialem Status zu helfen." Im August vergangenen Jahres erhielt er für sein Engagement den Ehrenamtspreis "KölnEngagiert 2021" und ist deshalb nun "Held des Monats" im März.
"Die Akademie war damals die erste unabhängige jüdische Bildungseinrichtung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg", sagt Epstein zu t-online. Er ist in Vilnius geboren, 1990 kam er nach Deutschland. Nach dem Vorbild der 1938 durch die Nationalsozialisten geschlossenen jüdischen Kunstschule, sind die Tore der Akademie für alle offen, die Hilfe brauchen und/oder lernen wollen – in welchen Lebenslagen auch immer.
Ein Verein, der hilft, wo er kann
Hauptaugenmerk legt der Verein dabei auf das jüdische Wohltätigkeitsgebot, der Tzedaka. So bietet das vereinszugehörige Integrations- und Begegnungszentrum Aktivitäten für behinderte Menschen, Seniorinnen und Senioren sowie für Kinder und Jugendliche an und hilft ihnen in allen erdenklichen Fragen der Lebensführung. Der Verein gibt Musikunterricht und Hausaufgabennachhilfe in verschiedenen Sprachen, organisiert Deutsch- und Russischkurse, bereitet auf den deutschen Arbeitsmarkt vor und reicht seine helfenden Hände im Dickicht des deutschen Bürokratiedschungels.
Schon seit 18 Jahren veranstaltet der Verein zudem regelmäßig verschiedenste Veranstaltungen: Theater- und Filmabende, Konzerte, Festivals und Kunstausstellungen. Alle dem Ziel unterworfen, kulturelle Grenzen zu sprengen und Menschen miteinander in Kontakt zu bringen.
"Nichts verbindet die Menschen so wie die Musik", teilt Epstein seine Überzeugung, der sich selbst einen Namen als erfolgreicher Geigenmusiker machte. "Musik ist einfach eine universelle Sprache, die alle verstehen, die von allen gefühlt wird."
Unterstützung für Künstlerinnen und Künstler
Diese Überzeugung ist auch der Grund, weshalb sich der Verein verstärkt auf kulturelle Sparten konzentriert. In den letzten Jahren hat sich die Arbeit dabei unter anderem auf Künstler fokussiert, die unter Startschwierigkeiten litten und denen der Verein die richtigen Werkzeuge vermittelte, um am bestehenden Markt teilhaben zu können. "Immer, wenn Künstlerinnen und Künstler nach Deutschland kommen, gibt es einen Kulturschock. Wir versuchen diesen Schock aufzufangen und sie so gut es geht mit dem nötigen Know-how zu unterstützen."
Insgesamt rund 30 Ehrenamtliche helfen Epstein dabei, all diese Visionen in die Tat umzusetzen. Ihre Anzahl variiert je nach Saison und Bedarf, mittlerweile könne man aber gut und gerne von einem festen Stamm sprechen, was ihn sehr glücklich mache. "Ohne ihre Leistung würde bei uns nichts funktionieren", weiß er und in seiner Stimme schwingt ein großes Stück Erleichterung mit. Es sei nicht immer leicht gewesen, die richtigen Leute zu finden. "Wir hatten sehr viel Glück mit unserer Personalsuche, manchmal kommt es einem so vor, als wären bestimmte Zusammenkünfte vom Schicksal gewollt."
Ein schwerer Weg, mit vielen Mitstreitenden
Als 2004 der Grundstein für den Verein gelegt wurde, war diese Entwicklung mitnichten absehbar. "Wir haben klein angefangen", erinnert er sich, "und es war nicht immer einfach." Probleme bei der Suche nach der richtigen Immobilie begleiteten den Verein ebenso wie finanzielle Durststrecken, für die sich letztlich aber immer eine Lösung fand – auch dank der reichhaltigen Unterstützung aller denkbaren Kölner Institutionen und Gemeinden.
"Seit jeher arbeiten wir eng mit der Stadt Köln, mit der gesamten jüdischen Gemeinde Kölns und anderen Partnern zusammen. So ein riesiges Unterfangen alleine aufzuziehen ist unglaublich schwierig, gemeinsam schafft man allerdings so ziemlich alles", ist sich Epstein sicher. Man sei unglaublich dankbar für all die Unterstützung, die man dem Verein in den letzten zwei Jahrzehnten entgegengebracht hat.
"Я ЗА МИР! Я ЗА СВІТ!"
"Ich glaube fest daran, dass wir eines Tages alle gleich sind", sagt Epstein. "Vielleicht bin ich ein Utopist, aber wir sollten uns nicht auf die Unterschiede zueinander konzentrieren, sondern auf die Gemeinsamkeiten. Wir alle haben rotes Blut in unseren Adern – zumindest ist mir noch kein anderes unter die Augen gekommen." Und so wird der Verein auch in Zukunft seine (vielleicht utopische) Mission fortsetzen, die Menschen der Welt zu vereinen und die Gesellschaft dort zu verbessern, wo es nötig ist.
Gerade im Hinblick auf die aktuelle Situation in der Ukraine sei ihm die Notwendigkeit zum Handeln wieder einmal schmerzhaft bewusst geworden: "Ich und viele andere wollen keinen Krieg! Ich stehe für Frieden und Freiheit ein und bin mir sicher, dass keine Mutter unseres Planeten will, dass ihr eigener Sohn getötet wird. Es ist absolut egal, ob dieser Michail, Mihajlo, Mosche oder Mohamet heißt! An dieser Stelle möchte ich laut und deutlich sagen: Я ЗА МИР! Я ЗА СВІТ! Shalom Alechem, Salam Alejkum und Friede sei mit euch!"
Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die "Held des Monats"-Aktion entstanden ist.
- Eigene Recherche vor Ort