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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umzug vom Heumarkt Weinwoche auf Neumarkt: weniger Platz, mehr Security
Der Umzug des Events in die angespannte Lage am Neumarkt erntet Kritik – sowohl vom Veranstalter als auch von Besuchern. Doch es gibt auch Stimmen, die den Neumarkt verteidigen.
Vor knapp einer Woche verkündete die Kölner Weinwoche auf Facebook ihren Umzug vom Heumarkt auf den Neumarkt. Neuer Termin, neuer Ort – und viel Diskussion unter den Besuchern und Event-Veranstaltern in Köln. Der Tenor: Der Neumarkt sei als Veranstaltungsort denkbar ungeeignet für eine Veranstaltung mit Alkoholausschank, das Klientel mit zahlreichen Obdachlosen und Drogensüchtigen problematisch.
Wie der Veranstalter der Weinwoche, die Lutzius Werbung GmbH aus dem hessischen Oestrich-Winkel, im Gespräch mit t-online mitteilte, sei der Neumarkt für die Organisatoren allerdings noch das "kleinste Übel" aus einer Reihe von angebotenen Alternativplätzen gewesen. "Die Stadt hatte uns das Rheinufer, den Rudolfplatz und auch den Rathenauplatz angeboten", berichtet Johannes Ohlig, Geschäftsführer der Veranstaltungsfirma, und selbst Winzer.
Das Rheinufer sei nicht infrage gekommen, weil die Stände dort in einer langen Reihe statt im Zirkel hätten aufgebaut werden müssen. "Das ist ungünstig, denn unsere Besucher suchen traditionell eine Mitte, in der sie sitzen und sich aufhalten können", erklärt Ohlig. Ein Platz, in dem die Stände in einem Rund aufgebaut werden können, war also gefragt. Nach Prüfung aller Faktoren – Logistik, Verkehrsanbindung und Platzbeschaffenheit – sei die Wahl schließlich auf den Neumarkt gefallen.
Mehr Sicherheitspersonal, weniger Sitzplätze
Der Umzug bringe erhebliche Einschränkungen mit sich, sagt Ohlig: Weil die Brunnen-Baustelle auf dem Neumarkt während der Weinwoche immer noch läuft und Platz in Anspruch nimmt, hätte die Zahl der Sitzbänke um 100 Stück reduziert werden müssen. Das Sicherheitspersonal hätte wegen der angespannten Situation auf dem Neumarkt hingegen drastisch aufgestockt werden müssen. "Am Heumarkt hatten wir zwei Nachtwachen pro Nacht, die die Stände bewachen. Nun werden wir sechs Personen damit beauftragen."
Auch der neue Termin vom 29. Mai bis 9. Juni – knapp zwei Wochen später als ursprünglich geplant – sei für die Beschicker der Weinwoche ungünstig. "In den Weinbergen beginnt dann die Vegetation, eigentlich werden dann alle verfügbaren Kräfte dort gebraucht", berichtet Ohlig. Für die Winzer sei die Teilnahme in Köln zum neuen Termin daher nur schwer zu stemmen.
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Auch wenn man optimistisch sei und sich bemühen wolle, auch auf dem Neumarkt "eine wertige Veranstaltung" zu organisieren, hofft Ohlig dennoch auf eine möglichst schnelle Rückkehr auf den Heumarkt. "Da es im kommenden Jahr keine Fußball-Europameisterschaft und kein Public Viewing auf dem Heumarkt gibt, gehe ich davon aus, dass unsere Chancen ganz gut stehen", sagt er.
Veranstalterin des Antikmarkts: "Situation viel besser als früher"
Das Unternehmen "Cölln Antik&Design" kennt sich mit den Gegebenheiten auf dem Neumarkt aus. Seit mehr als zehn Jahren organisiert es den Antik- und Designmarkt auf dem Neumarkt. Die Stände werden donnerstags aufgebaut, der Markt läuft dann bis sonntags. Einen Termin gab es bereits im März, ein weiterer folgt im Oktober dieses Jahres.
"Am Anfang war es auch für uns schwierig auf dem Neumarkt", sagt Veranstalterin Lilli Kunze. Die Situation sei aber viel besser geworden – auch dank städtischer Unterstützung. An Wochentagen seien zwei "Kümmerer" auf dem Neumarkt unterwegs, die Obdachlosen und Drogenkonsumenten betreuen und einige auch in den Drogenkonsumraum in der Lungengasse begleiten. Am Wochenende habe diese Aufgabe ein Sozialarbeiter übernommen, der mit ehemaligen Obdachlosen gemeinsam auf dem Neumarkt unterwegs sei.
"Wir haben uns mit dem Markt ganz bewusst gegen einen Alkoholausschank entschieden", sagt Kunze. Das unterscheide den Markt von dem nun geplanten Weinfest. Und nicht nur das: "Wir profitieren von dem Trubel am Neumarkt, von den rund 20.000 Passanten jeden Tag, die den Platz kreuzen. Für die Weinwoche ist Ruhe und Gemütlichkeit sicher wichtiger als für uns."
Anwohner hatte erfolgreich geklagt
Dass auf dem Heumarkt nach der erfolgreichen Klage eines Anwohners nun weniger Events möglich sind, besorgt Kunze. "Bisher veranstalten wir zwar kein Event auf dem Heumarkt, aber natürlich steigt der Druck auf die anderen Plätze in der Stadt. Wir bangen alle um unsere Möglichkeiten", sagt sie.
Die Stadtverwaltung äußerte sich auf Anfrage von t-online bisher nicht zu einem Einsatz der von Kunze erwähnten "Kümmerer" und Sozialarbeiter während der Weinwoche. Auch die Frage, wie realistisch eine Rückkehr der Weinwoche auf den Heumarkt sei, blieb unbeantwortet.
- Gespräch mit Johannes Ohlig
- Gespräch mit Lilli Kunze
- Anfrage bei der Stadt Köln