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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Für Rollstuhlfahrer unpassierbar Kölner Ratsgruppe kämpft gegen Drängelgitter
Zu enge Drängelgitter beispielsweise an Parks oder Straßenbahn-Übergängen sorgen für Ärger im Kölner Rathaus. Die Ratsgruppe "Gut" fordert einen Verzicht auf die "Umlaufsperren". Stadt und Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zeigen sich zurückhaltend.
An den Zugängen zu Parks und Spielplätzen gibt es sie häufg: Sogenannte Drängelgitter, die davor schützen, mit Fahrrädern oder sogar größeren Fahrzeugen gefährliche Stellen zu passieren. Auch an gefährlichen Straßenbahn-Querungen sollen die rechtwinklig angeordneten Gitter dafür sorgen, dass niemand zu Schaden kommt. Doch nun regt sich Widerstand gegen die Metall-Gestänge, die schon seit Jahren zum Stadtbild gehören.
"Aus eigener Erfahrung und aus den Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern kann ich sagen, dass die Sperren oftmals für Ärgernis sorgen, da diese häufig nicht so angebracht sind, wie es sein sollte", erklärte die Politikerin Karina Syndicus von der Ratsgruppe "Gut" auf Anfrage. Für sie gehört es zur Verkehrswende, solche Gefahrenstellen intelligenter zu schützen, so dass die Sperrungen besser passierbar sind. Insbesondere Lastenräder könnten die Sperren kaum überwinden. Die Stadt Köln hatte in den letzten Monaten Programme zur Förderung von Lastenfahrrädern gestartet.
Rückendeckung bekommt Syndicus vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). Attraktiver Radverkehr sei nur auf Wegen möglich, die frei von unnötigen Hindernissen sind, heißt es in einer bundesweiten Handreichung zur Auseinandersetzung über solche Drängelgitter. Sie seien als "künstlicher Hindernisse" besonders ärgerlich.
Verletzungsrisiko laut ADFC
Für Rollstuhlfahrer, Tandems, Fahrradanhänger und Sonderfahrzeuge seien die "Umlaufsperren" meist unpassierbar, argumentiert der ADFC. Durch die Gitter würden Beschädigungen am Fahrrad genauso in Kauf genommen wie kleinere Verletzungen, wenn man etwa mit Fußknöchel oder Hand gegen die Begrenzungen stößt. Auch Stopschilder, Pfosten oder andere Maßnahmen könne die Sicherheit erhöht werden.
Die Stadtverwaltung erläuterte auf Anfrage von Karina Syndicus im Verkehrsausschuss des Stadtrates, dass sie keine Liste von "Umlaufsperren" habe. "Anlassbezogen" würden solche Gitter aber geprüft und nach Möglichkeit durch Alternativen ersetzt. So würden bereits Sperren errichtet, die in einem 45-Grad-Winkel angeordnet sind. Die seien leichter zu passieren. Syndicus bezeichnete die Verwaltungs-Antwort als "unbefriedigend".
Auf Anfrage hieß es von den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB), man werde prüfen, an welchen Überwegen und Zugängen zu Haltestellen ein Umbau der Drängelgitter notwendig und möglich sei. Das müsse aber durch Aufsichtsbehörden genehmigt werden. "Es ist richtig, dass Lastenräder aufgrund ihrer Länge bei den sogenannten Z-Überwegen Schwierigkeiten haben", räumte KVB-Sprecher Stephan Anemüller ein: "Maßstab dabei ist, das Lastenrad durchschieben zu können, nicht aber die Überwege zu durchfahren. Anderenfalls würden weitere Gefahren im Zusammentreffen mit Fußgängern entstehen." In vielen Fällen seien die Sperren aber notwendig, um Unfälle zwischen unachtsamen Fußgängern und Stadtbahnen zu vermeiden.
- Telefonate und Mails mit den Interviewpartnern
- ADFC: "Arbeitshilfe für Umlaufsperren" (PDF)
- Stadt Köln: Beantwortung Anfrage Ratsgruppe "Gut" (PDF)