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Rattenplage am Kölnberg in Köln: Ständig tote Ratten


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Plage am Kölnberg
Schädlingsbekämpfer sammeln dreimal pro Woche tote Ratten


17.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Ratten suchen nach Futter im Müll: In der Hochhaussiedlung des sogenannten Kölnbergs finden die Tiere reichlich Nahrung, weil Mieter täglich ihre Abfälle über die Balkone entsorgen.Vergrößern des Bildes
Ratten suchen nach Futter im Müll: In der Hochhaussiedlung des sogenannten Kölnbergs finden die Tiere reichlich Nahrung, weil Mieter täglich ihre Abfälle über die Balkone entsorgen. (Quelle: Thomas Banneyer)

In die Diskussionen um Ratten am Kölnberg in Meschenich kommt Bewegung: Bei der Sitzung der Bezirksvertretung Rodenkirchen wurden mögliche Lösungen diskutiert. Eventuell könnten die Müllschlucker in den Gebäuden reaktiviert werden.

Wer sich mit Ratten plagt, hat ziemlich schnell ein großes Problem. Wie groß, kann Dr. Johannes Nießen in Zahlen fassen: "Eine Ratte kann in einem Jahr 1.900 Kinder und Kindeskinder bekommen." Der Leiter des Gesundheitsamts Köln war in die Bezirksvertretung Rodenkirchen gekommen, um in einer Aktuellen Stunde über die Schädlingsbekämpfung in der Siedlung am Kölnberg zu berichten. Dort hat man derzeit besonders mit Ratten zu kämpfen.

Karl Wolters, Bezirksvertreter der FDP, hatte die Aktuelle Stunde beantragt. Er wies darauf hin, dass die Plage wohl nicht schicksalhaft, sondern menschengemacht sei. "Es gibt da Leute, die werfen ihren Müll aus dem Fenster." Es dürfe nicht sein, dass "Kinder in unserer Stadt in einer Rattenplage groß werden." In der Tat landen am Fuß der Wohntürme am Kölnberg jeden Tag zahlreiche Müllsäcke, die vom Balkon oder aus dem Fenster geworfen werden.

Gesundheitsamtsleiter Nießen ging zunächst auf die Gesundheitsgefahren ein, die von Ratten ausgehen. "Die sind vorhanden, aber überschaubar." Er nannte als Beispiel das Hantavirus, das fiebrige Erkrankungen auslöse. Auch Bisswunden dürfe man nicht unterschätzen. Zwar seien 120 Krankheiten bekannt, die Ratten übertragen könnten, aber in Köln sei die Gefahr für Leib und erst recht Leben praktisch nicht vorhanden.

Können Müllschächte wieder eingesetzt werden?

Nießen wartete aber auch mit Ideen auf, um das Problem zu lösen. "Es ist aus meiner Sicht sinnvoll, die Müllschächte in den Hochhäusern zu reaktivieren." Ordnungsamt und Bauaufsichtsamt hätten bereits eine Ausnahmegenehmigung beantragt. 2003 mussten die Müllschächte nach einer Änderung der Landesbauordnung geschlossen werden, erklärte Eva Kaiser vom Ordnungsamt, die ebenfalls in der Bezirksvertretung Rede und Antwort stand. Nachgedacht habe man auch über Eimerrutschen an den Fassaden, wie man sie von Hausentkernungen kennt, diese Gedanken aber wieder verworfen.

Nießen setzt ein Stück weit auf die Einsicht der Menschen. Und auf sozialen Druck. "Es könnten Mülltage als soziale Events stattfinden. Etagenweise könnten sich die Mieter zusammenschließen und sich um das Müllproblem in ihrem Umfeld kümmern." Noch am Donnerstag würden sich, so der Leiter des Gesundheitsamts, Mitarbeiter der städtischen Verwaltung mit Vertretern der zahlreichen Immobilienunternehmen treffen, die Häuser und Wohnungen am Kölnberg besitzen, um über das Müll- und das daraus resultierende Rattenproblem zu sprechen.

160 wilde Müllkippen am Kölnberg

Marco Pagano von den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) beschrieb eine weitere Schwierigkeit: "Wir sind zuständig für die Reinigung im öffentlichen Raum. Wir fahren einmal pro Woche zum Kölnberg, um die Straßen zu säubern. Wir sind aber auch mehrmals pro Woche vor Ort, um illegal gelagerten Müll abzuholen." 160 solcher wilden Müllkippen habe man im vergangenen Jahr am Kölnberg beseitigt. Pagano legt Wert darauf, dass die Flächen rund um die Häuser den Eigentümern gehören, die deshalb für die Sauberkeit verantwortlich sind. Diese hätten zum Teil private Reinigungsfirmen beauftragt. Mit den Eigentümern sei man im Gespräch.

Eva Kaiser berichtete zudem, dass Mitarbeiter des Ordnungsamtes jeden Tag am Kölnberg nach dem Rechten schauten. Die Hausverwaltung habe einen privaten Schädlingsbekämpfer engagiert, der dreimal pro Woche vor Ort die toten Ratten einsammele. "Der hat im vergangenen Jahr eine Tonne Schädlingsbekämpfungsmittel ausgelegt."

Köder oft wirkungslos

Markus Stendebach, Leiter der städtischen Schädlingsbekämpfung, war skeptisch: "Solange da so viel Müll rumliegt, gehen die Ratten nicht an die Köder. Wir lassen uns im Restaurant doch auch lieber bedienen, als zum Buffet zu gehen." Aus seiner Sicht müsse man die Ratten in ihren unterirdischen Bauten bekämpfen.

Laut der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Traude Castor-Cursiefen, sei auch Corona ein Aspekt des Problems: "In Berlin und Hamburg hat man festgestellt, dass Ratten sich neue Nahrungsquellen gesucht haben, weil die Restaurants geschlossen waren und die Leute wegen des Lockdowns in der Öffentlichkeit weniger gegessen haben."

Nießen räumte schlussendlich ein, dass man den Ratten in den vergangenen Jahren wohl nicht mit der gebotenen Entschlossenheit begegnet sei. Das soll sich ändern: "Wir erhöhen jetzt die Schlagzahl. Wir legen jetzt richtig los." In einem halben Jahr will er der Bezirksvertretung wieder berichten. "Bis dahin wird sich dort eine Menge getan haben."

Verwendete Quellen
  • Besuch der Sitzung der Bezirksvertretung Rodenkirchen
  • Eigene Recherche
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