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Zum journalistischen Leitbild von t-online.115 Tage Karneval Extra lange Session: So halten Kölns Künstler durch
Die Session 2024/2025 ist mit 115 Tagen einer der längstmöglichen. Das hat Auswirkungen – unter anderem auf die StattGarde Colonia Ahoj, das Dreigestirn und die Bläck Fööss.
Wer die StattGarde Colonia Ahoj noch für diese Session buchen will, ist längst zu spät. "Die Anfragen müssen mindestens eine Session im Voraus erfolgen", sagt Markus Dauben von der StattGarde. Und stellt klar: "Wir nehmen nicht mehr als 111 Auftritte in der Session an – egal, wie lange sie dauert." In einer kurzen Session macht die StattGarde nur montags frei, in einer langen montags und dienstags. "Zu Wochenbeginn finden nicht so viele Veranstaltungen statt", erklärt Dauben.
Schon nachmittags träfen sich die 21 Tänzer und die Crew, mit über 100 Leuten im Doppeldeckerbus gehe es in Säle – alles ehrenamtlich. Der Verein trete nach wie vor auch auf kleinen Bühnen auf. "Ob in der Lachenden Kölnarena oder im kleinen Pfarrheim, wir sind überall zu Hause. Gerade die kleinen Bühnen sind die, die besonders viel Spaß machen. Unseren Verein gibt es gerade mal 21 Jahre, wir vergessen nie unsere Wurzeln", so Dauben. "Mittlerweile aber ist die StattGarde im Karneval angekommen."
Dreigestirn freut sich auf lange Session
Das ist äußerst bescheiden formuliert: In der Session 2024/2025 stellt die StattGarde erstmals das Dreigestirn. Für Prinz René, Bauer Michael und Jungfrau Marlis stehen in der Session 400 bis 450 Auftritte an, sagt Tanja Holthaus, Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval. "Darunter sind viele soziale Termine in Kitas, Krankenhäusern oder Wohnungslosen-Treffs, aber natürlich auch viele Karnevalssitzungen." In der Regel sei der Montag immer auftrittsfrei, sodass sich das Dreigestirn und die Adjutantur ein bisschen erholen könnten. "Das ist gerade in einer langen Session wichtig, um bis Aschermittwoch genug Energie zu haben. In einer sehr kurzen Session weichen wir aber auch mal auf Montage aus, um alle Termine unterzubringen."
Fast immer schaue das jeweilige Dreigestirn beim FC vorbei. Wenn genug Zeit ist, reist es auch mal ins Ausland: Vergangene Regenten besuchten schon die Bundestagspräsidentin, den Karneval in Venedig oder sogar den Papst. "Das aktuelle Dreigestirn freut sich natürlich sehr darauf, seine Session ein bisschen länger genießen zu dürfen. Allerdings herrscht auch viel Respekt vor der Aufgabe, die den Dreien viel abverlangen wird. Es gilt, mit den Kräften zu haushalten", sagt Holthaus.
Gut vernetzt im Karneval kennt die Sprecherin des Festkomitees auch die finanziellen Auswirkungen einer langen Session: "Für Hotellerie und Gastgewerbe ist das sicherlich wirtschaftlich von Vorteil, da insgesamt an mehr Wochenenden gefeiert wird." Das Festkomitee und die meisten seiner Gesellschaften hätten allerdings in jeder Session gleich viele Veranstaltungen. "Die Länge spielt für uns demnach wirtschaftlich keine Rolle. Allerdings wird der Karneval komplett vom Ehrenamt getragen, daher ist eine lange Session im Organisatorischen etwas entspannter", sagt Holthaus.
Bläck-Fööss-Sänger Bäumer: "Hoffentlich bleiben alle gesund"
Seit über 50 Jahren sind auch die Bläck Fööss fester Bestand des jecken Treibens, wenn auch nicht mehr in Originalbesetzung. "Wir haben nur marginal mehr Auftritte als in einer kurzen Session", sagt Sänger Mirko Bäumer. Bei acht bis neun Auftritten täglich in der Zeit zwischen Anfang Januar und Aschermittwoch habe die Band keinen einzigen Tag frei. "Ich fand das im vergangenen Jahr ganz knackig, das waren fünf Wochen Vollgas", sagt er. Etwa 150 bis 170 Mal werde die Band in dieser Session auf der Bühne stehen, schätzt der Sänger.
"Jetzt haben wir auch mal nur zwei Auftritte an einem Dienstag oder zwei bis drei Tage am Stück frei. Trotzdem hat kaum ein Tag weniger als fünf Konzerte", so Bäumer. "Es sind ja nicht nur wir sechs Musiker, sondern auch die Crewmitglieder. Da macht es einen Unterschied, ob man sich für zwei oder für sieben Auftritte in Bewegung setzt." Es gebe kölsche Bands, die den Aufwand für ein einziges Konzert am Tag scheuten. "Wir machen es trotzdem", bekräftigt Bäumer. Eine längere Session bedeute vor allem eine größere Gefahr, dass jemand krank werde. "Am Ende hoffen wir, dass alle gesund bleiben und gut durchkommen." Das Publikum könne sich auf den Sessionshit "Du kriss Kölle nit us mir" und das brandneue "Alles hätt sing Zick" freuen. "Gepaart mit ein paar Klassikern im Medley, daran erkennt man die Band", so Bäumer.
- Gespräche mit der StattGarde, dem Festkomitee und den "Bläck Fööss"