Nach fast zwei Jahren Haft im Iran Die Kölnerin Nahid Taghavi kommt vorerst frei
Aus gesundheitlichen Gründen entlassen: Vor fast zwei Jahren kam die Kölnerin Nahid Taghavi in Iran ins Gefängnis. Nun wurde sie vorerst entlassen.
Im iranischen Evin-Gefängnis saß sie zuletzt – dort wo ausschließlich politische Häftlinge untergebracht werden. Doch jetzt, fast zwei Jahre nach ihrer Inhaftierung, ist die Kölnerin Nahid Taghavi frei – vorerst.
Wie ihre Tochter Mariam Claren gegenüber "Amnesty International" berichtet, handele es sich lediglich um Hafturlaub, damit sie angemessen behandelt werden könne. Auch auf Twitter verkündete sie die Botschaft der Freilassung. Taghavi war im Oktober des letzten Jahres in Teheran von der Iranischen Revolutionsgarde verhaftet worden, als sie in ihrem Heimatland Verwandte besuchte.
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"Meine Mutter hat mehrere Bandscheibenvorfälle"
Auf Anfrage teilt Claren t-online schriftlich mit: "Meine Mutter leidet an mehreren Bandscheibenvorfällen in der Lenden- und Halswirbelsäule und einem Kapaltunnelsyndrom in der linken Hand." Aufgrund der schlechten gesundheitlichen Verfassung und dringend notwendiger medizinischer Versorgung habe man ihr einen Hafturlaub gegen Kaution genehmigt. Wie lange dieser andauern werde, wisse sie nicht.
Schon zu Beginn ihrer Haft hatte Taghavi öfter mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. In einem vorherigen Gespräch mit t-online sagte ihre Tochter, ihre Mutter sei Diabetikerin und leide unter Bluthochdruck. Körperlich sei sie sehr geschwächt und leide unter Schlafstörungen.
Gesundheitszustand hat sich durch Haft verschlechtert
Wie Claren weiter erzählt, hätten die Bedingungen in der Isolationshaft maßgeblich zur Verschlechterung ihres Zustandes beigetragen. So hätte sie in Isolation weder Zugang zu Medikamenten noch zu vitaminreicher Nahrung gehabt.
Auch mit Corona war sie zwischenzeitlich infiziert. Ein Arztbesuch sei ihr zwar in Aussicht gestellt worden, nachdem sich auch die deutsche Politik eingeschaltet hatte. Stattdessen kam sie zurück in das Gefängnisabteil A2, das von der Revolutionsgarde selbst verwaltet wird.
Menschenunwürdige Verhältnisse im iranischen Gefängnis
Hier werden die Gefangenen unter menschenunwürdigen Bedingungen festgehalten, dürfen nur für 20 Minuten pro Tag an die frische Luft, wobei sie eine Augenbinde tragen müssen, und in ihrer Zelle schlafen sie ohne Kopfkissen auf dem harten Boden.
Jetzt können zumindest dringende Operationen an der Wirbelsäule vorgenommen werden, bevor Taghavi bald wieder ins Gefängnis muss. Die iranischen Machthaber werfen ihr "Gefährdung der Staatssicherheit" vor. Was genau ihr zu Last gelegt wird, ist unklar. Das Revolutionsgericht im Iran hat die Architektin zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.
Unter #freenahid versucht, Mariam Claren auf die Situation ihrer Mutter aufmerksam zu machen. Auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) setzt sich für das Schicksal der 66-Jährigen ein.
- Gespräche mit Mariam Claren
- Twitter: Mariam Claren
- Amnesty International
- Eigene Recherchen