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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unwetter in Köln Hochwasser flutet Waldbad: "So etwas gab es noch nie"
Regenfälle haben in Köln aus einem kleinen Bach einen zerstörerischen Strom werden lassen – dieser hat Waldbad und Wildgehege in Dünnwald geflutet. Das Wasser weicht, doch die Sorgen der Betroffenen bleiben.
Sören Roth sitzt am Donnerstagvormittag erschöpft in einem Holzpavillon und schaut auf die braune Brühe in den beiden großen Becken des Dünnwalder Waldbads. Zusammen mit Helfern der DLRG-Ortsgruppe Dünnwald hat der Betriebsleiter die ganze Nacht verzweifelt versucht, den Zufluss auf das Gelände des beliebten Freibads zu verringern, indem sie Wasser des Mutzbaches in den Wald ableiteten.
Doch am Ende war die Natur stärker: Der Starkregen vom Mittwoch hat den Mutzbach, der sonst so beschaulich über das fast 100 Jahre alte Areal des Vereins "Freies Ortskartell Köln-Dünnwald" mäandert, in einen reißenden Fluss verwandelt.
"So etwas ist noch nicht vorgekommen"
"Es war eine Seenplatte hier", sagt ein Kollege von Sören Roth. Etwa 90 Zentimeter hoch habe das Wasser auf der Liegewiese gestanden und auch die Aufbereitungstechnik überflutet. Zwar hat sich am Donnerstag der Mutzbach wieder in seinen idyllischen Lauf zurückgezogen. Doch in den Becken hat er verschlammtes Wasser hinterlassen. An einen Badebetrieb ist vorerst nicht zu denken.
Das Bachwasser muss abgepumpt werden, die Becken müssen gereinigt und dann wieder aufgefüllt werden. "Seit dieses Bad existiert, ist so etwas noch nicht vorgekommen", sagt Sören Roth. Trotzdem: "Wir hoffen, dass wir Anfang nächster Woche wieder in Betrieb gehen können. Wir kriegen es irgendwie wieder hin."
Ein paar Meter weiter vom Dünnwalder Waldbad entfernt liegt der Dünnwalder Wildpark. Auch hier hat der über die Ufer getretene Mutzbach enorme Schäden verursacht. "Das komplette Damwildgehege ist unter Wasser gesetzt worden", sagt Markus Bouwman, Leiter der Kölner Forstverwaltung. Der 61-Jährige sperrt am Tag nach dem großen Regen einen überspülten Weg entlang dem Gehege mit Flatterband ab.
Auf der einen Seite steht der Dünnwalder Wald großflächig unter Wasser, auf der anderen Seite haben die Fluten den Zaun des Geheges über weite Teile zerstört. Die Massen an Treibgut vor den umgeknickten Zaunpfosten lassen die Kraft des Naturereignisses erahnen.
Bauzäune sorgen nun dafür, dass keine Tiere entkommen können. Allerdings wurden sie erst am frühen Morgen aufgestellt. Ob davor Damwild entkommen konnte, weiß Markus Bouwman nicht. Soviel weiß der 61-Jährige aber genau: "So einen extremen Starkregen habe ich in meiner über 30-jährigen Laufbahn nicht erlebt."
Insgesamt seien die Zäune rund um das Damwildgehege an vier Stellen eingedrückt worden. Auch vor den Büros des Dünnwalder Forstbetriebshofs hätten die Wassermassen nicht Halt gemacht.
In Brück habe Wasser des übergetretenen Flehbachs zudem ein Stück Zaun eines Wildschweingeheges eingedrückt. "In den kommenden Wochen besteht erheblicher Instandsetzungsbedarf", sagt Markus Bouwman.
Im Dünnwalder Waldbad soll der Betrieb demnächst wieder weitergehen. Die "Nacht der 1.000 Lichter", eine spätabendliche Party mit Licht und Sound, am kommenden Samstag werde wahrscheinlich stattfinden, sagt Sören Roth. Statt Eintritt werde aber vielleicht um Spenden gebeten. Vielleicht könne so ein Teil des Schadens wieder wettgemacht werden.
- Eigene Beobachtungen
- Gespräch mit Sören Roth, Betriebsleiter des Dünnwalder Waldbads
- Gespräch mit Markus Bouwman, Leiter der Kölner Forstverwaltung