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Corona/Köln: "Deshalb sind Schulöffnungen ungerecht"


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Verrückte Corona-Welt
Deshalb sind Schulöffnungen ungerecht

MeinungVon Dierk Himstedt

22.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Eine Lehrerin kürzt einen Mund-Nasen-Schutz für eine Schülerin (Symbolbild): Für einen Teil der Schüler ging es am Montag zurück in die Schulen.Vergrößern des Bildes
Eine Lehrerin kürzt einen Mund-Nasen-Schutz für eine Schülerin (Symbolbild): Für einen Teil der Schüler ging es am Montag zurück in die Schulen. (Quelle: Gregor Fischer/dpa)

Die Schulöffnungen in Nordrhein-Westfalen sorgen für Diskussionsstoff. Ist es angesichts der aktuellen Corona-Lage vertretbar, Schüler in die Klassen zu schicken? t-online-Autor Dierk Himstedt hat dazu eine klare Meinung.

Kinder, die zur Schule gehen: Was vor knapp einem Jahr Normalität war, gerät am Montag zum Aufregerthema Nummer 1. Verrückte Welt? Nein, Corona-Welt! Ob die Entscheidung der NRW-Landesregierung, mit dem Wochenstart rund ein Drittel der etwa 2,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen wieder in die Klassenzimmer zu lassen, mutig, richtig oder voreilig war, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen. Denn seriös voraussagen kann das niemand.

Das Ringen der Landesregierung, besonders die Grundschüler zumindest wechselweise wieder in den Präsenzunterricht zu schicken, ist nur allzu verständlich. Denn Kinder im Grundschulalter können nicht selbstständig zu Hause einem Distanzunterricht am Computer folgen. Viele Eltern haben nicht die Zeit, ständig daneben zu sitzen, und sind daher überfordert.

Die so wichtigen Schulerfahrungen für die Kleinsten in unserem Bildungssystem fallen so zum Teil aus – mit unabsehbaren Folgen für deren weitere Schullaufbahnen. Dass man versucht, normalen Unterricht für diese Altersklassen wenigstens wochen- oder tageweise zu organisieren, ist also richtig.

Können Fünftklässler wirklich stundenlang am Computer arbeiten?

Unverständlich ist hingegen, dass NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Klassen 5 bis 9 beziehungsweise 10 vom Präsenzunterricht ausschließt und die weiterführenden Klassen 11 bis 13 zulässt. Davon abgesehen, dass hier Schüler aus oft bildungsstarken Familien, die mit Abitur oder einer Fachhochschulreife abschließen möchten, bevorzugt werden, stellen sich weitere kritische Fragen. Sind Kinder in der 5. und 6. Klasse wirklich in der Lage, konzentriert über Stunden einem Distanzunterricht am Computer zu folgen? Haben alle Kinder in den Klassen 5 bis 9/10 genügend Unterstützung zu Hause, um den Unterrichtsstoff ausreichend gut zu bewältigen? Und ist an den Schulen die intensive Betreuung durch die Lehrerschaft für die zu Hause bleibenden Schüler gewährleistet, wenn zumindest ein Teil der Lehrer auch Präsenzunterricht für die höherklassigen Schüler gestalten muss?

Zweifel daran sind berechtigt. Besser wäre hier gewesen, für alle Schüler einen Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunterricht zu organisieren. Ob dieser wochenweise oder innerhalb einer Woche stattfindet, sollte dabei den Schulen überlassen werden. So wäre gewährleistet, dass alle Schüler wieder regelmäßig Schule auch von innen spüren. Bei Schuleinrichtungen, die aus Platzgründen mit dieser Regel Probleme bekommen hätten, die Abstandsregeln im Schulgebäude zu organisieren, wären Alternativlösungen möglich gewesen, wie zum Beispiel die Nutzung von leeren Hotel- oder Tagungsräumen in den jeweiligen Städten.

Das Wichtigste aber – und das gilt nicht nur für die Schulöffnungen –, ist die weitere Einhaltung der bekannten AHA-Regeln, sprich das Tragen von FFP2-Masken und Abstand halten, sowie regelmäßiges Testen. Dass diese Maßnahmen im Unterricht gut funktionieren, konnten Lehrer und Schüler zu Beginn des neuen Schuljahres im Spätsommer letzten Jahres ausprobieren und erfahren.

Kontrollen vor Schulgebäuden

Begrüßenswert an den Schulöffnungsregeln in NRW ist zudem, dass regelmäßige Tests in der Woche für die Lehrer möglich sind. Allerdings sollten die Schulen ihre Kollegien auch dazu anhalten, diese konsequent zu nutzen. Denn Lockerungen sollten in den Schulen und anderswo möglichst immer mit vermehrten Corona-Tests einhergehen, um die Gefahr einer unerkannten Infektionsausbreitung zu minimieren. Zudem sollten die Kommunen mehr private Busunternehmen einspannen, um die Fahrschüler sicherer, weil mit mehr Abstand zwischen den Sitzreihen, zu den Schulen zu fahren. Und die Abstandsregeln vor den Schulgebäuden sollten ebenfalls eingehalten und auch kontrolliert werden, um Gruppenbildungen an diesen Orten zu vermeiden.

Es wird ohne Zweifel eine schwere Aufgabe werden, die nun begonnenen Schulöffnungen auch langfristig zu realisieren. Das Coronavirus hat bisher immer einen Weg gefunden, die Entscheidungen der Regierungen und Behörden zu unterlaufen. Dennoch ist es den Versuch wert, die Schüler wieder in die Schulen zu bringen. Allerdings wäre ein einheitliches Konzept, ohne die Unterscheidung zwischen den Jahrgangsstufen, besser und gerechter gewesen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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