"Wünsche Ihnen alles Schlechte" Protest gegen Klinik-Schließungen: Grünen-Politiker im Internet beschimpft
Über 50.000 Unterschriften zum Erhalt aller drei städtischen Kliniken in Köln gingen am Nachmittag an Grünen-Politiker Ralf Unna. Dieser erntete im Vorfeld Kritik.
Mehr als 55.000 Unterschriften sind für eine Petition gesammelt worden, die sich für den Erhalt der Kinderklinik an der Amsterdamer Straße und des Krankenhauses Köln-Holweide aussprechen. Die Stadt Köln will diese Einrichtungen schließen und die Kliniken auf dem vorhandenen Gelände im Stadtteil Merheim zusammenführen.
Ralf Unna (56) ist sowohl Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Kölner Rat als auch Chef des Aufsichtsrates der städtischen Kliniken. In Vertretung für Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) nahm er heute vor der aktuellen Ratssitzung die Unterschriften entgegen.
Unna sieht keine Alternative zu Schließungen
Die Stimmung bei den Demonstrantinnen und Demonstranten war schon zuvor aufgeheizt. Sie warfen Politikern und Medien vor, Alternativen zur Schließung nicht hinreichend zu berücksichtigen. Auch Grünen-Politiker Ralf Unna wurde mit kritischen Worten begrüßt. Der erläuterte kurz die Notwendigkeiten, medizinische Dienstleistungen ordentlich zu finanzieren. Deshalb gebe es keine Alternative zu den Schließungsplänen.
Dann erwähnte er, dass es ihn emotional sehr getroffen habe, dass sich politische Gegner der Schließung zuweilen im Ton vergriffen hätten. Ralf Unna ist vor einigen Monaten Vater einer Tochter geworden. Das hatte ein Bürger zum Anlass genommen, ihn im Internet verbal anzugreifen.
Politiker eine "Liegend-Einlieferung" gewünscht
"Gut, dass Sie jetzt schon ihren Nachwuchs haben", heißt es in dem Kommentar. "Dank ihres Votums im Stadtrat wird es wohl bald kein Pflegepersonal mehr geben, dass dabei supportet. Ich wünsche Ihnen alles Schlechte." Bei einem Treffen mit Schließungs-Gegnern sei ihm auch schon einmal eine "Liegend-Anlieferung im Krankenhaus Holweide" gewünscht worden – der Begriff steht für die Not-Einlieferung schwer kranker oder verletzter Menschen im Rettungswagen.
Das sei schlechter Stil, erklärte Unna anschließend im Gespräch mit t-online. Dass er die umstrittenen Finanz- und Schließungspläne politisch vertreten müsse, "gehört zum Geschäft". Die geschilderten Einlassungen aber seien nicht akzeptabel, erläuterte der Tierarzt, der sich ehrenamtlich im Kölner Stadtrat als Mitglied der Grünen-Fraktion engagiert. Eine Sprecherin der Initiative sagte bei der Demonstration, man habe mit den umstrittenen Äußerungen nichts zu tun.
- Reporter vor Ort