Fall Attendorn Mutter von eingesperrtem Mädchen schweigt
Nachdem ein heute neunjähriges Mädchen in Attendorn aus einem Wohnhaus befreit wurde, schweigen die Mutter und die Großeltern weiter.
Anfang November wurde publik, dass ein Mädchen in einem Haus in Attendorn mutmaßlich über Jahre hinweg eingesperrt wurde. Nun, mehr als einen Monat später, schweigen die Mutter des Mädchens und die ebenfalls tatverdächtigen Großeltern weiter zu den Hintergründen. Das berichtete am Donnerstag die Deutsche Presse-Agentur in Bezugnahme auf Patrick von Grotthuss von der Staatsanwaltschaft Siegen.
In den kommenden Tagen sollen Mitarbeiter des Jugendamtes vernommen werden. Gegen das Jugendamt hatte die Staatsanwaltschaft im Vorfeld Ermittlungen aufgenommen. Es geht um den Anfangsverdacht der Freiheitsberaubung und der Körperverletzung im Amt durch Unterlassen.
Keine Hinweise auf Missbrauch und Gewalt
Bei dem Jugendamt sollen schon im Herbst 2020 anonyme Hinweise eingegangen sein, die auf das gefangen gehaltene Mädchen aufmerksam machten. Aktiv wurde das Amt jedoch erst im Juni 2022, im September stürmte die Polizei das Wohnhaus im sauerländischen Attendorn und befreite die damals Achtjährige.
Nach wie vor gehen die Ermittler davon aus, dass das Mädchen jahrelang nicht aus dem Haus gelassen wurde. Das inzwischen neunjährige Mädchen sei wohlauf, es gehe ihr den "Umständen entsprechend gut", so die dpa weiter. Es gebe keine Hinweise darauf, dass das Mädchen während ihrer Gefangenschaft Missbrauch oder Gewalt erlebt hat.
NRW-Ministerin: "Guter Austausch mit Jugendamt"
Das Mädchen ist inzwischen in einer Pflegefamilie untergebracht worden, laut der Staatsanwaltschaft Siegen könne es jedoch erst zu Beginn des kommenden Jahres befragt und genauer untersucht werden. Dafür fehle derzeit noch eine entsprechende Erklärung des Ergänzungspflegers.
Bei einer Sitzung des Familienausschusses in Düsseldorf am Donnerstag hat NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) Partei für das kritisierte Jugendamt ergriffen. So gerate das Amt laut Paul immer nur dann in den Blick der Öffentlichkeit, wenn etwas nicht gelaufen sei. Außerdem, so betonte sie, gebe es einen guten Austausch zwischen Jugendamt und Ministerium. Im Bezirkssozialdienst, der auch für Attendorn zuständig ist, wurden nach dem Publikwerden des Falls sechs neue Stellen geschaffen.
- Nachrichtenagentur dpa