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Köln Flughafen: Securitas-Mitarbeiter über psychische Belastung in Ferien


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Ferienchaos am Airport Köln
Mitarbeiter überlastet: "Gesundheit nicht mehr sicher"

Von Tobias Christ

03.08.2021Lesedauer: 4 Min.
Reisende warten im Kölner Flughafen (Archivbild): In den Sommerferien kam es im Terminal 1 des Airports teils zu chaotischen Szenen.Vergrößern des Bildes
Reisende warten im Kölner Flughafen (Archivbild): In den Sommerferien kam es im Terminal 1 des Airports teils zu chaotischen Szenen. (Quelle: NurPhoto/YingTang/imago-images-bilder)
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Ferien in Deutschland. Jetzt drängen die Urlauber an die Flughäfen, die mit dem Ansturm der Reiselustigen zu kämpfen haben. An vorderster Front: die Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens am Flughafen Köln/Bonn.

Hier arbeitet auch Stefan Schulz (Name geändert). Sein Team ist am Limit. An den Sicherheitsschleusen sammeln sich die Reisenden in langen Warteschlangen. Die Angst, den Flieger zum Urlaubsziel zu verpassen, ist bei vielen groß. Immer wieder werden Fluggäste aggressiv, beschimpfen das Personal – die Corona-Abstandsregeln bleiben dabei regelmäßig auf der Strecke.

Schulz ist seit rund 15 Jahren Fluggastkontrolleur am Flughafen Köln/Bonn. Selten war die Arbeit für ihn so herausfordernd gewesen wie zuletzt. Die Nachtschicht vom 24. auf den 25. Juli wird Schulz so schnell nicht vergessen. "Wir hatten gerade um 0 Uhr die Kontrollspur aufgemacht, da musste auch schon die Bundespolizei ausrücken, weil sich Leute vordrängeln wollten, es kam direkt zur Eskalation."

"Man ist sich seiner Gesundheit nicht mehr sicher"

Eigentlich hätten am letzten Juliwochenende zwölf der sogenannten Spuren zur Kontrolle von Passagieren und Handgepäck geöffnet haben müssen, sagt er: "Aber es konnten nur acht öffnen, es fehlte für mindestens vier Spuren das Personal." Kollegen seien wegen Kurzarbeit, aber auch Krankheit ausgefallen. Durch die Mehrbelastung könnten derzeit Pausen, die früher üblich waren, nicht stattfinden.

Einige Menschen seien regelrecht aggressiv gewesen, sagt Stefan Schulz – auch aus Angst, ihren Flieger zu verpassen. An die Corona-Sicherheitsabstände hätten sich viele nicht gehalten: "Man ist sich seiner Gesundheit nicht mehr sicher."

Tatsächlich hätten Passagiere aus Personalmangel teilweise ihren Flieger verpasst, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim: "Das darf an einem europäischen Flughafen niemals passieren." Dabei sei der Ansturm der Urlaubshungrigen nach langen Lockdowns laut Tarim absehbar gewesen: "Die Leute sind geimpft, Reisebeschränkungen sind weggefallen. Klar, dass wieder mehr Menschen fliegen."

Dennoch lasse der Airport derzeit die Sicherheitskontrolle im Terminal 2 komplett außer Betrieb, weshalb die Überprüfungen nun ausnahmslos in Terminal 1 abgewickelt würden.

"Man wird angepöbelt, schneller zu arbeiten"

"Man soll aber in der Pandemiesituation versuchen, die Fluggastbewegungen zu entzerren", sagt Tarim. Gleichzeitig fehle es an Sicherheitspersonal. Die Firma Securitas Aviation Services, die seit Anfang Juli für die Kontrollen im Auftrag der Bundespolizei zuständig ist, habe trotz des Hochbetriebs Kurzarbeit angeordnet.

"Es ist eine Katastrophe", sagt Stefan Schulz. Für ihn ist in erster Linie der personelle Engpass verantwortlich für den Stress, den er und viele seiner Kollegen derzeit erdulden müssen.

"Man sieht es den Kolleginnen und Kollegen an, dass sie auf dem Zahnfleisch gehen", sagt der Luftsicherheitsassistent, der anonym bleiben möchte. Vor ein paar Tagen sei eine Kollegin sogar zusammengebrochen, "weil sie es kreislauftechnisch gar nicht mehr auf die Rolle bekommen hat".

Dazu kämen unverschämte Reaktionen der Passagiere: "Man wird teilweise angepöbelt, warum man nicht schneller arbeitet", sagt Stefan Schulz: "Das ist eine unglaublich psychische Belastung."

Laut Özay Tarim seien Mitarbeiter teils vier bis sechs Stunden ohne Pause im Einsatz. Das gefährde nicht nur ihre Gesundheit, sondern stelle in diesem sensiblen Bereich des Flughafenbetriebs auch ein Sicherheitsrisiko dar: "Wir machen hier Gefahrenabwehr, die Leute müssen hochkonzentriert sein." Seine Forderungen: Die Sicherheitsschleusen in Terminal 2 müssten reaktiviert und die Kurzarbeit schnell zurückgenommen werden.

Beides ist derzeit nicht geplant. Laut Flughafen Köln/Bonn bleibt die Fluggastkontrolle vorerst auf Terminal 1 beschränkt. Die "zentrale Nutzung" der Passagierkontrollstelle sei "vorteilhaft für die betrieblichen Abläufe", heißt es auf Anfrage: "Sie ist modern ausgestattet und verfügt über ausreichend Kontrollspuren."

Personal für August aufgestockt

Dass es Mitte Juli zu "nicht zufriedenstellenden" Wartezeiten gekommen sei, liegt laut Securitas auch am Verhalten der Fluggäste. Viele Reisende hätten mehr als ein Handgepäckstück mitgeführt, es seien zudem vermehrt Flüssigkeiten gefunden worden, so das Unternehmen. Dies habe die Wartezeit zusätzlich verlängert. "Ein weiterer Grund waren auch krankheitsbedingte Ausfälle, da auch Securitas-Mitarbeiter von der Hochwasserkatastrophe betroffen sind." Wegen einer vom Vorgänger-Unternehmen übernommenen Betriebsvereinbarung hätten Mitarbeiter kurzfristig nicht aus der Kurzarbeit geholt werden können.

Auch das Ende der Kurzarbeit ist nicht Sicht. Zur Sicherung der Arbeitsplätze sei sie weiterhin "zwingend erforderlich", so ein Sprecher von Securitas Aviation Services. Denn der Flugverkehr liege trotz außerordentlicher Spitzenbelastungen immer noch deutlich unterhalb des Vorkrisenniveaus. Für August habe das Unternehmen das Personal jedoch stark aufgestockt, sodass mehr Kapazitäten zur Verfügung stünden.

Laut Bundespolizei und Flughafen Köln/Bonn hat sich die Situation am vergangenen Wochenende bereits entspannt. Dennoch sollten Fluggäste auch künftig genug Zeit für Check-in sowie Sicherheits- und Passkontrollen einplanen und sich vorab gut auf die Reise vorbereiten.

Reiseboom in diesem Sommer unterschätzt

Die Bundespolizei rät etwa dazu, nur ein Handgepäck mitzunehmen und dort mitgeführte Flüssigkeiten schon vor Betreten der Sicherheitskontrolle in einem Ein-Liter-Beutel zu verpacken, der zur Kontrolle separat vom restlichen Handgepäck vorzulegen ist. Der Flughafen weist auf Online-Check-ins oder Gepäckaufgaben am Vorabend hin. Auch Securitas gibt noch keine generelle Entwarnung. Als Folge der Hochwasserkatastrophe fielen noch immer viele Bahnen zum Flughafen aus. Dadurch reisten mehr Passagiere zur selben Zeit an. Das führe punktuell zu einem "erhöhten Kontrollaufwand".

Unterm Strich sei der Reiseboom in der Ferienzeit unterschätzt worden, fasst es Özay Tarim zusammen. Ob der zusätzliche Personaleinsatz tatsächlich Besserung bringe, "werden wir sehen". Stefan Schulz wollte von einer Entspannung unter seinen Kollegen bislang noch nicht reden.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Özay Tarim
  • Telefonat mit Stefan Schulz (Name geändert)
  • Anfrage beim Flughafen Köln/Bonn
  • Anfrage bei Securitas
  • Anfrage bei der Bundespolizei
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