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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Safe Community" in Stammheim Wasserturm-Areal wird Kölns erste gesicherte Wohnanlage
Der historische Wasserturm in Stammheim und das Areal drumherum waren viele Jahre ungenutzt. Jetzt entstehen hier Premium-Wohnungen mit besonderem Sicherheitskonzept.
Neben einem kleinen Bolzplatz weisen zwei geöffnete Gitterzäune den Weg zum Areal. In einer Baugrube montieren zwei Arbeiter gerade ein Gerüst. Links ragt imposant der historische Wasserturm auf: 1881 gebaut, war er jahrzehntelang für die Trinkwasserversorgung des Bezirks Mülheim samt seiner Stadtteile zuständig. Seit der Betrieb eingestellt wurde, verfällt das Denkmal.
Investor Christian Ley, den t-online zum Rundgang trifft, will das ändern: Auf dem Gelände des Turms lässt er eine neue Wohnsiedlung bauen und bezieht dabei auch das denkmalgeschützte Bauwerk ein. Im Wasserturm selbst sollen acht Lofts entstehen. Darum herum werden 18 Stadthäuser und sechs Apartments gebaut. Das Projekt trägt den Titel "Cologne Project I".
Zutritt nur für Bewohner
Nach Angaben des Investors beträgt das Gesamtvolumen für das Projekt 30 Millionen Euro. Dabei setzt Ley auf ein in Köln bisher einmaliges Konzept: Sein Wohngebiet ist eine sogenannte "Safe Community". Das Gelände wird durch einen zwei Meter hohen Doppelstabzaun abgesichert und ist nur den Bewohnern zugänglich. An beiden Eingängen der Anlage werden Videoanlagen installiert.
Sogenannte "Gated Communities" oder "Safe Communities" kennt man bisher vor allem aus Nord- und Südamerika, in Deutschland sind solche Konzepte noch eher selten. Kritiker bemängeln, dass solche Wohnkonzepte zu sozialer Ausgrenzung führten. Ley sieht die Diskussion gelassen: "In Deutschland ist es jedem vorbehalten, wie er sein Grundstück schützt. Jedes Einfamilienhaus in Deutschland hat einen Zaun, einen Garten und eine Klingelanlage. Nichts anderes machen wir hier im Großen."
Ley sagt: "Wir bauen ein sehr wertvolles Areal auf und möchten nicht, dass es sofort mit Graffitis besprüht wird. Die Kinder, die hier leben, sollen sich sicher auf diesem Areal bewegen können, ohne dass sie Gefahr laufen, in den Rhein zu fallen." Alle Interessenten hätten das Konzept sehr begrüßt, betont Ley. "Sie empfinden ein Gefühl von Sicherheit, dass man hier nur jemanden rein hereinlässt, der klingelt und den man auf der Videoanlage sehen kann. Es ist sicherlich ein Trend der Zeit und im Ausland schon seit Jahrzehnten normal."
Baubeginn von "Cologne Project I" noch 2024
Für die Umsetzung seines Plans brauchte Ley viel Durchhaltevermögen. 2016 kaufte er das Grundstück von seinem gescheiterten Vorgänger. Seitdem kam vieles zusammen: Der ehemalige Baudezernent der Stadt Köln wurde für die Gestaltung der renommierten Hamburger "HafenCity" abgeworben, das Kölner Amt für Denkmalschutz konnte erst mithilfe von Oberbürgermeisterin Henriette Reker von dem Projekt überzeugt werden, Corona sorgte für massive Verunsicherung bei potenziellen Käufern und der Ukraine-Krieg ließ die Baupreise explodieren. Auch die Bürokratie brachte Ley an seine Grenzen: "Ich glaube, ich habe vier Jahre meines Lebens nur im Stadthaus verbracht, um die Unterlagen von A nach B zu bringen", sagt er.
Doch jetzt geht es auf dem 4.000 Quadratmeter großen Grundstück voran. Ende 2024 soll Baubeginn sein. Die zukünftigen Eigentümer erwarten Immobilien im Premium-Sektor. Sie können sich zum Beispiel ihre Stadthäuser individuell zusammenstellen lassen. Außerdem will Investor Ley den angrenzenden Sportplatz zu einer schallgeschützten Sportanlage umbauen lassen.
Stammheimer Wasserturm wird aufgestockt
Die Kaufpreise für die Wohnungen beginnen ab 540.000 Euro. Prunkstück des Areals soll ein Loft im Wasserturm werden, das sich über drei Ebenen erstreckt. Dafür wird der Turm aufgestockt – von derzeit 28 auf 42 Meter Höhe. Ausgestattet ist das 230 Quadratmeter große Loft unter anderem mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern und einer 360-Grad-Dachterrasse samt Sauna. Kostenpunkt: 3,2 Millionen Euro.
Die acht Lofts im Wasserturm sind über einen Aufzug erreichbar. Der Turm selbst unterliegt besonderen Brandschutzbestimmungen, deswegen wird an die Außenseite ein eigener Treppenhausturm angebaut. Weil es unter Denkmalschutz steht, soll das Bauwerk bei der Sanierung so weit wie möglich in seinem Aussehen erhalten bleiben.
Der Privatinvestor rechnet mit einer Bauzeit von 18 Monaten. Die Eigentümer sollen also 2026 einziehen können.
- Rundgang mit Christian Ley über das Gelände
- Webseite von Cologne Project I: https://www.cologne-project.de/