Zeichen für Toleranz Hunderte Menschen besuchen Segensfeier am Kölner Dom
Am Mittwochabend hielten katholische Geistliche eine Segensfeier vor dem Kölner Dom ab. Dabei segneten sie auch homosexuelle Paare.
Vor dem Kölner Dom kamen am Mittwochabend mehrere Hundert Menschen zusammen, um an einem Segnungsgottesdienst für gleichgeschlechtliche Paare teilzunehmen. Die Teilnehmer schwenkten Regenbogenflaggen und sangen gemeinsam den Beatles-Hit "All you need is love". Initiiert wurde die Segensfeier von dem katholischen Priester Wolfgang F. Rothe aus München.
Der Gottesdienst, der von mehreren katholischen Priestern und Gemeindereferentinnen durchgeführt wurde, war eine Reaktion auf die Maßregelung eines Pfarrers aus Mettmann bei Düsseldorf. Dieser hatte ebenfalls eine Segensfeier für homosexuelle Paare abgehalten und wurde vom Erzbistum Köln dafür gerügt. Das Erzbistum verwies darauf, dass solche Feiern vom Vatikan verboten seien. Die Entscheidung hatte breite Empörung ausgelöst.
Gegendemonstranten deutlich in der Unterzahl
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), nannte den Gottesdienst vor dem Dom ein wichtiges Symbol für die oft geforderte Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare innerhalb der katholischen Kirche. "Es ist vor allem der kirchlichen Basis zu verdanken, dass sich die Kirche immer weiter öffnet", so Lehmann. "Erzbischof Woelki und der Vatikan hingegen hinken Lichtjahre der gesellschaftlichen Wirklichkeit hinterher."
Etwa ein Dutzend konservative Katholiken demonstrierten einige Meter entfernt auf dem Bahnhofsvorplatz gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Auf einem Transparent stand: "Bleiben wir katholisch." Organisiert wurde die Gegenkundgebung von der "Deutschen Gesellschaft zum Schutz von Tradition, Familie und Privateigentum" (TFP).
TFP sieht Segensfeier als Gotteslästerung an
Diese betrachtet gleichgeschlechtliche Liebe als Sünde und Ketzerei. Gleichzeitig spricht sich die Bewegung gegen den Synodalen Weg aus. Bei diesem handelt es sich um einen Reformprozess innerhalb der katholischen Kirche, in dessen Rahmen etwa die Gewaltenteilung und die Sexualmoral innerhalb der Kirche hinterfragt werden.
Die fundamentalistische TFP war auch am sogenannten "Marsch für das Leben" am vergangenen Wochenende in Köln beteiligt, dessen Teilnehmer gegen Abtreibungen auf die Straße gingen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche