Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Blutspendemarathon in Porz Mangel an Blutkonserven – DRK setzt auf Spendenaktion
Corona-Pandemie, Sommerferien und dann auch noch die Flutkatastrophe: Das alles hat dazu geführt, dass die Blutkonserven in Köln sehr knapp geworden sind. Mit einem Blutspendemarathon will man dagegen ankämpfen.
Claudia Benning hat es sich auf der Liege gemütlich gemacht. Den linken Arm von sich gestreckt. Von der medizinischen Assistentin Dorothea Schlüter wird sie gepiekst. Schon läuft etwas rote Flüssigkeit in ein paar Glasröhrchen. Diese Proben werden im Labor unter anderem nach Krankheiten untersucht. Denn Claudia Benning will spenden – ihr Blut.
Dafür nutzt sie das Angebot des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Das hat im Stadtgmynasium Porz zum sogenannten Blutspendemarathon eingeladen. Über 200 Menschen haben sich im Vorfeld dafür angemeldet. Claudia Benning ist zum zweiten Mal hier. Der Grund dafür ist einfach: "Menschlichkeit", sagt die 59-Jährige. Schließlich könnte auch sie einmal auf eine Blutspende angewiesen sein.
Nach wie vor Mangel an Blutkonserven
Durch einen Schlauch läuft das Blut in einen Beutel. Der befindet sich auf einer sogenannten Mischwaage, die das Blut durchmischt, damit es nicht gerinnt. In dem Beutel befindet sich zudem etwas Konservierungsflüssigkeit. 500 Milliliter Blut passen in einen Beutel. Ist der voll, verschließt er sich quasi von selbst und die Blutspende kann gekühlt werden. "Das dauert jetzt ein paar Minuten", sagt Dorothea Schlüter zu Claudia Benning und widmet sich dann dem nächsten Spender. Es ist ja schließlich "Marathon" angesagt.
Dass zu dem so viele Menschen kommen, die ihr Blut spenden möchten, ist gut. Denn nach wie vor herrscht in der gesamten Bundesrepublik ein Mangel an Blutkonserven. Das ist in Köln nicht bedeutend anders als im übrigen Bundesgebiet.
Bedarf in Köln durch Flutkatastrophe gestiegen
Der Bedarf an Blutkonserven beispielsweise in den städtischen Krankenhäusern Holweide, Merheim und im Kinderkrankenhaus Amsterdamer ist aufgrund der aktuellen Flutkatastrophe weiter gestiegen. Zahlreiche Krankenhäuser rund um Köln waren von den Wassermassen betroffen und haben Patientinnen und Patienten in die Kliniken Köln verlegt. "Dies hat zu einer weiteren Steigerung der OP-Kapazitäten geführt, für die dringend Blutkonserven benötigt werden", erklärt Horst Kierdorf, Klinischer Direktor der Kliniken Köln.
Keine Besserung der Situation
Das Problem: Blutkonserven sind nur 42 Tage haltbar und müssen immer wieder ersetzt werden. Corona und auch die Ferienzeit erschweren die Situation. "Eine Besserung der Situation können wir leider nicht feststellen", so eine Sprecherin der Kliniken Köln auf Nachfrage. An normalen Werktagen verzeichnen die Kliniken Köln 80 bis 120 Blutspender. In den Sommerferien gehen die Zahlen im Schnitt um 30 Prozent zurück. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben in der vergangenen Woche zu Blutspenden aufgerufen.
Blutkonserven und Blutprodukte sind nach schweren Unfällen, bei größeren Operationen oder zur Behandlung bestimmter Erkrankungen wie beispielsweise Krebs unverzichtbar. Allein ein einziger schwer verletzter Patient kann – zum Beispiel nach einem Autounfall – durchaus bis zu 80 Blutkonserven benötigen. Auch bei bestimmten Operationen müssen ebenso Blutkonserven vorgehalten werden. In Deutschland können Menschen im Alter von 18 bis 68 Jahren Blut spenden. Eine Blutspende älterer Spenderinnen und Spender ist nach individueller ärztlicher Entscheidung ebenfalls möglich.
Bei Auffälligkeiten werden Spender benachrichtigt
Zu ihnen gehört Marion Glomb, sie ist mittlerweile 75 Jahre alt. Gerade hat sie wieder einmal bei der DRK-Aktion im Stadtgymnasium Porz Blut gespendet. Über 100 Mal hat sie das schon getan. Aus eigener Erfahrung im Familienkreis weiß sie, wie wichtig Blutspenden sind, erzählt sie in einem zum Ruheraum umfunktionierten Klassenzimmer. Es sei aber auch ein gewisser Eigenschutz dabei. Gibt es irgendwelche Auffälligkeiten im Blut, werden die Spender benachrichtigt. Zu diesen kann Marion Glomb noch ein Jahr lang gehören. "Mit 76 ist dann für mich Schluss", sagt sie.
Claudia Benning hingegen hat noch Zeit. Wiederkommen will sie zu einer der nächsten Spendeaktionen auf jeden Fall. Denn die Rechnung ist einfach: Blutspenden kann Leben retten.
- Beobachtungen und Gespräche beim Blutspendemarathon
- Anfrage bei den Kliniken Köln
- Pressemitteilung Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung