t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Plüsch und Patronen in Wesseling: Kunstausstellung von Dennis Meseg


Kunstausstellung in Wesseling
Zwischen Plüschbergen und Patronenhülsen

von Julia Lautzschmann

07.04.2025 - 15:04 UhrLesedauer: 3 Min.
Tausende Kuscheltiere im Schwingeler Hof in Wesseling: Der Künstler Dennis Josef Meseg hat hier eine Welt voller Kontraste erschaffen.Vergrößern des Bildes
Tausende Kuscheltiere im Schwingeler Hof in Wesseling: Der Künstler Dennis Josef Meseg hat hier eine Welt voller Kontraste erschaffen. (Quelle: Julia Lautzschmann)
News folgen

Der Künstler Dennis Josef Meseg präsentiert in Wesseling eine Ausstellung voller Überraschungen und Kontraste. Es geht um Luxus und Obdachlosigkeit. Titel der Ausstellung: "Eure Armut kotzt mich an".

Aus den Türen und Fenstern eines Teslas und eines Jeeps quellen hunderte quietschbunte Kuscheltiere. Nur wenige Meter entfernt: ein karges Zeltlager, umgeben von leeren Pappkartons, Müll und abgenutzten Plastikpuppen. Ein meterlanger, üppig gedeckter Tisch mit Braten, Kaviar und Champagner trifft auf einen Raum, in dem sich zehn Tonnen kunstvoll drapierte Gewehrmunition türmt.

Diese Welt voller Kontraste hat der preisgekrönte Künstler Dennis Josef Meseg im Schwingeler Hof in Wesseling erschaffen. Auf 1.000 Quadratmetern inszeniert er mit seiner neuen interaktiven Ausstellung "Eure Armut kotzt mich an" eine provokante Auseinandersetzung mit dem Thema Armut – finanziell, emotional, geistig und gesellschaftlich.

"Die Ausstellung soll von dem finanziellen Aspekt des Reichtums wegführen und darauf aufmerksam machen, ab wann man wirklich reich ist. Dass die Basis von allem Reichtum die Gesundheit ist, genauso wie Freunde und Familie. Das alles ist viel mehr wert als nur materielle Sachen", erklärt Meseg. Es gehe ihm nicht nur um bloße Kapitalismuskritik. Seine raumgreifenden Werke sowie Video-, Licht- und Ton-Installationen thematisieren auch emotionale, geistige und empathische Armut.

Ausstellung in Wesseling: Erfahrungen eines Ex-Obdachlosen

Selbstkritik statt moralischen Zeigefingers. Seine Werke sind persönlich. Meseg war als Jugendlicher selbst zeitweise obdachlos, lebte allein in einem Zelt im Wald. Diese Erfahrung prägt seine Kunst bis heute: "Ich bearbeite meine Themen, meine Dämonen. Man muss sich als Künstler nackig auf den Dorfplatz stellen", sagt er.

Genau deswegen sei die Ausstellung vor allem Kritik an seinem persönlichen Konsum. Die tausenden Kuscheltiere – allesamt Spenden – symbolisieren dabei eine Konsumspirale, die oft schon in der Kindheit beginnt. Sie stünden für Ersatzliebe, für das Versprechen von Geborgenheit. Später würden daraus Autos, Luxusgüter und Statussymbole. "Das Spielzeug ändert sich, aber das Verhalten bleibt im Prinzip dasselbe", sagt der Künstler. Obdachlosigkeit am eigenen Leib erfahren. Ein besonders intensiv erlebbares Element der Ausstellung: die "Zeltstadt der Vergessenen". Die Zelte dienen nicht nur als Kulisse, sondern können über Airbnb tatsächlich gebucht werden. Wer möchte, kann dort eine Nacht in der symbolischen Obdachlosigkeit verbringen.

Langfristige Hilfe statt Geldspenden

Bis heute engagiert sich Meseg aktiv für Obdachlose, hat bis vor kurzem eine eigene Suppenküche in Köln betrieben. Ihm geht es jedoch um mehr als nur kurzfristige Hilfe: "Ich versuche die Leute nachhaltiger oder langfristiger zu unterstützen, statt nur mit Geld auszuhelfen".

Finanziell trägt sich Mesegs Kunst über ein kleines Medienunternehmen, das er sich vor über zwei Jahrzehnten aufgebaut hat. Lange hätten sich beide Welten – Kunst und Unternehmertum – gegenseitig behindert. Doch mit 40 traf er eine bewusste Entscheidung: Er wollte der Kunst mehr Raum geben und herausfinden, was noch in ihm schlummerte. Also begann er ein Vollzeitstudium der Freien Kunst mit dem Schwerpunkt Bildhauerei und Neue Medien an der Alanus Hochschule in Bonn. Inzwischen arbeitet er am Masterabschluss und träumt davon, eines Tages als Professor an einer Universität zu lehren.

Kunstausstellung in Wesseling: Mitgestalten erwünscht

"Ich probiere immer gerne rum. Ich würde auch nie sagen, dass eine Arbeit fertig ist, die ich mache. Das entwickelt sich einfach weiter", so der Künstler. Aus diesem Grund soll sich auch die Ausstellung über die vier Wochen hinweg immer wieder verändern und wachsen. Besucherinnen und Besucher können die Installation mitgestalten, indem sie eigene Kuscheltiere mitbringen und damit den Plüschberg erweitern – oder sich symbolisch von einem überflüssigen Liebesersatz befreien. Zudem kann das Gelände für Lesungen, Aktionen oder Führungen genutzt werden.

Die Ausstellung ist bis zum 30. April jeden Freitag und Samstag von 15 bis 22 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr kostenfrei geöffnet.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom