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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schule bei Köln geschlossen "Keine Lust auf zweites Heinsberg"
Zwei Schüler infizieren sich mit einem seltenen Virus. Eine Schule wird deswegen geschlossen. Erinnerungen werden wach. Merkt man davon etwas in der Stadt?
Rösrath, eine kleine Stadt südlich von Köln, ist am Dienstagvormittag fast menschenleer. Kaum vorstellbar, dass die Stadt gerade im Mittelpunkt überregionaler Berichterstattung steht.
Der Grund: Nach einer Infektion zweier Kinder mit der neuen Variante des Mpox-Virus wurde eine Förderschule im Ort am Montag vorsorglich geschlossen. Mpox ist eine Krankheit, die durch das Mpox-Virus verursacht wird. Bereits 2022 gab es Erkrankungen mit einer früheren Variante in Deutschland. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten klassischen Pocken (Variola) verlaufen Mpox-Erkrankungen in der Regel deutlich milder.
Die Schüler der betroffenen Schule erhalten ab sofort bis einschließlich Freitag Distanzunterricht, wie die Kreisverwaltung mitteilte. Die Einrichtung, eine Schule des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) für Kinder und Jugendliche mit körperlichen Behinderungen, befindet sich etwa eine halbe Stunde Fußweg vom Bahnhof entfernt.
Nach Mpox-Fällen in Rösrath: Schulgelände mit Flatterband abgesperrt
Auf dem Weg zur Schule sind drei Menschen auf der Straße. Einer winkt ab, will zum Thema nichts sagen, zwei weitere haben von Mpox in der Stadt und der Schulschließung noch nichts gehört. An der Schule angekommen, hört und sieht man zunächst nur das rot-weiße Flatterband flattern. Der Hausmeister erscheint kurz vor dem Haupteingang, bittet Abstand zu nehmen und Fotos nur außerhalb des Schulgeländes zu machen. Weitere Auskünfte möchte er nicht geben.
Nach Schulschließung: Viele Rösrather bleiben gelassen
Später in der Innenstadt. Ein paar Autos auf der Straße und wenige Bürger. Ein Rösrather merkt allerdings kritisch die seit Montagmorgen gestiegene Zahl von Medienvertretern und Kamerateams an, die sich durch die Kleinstadt bewegen. "Ganz ehrlich; ich habe keine Lust, dass das hier ein zweites Heinsberg wird", sagt er im Vorbeigehen, winkt ab und wechselt, angesprochen auf die Schließung der Förderschule, energisch die Straßenseite. Nach einer Karnevalssitzung im Kreis Heinsberg waren im Februar 2020 die ersten Schulen geschlossen worden, erst später wurde das Ausmaß der Corona-Pandemie deutlich.
Theresa Schmitz, 40 Jahre alt, sitzt mit ihrem fünfjährigen Sohn an einer Bushaltestelle. Viel weiß sie bisher nicht über das Virus und die Schulschließung, aber sie begrüßt das schnelle Handeln der Verantwortlichen: "So richtig Sorgen mache ich mir da noch nicht, muss mir aber auch erst einmal anschauen, was es genau damit auf sich hat", sagt sie.
Vor einer Eisdiele, steht Wilhelm Briegel, Pensionär. Er sagt: "Ich finde es schon gut, dass so schnell Maßnahmen ergriffen worden sind." Jetzt könne man in Ruhe schauen, was dort vorgefallen sei und alles "in aller Sorgfalt untersuchen". Er lobt das Handeln des RKI und der Kreisverwaltung. "Das ist ja auch eine Förderschule, wo die Fälle aufgetreten sind, ich glaube, da muss man noch einmal genauer aufpassen. Ich finde es gut, dass die Schule erst mal geschlossen bleibt."
- Reporter vor Ort
- Artikel von t-online