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Die Müllsammler vom Rheinufer in Köln


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Freiwilliges Engagement
Die Müllsammler vom Kölner Rheinufer


16.08.2019Lesedauer: 4 Min.
Initiator Christian Stock erklärt den Helfern am Rhein in Köln das "Krake"-Prinzip: Müll vom Ufer aufsammeln und in Säcke verstauen.Vergrößern des Bildes
Initiator Christian Stock erklärt den Helfern am Rhein in Köln das "Krake"-Prinzip: Müll vom Ufer aufsammeln und in Säcke verstauen. (Quelle: Dierk Himstedt)

Christian Stock sammelt regelmäßig mit anderen zusammen Müll am Rheinufer – für die Initiative "K.R.A.K.E" bekommt er im September den Ehrenamtspreis der Stadt Köln verliehen. t-online.de-Autor Dierk Himstedt war bei einer Sammelaktion dabei.

Rund 20 Menschen treffen sich an diesem Donnerstagmittag am Restaurant Fährhaus am Rheinufer von Rodenkirchen. Christian Stock hat wie immer orangene Säcke, Schutz-Handschuhe und Müllgreifer mitgebracht, die er von den Kölner Abfallwirtschaftsbetrieben (AWB) regelmäßig zur Verfügung gestellt bekommt. Er verteilt sie an die ehrenamtlichen Müllsammler, die seinem Aufruf auf Facebook an diesem Tag gefolgt sind.

Rund 3.200 Mitglieder hat die "Krake" in ihrer Facebook-Gruppe mittlerweile. Das sind knapp sechseinhalbtausend Arme, mit der sie regelmäßig entlang des Rheinufers Müll aufsammelt. Denn "K.R.A.K.E", so die Eigenschreibweise, steht für "Kölner-Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit" und ist eine private Initiative des 36-jährigen Kölner Schauspielers und Filmemachers Christian Stock. Für sein Engagement bekommt er nun im September den Ehrenamtspreis der Stadt Köln verliehen.

Rund zweieinhalb Stunden werden Stock und seine Mitstreiter heute Müll am Rheinufer sammeln. "Für einen Werktag sind das ganz schön viele Helfer", ruft er gut gelaunt in die Runde. Neben den Aktiven und Medienvertretern ist auch ein bekannter Strom- und Gasanbieter vor Ort, der in einer Marketing-Aktion nachhaltige Projekte besucht, diese filmt und die Videos auf der eigenen Homepage veröffentlicht. Stock hat offensichtlich mit der "Krake" einen Nerv getroffen und bekommt nun immer mehr Aufmerksamkeit für seine Umweltschutz-Initiative.

Idee kam Stock in Nepal

Das war zu Beginn noch völlig anders. "Ich habe 2014 ganz klein angefangen", erzählt Stock. Damals hatte die Krake nur wenige Hände – und keiner kannte sie. "Jetzt machen wir regelmäßig das Rheinufer sauber. Ich hätte nie damit gerechnet, dass aus dieser Idee so etwas Großes wird", ist der Initiator heute noch verblüfft.

Den Anstoß, die Krake ins Leben zu rufen, gab ein Besuch bei Leprakranken in Nepal für eine Film-Dokumentation. "Die Menschen dort versinken in Müll, weil es keine organisierte Entsorgung gibt. Der Monsun muss das jedes Jahr richten und schwemmt alles weg – wer weiß wohin."

Er mache den Ärmsten der Armen keinen Vorwurf, aber nach seiner Rückkehr wollte er sich mehr für den Erhalt der Natur engagieren – auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist, wie er realistisch anmerkt. "Wir Westeuropäer haben eine große Verantwortung, weil wir unglaublich viel konsumieren und wegwerfen. Und Deutschland ist einer größten Müllproduzenten der Welt", sagt er.

Hälfte der Helfer zum erstem Mal dabei

Glücklicherweise hält das Wetter am heutigen Nachmittag. Die wenigen Regentropfen stören die Helfer nicht. Die dunklen Wolken hatten Schlimmeres erwarten lassen. Bevor es losgeht, gibt Christian Stock noch eine kurze Einführung für die Müllsammler – immerhin ist die Hälfte der heutigen Helfer zum ersten Mal dabei: Sie sollen unbedingt die Handschuhe benutzen, das schützt vor Bakterien. Wenn Spritzen oder scharfe Gegenstände gefunden werden, soll man Bescheid sagen. Der Müll kommt dann in einen Sonderbehälter.

Dann warnt Stock noch vor der Ausrutschgefahr wegen der glitschigen Steine und dem Schlamm in Ufernähe. Zum Abschluss der kleinen Ansprache gibt es dann noch einen lockeren Spruch zur Motivation: "Ich sage euch, Müll zu sammeln macht Spaß. Und hinterher ist man glücklich darüber, dass alles müllfrei ist und das Ufer wieder natürlich aussieht."

Dann geht es los. Jeder geht mit seinem orangenen Müllbeutel und seinem Greifer auf die Pirsch, um Müll aus den Uferbereichen des Rheins zu entfernen. Plastikteile, Flaschen oder auch Spielzeugteile liegen dort herum – angeschwemmt oder einfach von Rheinbesuchern weggeworfen. Eine Helferin findet einen toten, aber gut erhaltenen Flusskrebs. Kein Müll, aber dennoch interessant, wie man ihr ansieht. Nachdem sie ihn wieder neben einen Stein gelegt hat, geht es weiter auf die Unratsuche.

50 Kilogramm Müll gesammelt

Hier in Rodenkirchen liegt eher Kleinzeug herum. In anderen Rheinuferbereichen finde man deutlich mehr, erläutert der "Krake"-Erfinder. Dennoch füllen sich die Säcke langsam. Und den Helfern macht es sichtlich Spaß. "Man tut doch was Gutes, das macht gute Laune", sagt Dominik (36), der zum ersten Mal mitmacht und seine Freundin mitgebracht hat.

Am Ende kommen insgesamt rund 50 Kilogramm Müll zusammen. "Wir hatten aber letztes Jahr mal eine halbe Tonne, aber da waren wir 400 Leute und es lag mehr Müll rum", erläutert Stock. Nach der Aktion sammelt er alle Säcke ein und übergibt sie an einem vorher verabredeten Ort der AWB.

Pläne für die Zukunft der "Krake"

Die Abfallwirtschaftsbetriebe haben Stock von Anfang an gut unterstützt. Auch bei der Stadtverwaltung erkennt man sein Engagement mittlerweile an und wird ihn im September mit dem Ehrenamtspreis der Stadt für das Jahr 2019 auszeichnen.


Stock freut sich sehr darüber. Für die "Krake" hat er mittlerweile weitere Zukunftspläne: "Ich denke darüber nach, aus der Krake einen gemeinnützigen eingetragenen Verein zu machen, damit ich auch Spenden annehmen kann."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen vor Ort
  • Gespräche mit Christian Stock und Teilnehmern
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