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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Leere Feier-Hotspots Weniger Besucher an Weiberfastnacht – Warum?
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In Köln hat am Donnerstag der Straßenkarneval begonnen – allerdings mit deutlich weniger Besuchern als erwartet. Besonders in der Zülpicher Straße ist es unerwartet ruhig geblieben.
Zum ersten Mal nach der Coronapandemie herrscht im Kwartier Latäng nicht das totale Chaos. Keine Feiernden in KVB-Tunneln, keine vorzeitige Sperrung der Zülpicher Straße, keine übermäßige Zahl an Gewaltdelikten oder hilflos betrunkenen Narren. Die Weiberfastnachtsbilanz in Köln fällt deutlich ruhiger aus als von den Verantwortlichen zuvor angenommen.
Die Zülpicher Straße, die in den vergangenen Jahren oft schon vor 11.11. Uhr wegen Überfüllung geschlossen werden musste, blieb den gesamten Donnerstag zugänglich. Die Ausweichfläche auf der Uniwiese war vergleichsweise leer. Dies bestätigten sowohl die Stadt Köln, die Polizei als auch verschiedene Interessengemeinschaften t-online auf Nachfrage.
Kölner Karneval: Weniger Feiernde als gewohnt – kein Chaos wie am 11.11.
Vor allem am 11.11. hatte es in der Vergangenheit teils Bilder von völlig überfüllten Feier-Hotspots gegeben. 2023, als das erste Mal seit der Corona-Pandemie wieder ohne große Einschränkungen gefeiert werden durfte, stürmten die Feiernden den Bereich um die Zülpicher Straße, über Stunden herrschte Chaos und Verwirrung.
Warum war es 2025 also leerer als gedacht? Die Stadt erklärt auf Anfrage, dass "die Jecken nach der langen Session vielleicht genug vom Feiern haben". Zwar zogen immer noch Tausende Menschen durch die Stadt, vor allem auf den Straßen war es aber lange nicht so voll wie in den vergangenen Jahren. Ob auch der Terroraufruf des "Islamischen Staats" (IS) Feiernde von der Reise nach Köln abgehalten hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
- Karneval in Köln: Alle Infos im Newsblog
Die Polizei registrierte im Vergleich zu den vergangenen Jahren in einer vorläufigen Bilanz weniger Straftaten, die zuvor angekündigten Taschenkontrollen am Hauptbahnhof hätten ebenfalls keine besonderen Ergebnisse gebracht. Der Großteil der Menschen feierte friedlich – auch wenn in den Abendstunden dennoch zahlreiche stark angetrunkene Menschen in Hauseingängen oder auf Parkbänken lagen.
Gastronomen äußern sich zu Weiberfastnacht
Auch die IG Gastro und der Verein Gastro Kwartier Latäng e.V. registrierten deutlich weniger Besucher. Im Kwartier Latäng sprach man am Nachmittag von einem schwachen Besucheraufkommen, das etwa 50 bis 60 Prozent der Besucher vom 11.11. 2024 entsprach. Der 11.11. sei demnach immer deutlich stärker besucht als Weiberfastnacht.
"An Weiberfastnacht feiert man halt in allen Karnevalshochburgen, am 11.11. ist nur in Köln wirklich was los. Das ist wohl der Hauptunterschied", so der Verein auf Facebook. Weitere Gründe für die geringe Besucherzahl sahen die Verantwortlichen des Vereins auch an der Schulpflicht vieler junger Jecken, die bis in den Mittag hineinging.
Martin Schlüter, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Gastro Köln (IG Gastro), teilte den Eindruck aus dem Kwartier Latäng. "Auch die Wirte der IG Gastro haben bemerkt, dass es auf den Straßen im Zülpicher Viertel und auch im Belgischen Viertel viel leerer war als in den vergangenen Jahren", erklärte Schlüter im Gespräch mit t-online. Auch am Rudolfplatz sei deutlich weniger los gewesen als sonst: Es waren maximal 20 Prozent von dem Trubel, der sonst dort ist". Laut Schlüter seien die Kneipen hingegen voll gewesen. Hier sei gemeinsam, friedlich und stimmungsvoll gefeiert worden.
- Gespräch mit Martin Schlüter, IG Kölner Gastro
- facebook.com: Beitrag von @Gastro Kwartier Lataeng e.V. vom 28. Februar 2025