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Köln: Hobbynäherin macht aus Ratten ein Geschäft


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"Es ist eine Kunst"
Hobbynäherin macht aus Teddys und Ratten ein Geschäft


Aktualisiert am 15.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Anja Schulte hält eines ihrer Kunstwerke hoch: Sie kreiert in ihrer Freizeit Teddybären und Fellratten.Vergrößern des Bildes
Anja Schulte hält eines ihrer Kunstwerke hoch: Sie kreiert in ihrer Freizeit Teddybären und Fellratten. (Quelle: Rebecca Welsch)
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Sie sind süß, aber nicht zum Kuscheln geeignet: Die Teddybären und Ratten aus Anja Schultes Werkstatt. Der Hype um die Tiere ist vorbei, aber es gibt noch immer begeisterte Sammler.

Anja Schultes erster Teddybär entstand vor mehr als zwanzig Jahren und war eine Katastrophe: "Ich habe ein Schnittmuster in einem Magazin gefunden und wollte meinem Mann eine Freude machen", sagt die Troisdorferin. Mit dem Ergebnis war sie alles andere als zufrieden. Danach war sie so frustriert, dass sie es erst mal sein ließ. Irgendwann versuchte sie sich doch wieder an dem Stofftier – mit Erfolg: 2004 gewann sie mit ihrem Bär Caretaker einen Preis bei einem Teddy-Wettbewerb für Hobbynäher.

Mittlerweile kreiert die studierte Diplompädagogin, die nun Hausfrau ist, vor allem Ratten. "Die Idee dazu hatte ich schon länger", sagt die 54-Jährige. Aber die Sorge, dafür keine Abnehmer zu finden, hielt sie zurück: Was, wenn die potentiellen Käufer die Stoffratten eher eklig als süß finden?

Ein Kinofilm ändert alles

Doch dann kam 2007 der Film Ratatouille in die Kinos – mit der sympathischen Ratte Rémy in der Hauptrolle. Das sorgte für einen Imagewandel, durch den auch das Interesse an den Tieren zugenommen hat.

Die Ratten und Bären von Anja Schulte sind Unikate und entspringen alle ihrer Fantasie. Das muss auch so ein. "Teddys herzustellen ist eine Kunst und es ist verboten, die Ideen von anderen Bären-Macherinnen zu übernehmen", sagt Anja Schulte. Um ihre Tiere bei Ausstellungen präsentieren zu dürfen, muss Schulte ein eigenes Design entwickeln. Trotz dieser Regelung gebe es immer wieder Plagiate: "In den meisten Fällen ist es jedoch schwierig zu beweisen, dass das Design kopiert wurde", sagt Anja Schulte. Immerhin verwenden die Künstlerinnen oft ähnliche Grundschnittmuster aus Zeitschriften.

Bis zu 15 Stunden sitzt Anja Schulte daran, eine elf Zentimeter kleine Ratte aus Mohair herzustellen. Mohair besteht aus den Haaren der Angoraziege, es gibt den Ratten und Teddys das typische, harte Fell. Meist dauert es aber länger, die Tiere herzustellen, denn sie sind oft einem bestimmten Motto nachempfunden. Den Bär "Der Denker" hat Anja Schulte auf einen Felsen gesetzt und ihn wie die berühmte Skulptur des Bildhauers Auguste Rodin drapiert. Dann gibt es noch Chief Grey Wolf, einen Indianer-Teddy mit Friedenspfeife, aber auch Leseratten mit Büchern. Sie ist immer auf der Suche nach kleinen Details, die sie ihren Tieren in die Pfote drücken kann. Jedes Tier bekommt so eine eigene Geschichte, die dann in einer "Geburtsurkunde" festgehalten wird.

Sammlerobjekte, kein Spielzeug

Kuscheltiere sind die Kreationen von Anja Schulte also nicht. Das harte Fell, die Glasaugen und die Kleinteile, die sie mit sich tragen, machen sie für Kinder gefährlich. Und auch der Preis ist für die meisten Taschengelder zu hoch: Eine Ratte von Anja Schulte kostet zwischen 50 und 130 Euro, je nach Zeitaufwand und Materialkosten.

Davon leben kann sie aber nicht: "Vom Aufwand her ist es ein Vollzeitjob, der Verdienst ist eher der eines Hobbys", sagt sie. Das trifft aber nicht auf alle Bärenkünstler zu: Einigen geht es wie Anja Schulte, aber es gibt auch Menschen, die durch die Teddys gut verdienen oder auch davon leben können.

Das war nicht immer so: Ende der 80er Jahre gab es einen großen Teddy-Hype. Steiff-Bären, aber auch die von unbekannten Künstlerinnen, waren gefragt. Diese Zeiten sind vorbei: "Schon seit Anfang der 2000er ist die Nachfrage geringer geworden", sagt Anja Schulte.

Besonders in den vergangenen Jahren werde weniger verkauft. Viele Sammler haben Platzmangel und aufgrund der hohen Preise stoßen kaum junge Menschen zur eher älteren Kundschaft dazu.

Dennoch gibt es sie noch, die begeisterten Sammlerinnen und Sammler: "Die meisten Menschen, die meine Ratten kaufen, sind Sammler", sagt Schulte, "und die meisten Zuschauer auf den Ausstellungen kennt man".

Auch die Aussteller untereinander kennen sich, es gibt eine größere Community. Zusammen kommen Käufer und Verkäufer auf den Teddy-Messen. Davon gibt es in Deutschland drei große: die Teddybär Welt Wiesbaden, die Teddybär Total Münster und die Teddy Total Essen. Obwohl der Bär im Titel steckt, verkauft Anja Schulte dort vor allem ihre Ratten. Bei den Messen macht sie den Großteil ihres Jahresgeschäftes: Etwa 30 ihrer Stofftiere finden im Jahr einen neuen Besitzer.

Und wer ist nun der typische Sammler? "Manche sind schon etwas eigentümlich, aber die Mehrheit meiner Käufer weisen sich nicht durch auffällige Merkmale aus", sagt Anja Schulte.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Anja Schulte
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