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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gamescom 2023 Influencer und Streamer lassen Emotionen überkochen
In der "Social Area" auf der Gamescom können Fans im Signierbereich Autogramme abholen und Selfies mit ihren Stars machen. Das funktioniert jedoch nicht immer.
Nach mehr als einer halben Stunde Wartezeit ist er immer noch nicht da. Der Minecraft-Streamer "LarsOderSo" ist noch nicht aufgetaucht. Dabei sind für ihn viele Hunderte Messebesucher am Freitagvormittag an den Ausstellungsständen der Gamescom vorbei direkt in die abgedunkelte Halle 1 geeilt. Unter ihnen viele jugendliche Zuschauer mit ihren Eltern, denen langsam die Lust am Warten vergeht. "Es wäre schön, wenn wir mal erfahren würden, ob und wann Lars kommt", ruft ein Familienvater aus der Warteschlange.
Mit seinen beiden Töchtern steht er dort nach eigener Angabe schon seit mehr als einer Stunde und zeigt sich hinsichtlich der mangelhaften Kommunikation der Veranstalter unzufrieden. In der einzigen Ansprache des Moderators hieß es lediglich, dass der Streamer im Stau stehe. Schließlich brandet nach 45 Minuten Jubel auf, als "LarsOderSo" die Bühne betritt und seine verspätete Signierstunde in der "Signing Area II" um mehr als eine halbe Stunde verlängert bekommt.
Kein Foto: Mädchen bricht in Tränen aus
Neben Lars verteilt die Twitch-Streamerin "JuleTheFox" Autogramme, macht Selfies und umarmt ihre Fans. Das Interesse an ihr ist allerdings wesentlich geringer als bei dem reichweitenstärkeren Lars. Kurzerhand entscheiden sich zwei Freundinnen, ihren Platz in der Schlange bei dem Streamer aufzugeben, um mit Jule ein Selfie zu machen. "Die kennen wir nicht, aber sie sieht super sympathisch aus", sagen sie. Manchmal ist Reichweite eben doch nicht alles.
Aber nicht jeder Fan ist so einfach zufriedenzustellen. Am Ende der Warteschlange bricht ein kleines Mädchen in Tränen aus, als die Security ihrer Mutter erklärt, die Schlange für Lars sei zu voll und ein Foto wäre unmöglich.
"MontanaBlack" – alles hört auf sein Kommando
Bereits am Vorabend trat Deutschlands größter und bekanntester Twitch-Streamer, "MontanaBlack", in Halle 1 auf. Der als "mehrfacher Multimillionär" angekündigte Streamer sorgte für eine volle Halle und wurde von seinen Fans frenetisch gefeiert. Dabei war diese Veranstaltung im Prinzip nur eine Werbeveranstaltung für seinen eigenen, vor einigen Wochen erschienenen Energydrink. So wurde beim Einlass jedem Besucher eine Dose "Gönergy" in die Hand gedrückt, mit dem unbedingten Hinweis, die Dose erst dann zu öffnen, "wenn Monte es sagt".
- Gamescom 2023: Alle Entwicklungen im Blog
Bei der anschließenden Show, bei der ein Schärfewettessen veranstaltet wird, wird der Energydrink dann nach dem Kommando von "MontanaBlack" von den Zuschauern geöffnet, getrunken und gemeinsam gerülpst. Eine Marketingveranstaltung, die die Halle 1 kurzerhand in ein sektenähnliches Kollektiv verwandelte. "MontanaBlack" trat bereits am Mittwoch auf der Gamescom auf und hielt ebenfalls ein Schärfewettessen ab, bei dem eine Teilnehmerin im Krankenhaus gelandet war.
Signierstunde fällt kommentarlos aus
Auch der Streamer "LetsHugo" sollte eine Signierstunde für seine Fans geben. Doch dann machte das Gerücht von einem Ausfall die Runde, das sich bald bestätigen sollte. Die Messebesucher Svenja, Adrian, Leopold, Pay und Cedric lassen sich von dem Ausfall nicht aus der Ruhe bringen. "Ich finde die Signierstunden eh nicht so spannend", sagt Leopold, der mit seinem Kanal "Tiaragorgon" auf Twitch selbst immerhin mehr als 4.500 Follower hat. Er lernt die meisten anderen Streamer lieber persönlich auf der Gamescom kennen.
Am Tag zuvor hat er so auch zufällig "quitelola" getroffen, eine reichweitenstarke Streamerin und Ex-Freundin des Streamers und YouTubers "Tanzverbot". "Das ist für mich eher das Besondere an der Gamescom", sagt Leopold. "Der echte Kontakt mit Leuten, die man sonst nur aus dem Internet kennt." Die anderen nicken zustimmend.
Sie alle kommen aus verschiedenen Städten in Deutschland, haben sich über Twitch und Discord kennengelernt und teilen sich bis Sonntag eine gemeinsame Airbnb-Wohnung am Kölner Stadtrand, die sie direkt nach der letzten Gamescom gebucht haben. "Werden wir wieder machen", sagen sie und verlassen die Halle – Leopold aka "Tiaragorgon" muss gleich noch live gehen, wie er sagt.
- Reporter vor Ort