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Missbrauch im Erzbistum Köln: Neuer brisanter Fall


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Ehemaliger Sternsinger-Präsident
Erzbistum Köln sucht nach weiteren Missbrauchs-Opfern von Pfarrer


Aktualisiert am 30.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Winfried Pilz (links) mit der damaligen Bundeskanzlerin Merkel bei einem Empfang der Sternsinger (Archivbild): Zehn Jahre lang war er Präsident des Kindermissionswerks.Vergrößern des Bildes
Winfried Pilz (links) mit der damaligen Bundeskanzlerin Merkel bei einem Empfang der Sternsinger (Archivbild): Zehn Jahre lang war er Präsident des Kindermissionswerks. (Quelle: epd/imago-images-bilder)
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Als Sternsinger-Präsident besuchte er die damalige Kanzlerin, komponierte außerdem bekannte Kirchenlieder. Nun wurden Missbrauchsvorwürfe gegen Winfried Pilz bekannt.

Seit dem Jahr 2012 war dem Erzbistum Köln ein Mann bekannt, der angegeben hatte, in den 70er-Jahren von Pfarrer Winfried Pilz sexuell missbraucht worden zu sein. Jetzt, fast zehn Jahre später, wendet sich das Erzbistum mit dem Fall an die Öffentlichkeit und bittet um Mithilfe: Es geht darum, weitere mögliche Missbrauchsopfer von Pilz zu finden.

Seit dem vergangenen Jahr gebe es nämlich Hinweise auf weitere Opfer, wie das Erzbistum nun mitteilte. Nur: Pfarrer Pilz ist seit 2019 bereits tot. Er war bis 2012 im Dienst, die letzten zwei Jahre in Prag. Davor war er zehn Jahre lang Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" in Aachen, von 2000 bis 2010. Bekannt ist er außerdem als Autor zahlreicher religiöser Lieder, darunter die deutsche Fassung von "Laudato si".

Das Erzbistum räumt ein: Bei bereits verstorbenen Beschuldigten sei eine abschließende Klärung nur in seltenen Fällen möglich. Bei dem Mann, der sich 2012 als erstes Opfer von Pilz an das Erzbistum gewendet hatte, wurde der Fall noch intern behandelt. Das Erzbistums habe damals ein Verfahren eingeleitet und das Ergebnis der Untersuchung nach Rom übermittelt. So teilt es das Bistum selbst mit.

Erzbistum Köln: Pilz durfte keinen alleinigen Kontakt mit Minderjährigen mehr haben

"Im Laufe des Verfahrens konnte aufgrund fehlender Erinnerung der betroffenen Person nicht abschließend geklärt werden, ob sie zum Tatzeitpunkt das 18. Lebensjahr bereits vollendet hatte", so das Erzbistum weiter. Das heißt: Es konnte nicht nachgewiesen werden, ob der Vorwurf an Pfarrer Pilz lautete, einen gerade noch minderjährigen oder gerade so erwachsenen Mann sexuell missbraucht zu haben. Klar war nur: Der Mann arbeitete für Pilz. Deshalb hatte es sich "in jedem Falle um einen schutzbedürftigen Erwachsenen" gehandelt, schreibt das Bistum.

Der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs habe sich während der Untersuchung "teilweise bestätigt", so das Bistum. Die Konsequenz für Pilz: ein Verweis und eine Geldstrafe. Und das Verbot, mit Minderjährigen Kontakt zu haben, ohne dass andere Erwachsene dabei sind. Ausgesprochen wurden die Sanktionen von Kardinal Joachim Meisner. Das war im Jahr 2014, Pilz war da bereits offiziell im Ruhestand.

2018, also vier Jahre später, meldete das Erzbistum den Fall von Pilz "im Rahmen der Aufarbeitung" der Staatsanwaltschaft nach, so heißt es. Allerdings war das Ganze in den 70ern passiert und somit verjährt – Ermittlungen wurden keine aufgenommen. Drei weitere Jahre später, 2021, dann der Verdacht: Es könnte weitere Opfer von Pilz geben.

Zeugen und Betroffene gesucht

Dass das erst jetzt bekannt gemacht wird, begründet das Erzbistum mit dem großen Umfang des Falls: "Da P. zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war und seine Tätigkeit sich weit über das Erzbistum Köln hinaus erstreckte, wiesen die notwendigen Recherchen eine hohe Komplexität auf." Nun seien die Recherchen abgeschlossen, weitere Betroffene werden dringend gesucht.

Auch das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" aus Aachen äußerte sich: "Wir sind tief betroffen von der Missbrauchstat von Pfarrer P. Das Leid der Betroffenen von sexuellem Missbrauch können wir nicht ermessen. Uns macht diese Tat fassungslos, traurig und wütend zugleich. Es gilt jetzt, mögliche weitere Betroffene zu ermutigen, sich zu melden, und so mögliche weitere Fälle aufzuklären", heißt es in einer Mitteilung.

Gesucht werden jetzt mögliche weitere Opfer des Pfarrers aus der Zeit von 1966 bis 1971 in Euskirchen, 1971 bis 1972 in Bonn, 1972 bis 1989 in der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg, 1972 bis 1989 als Diözesanjugendseelsorger, 1977 bis 1983 als Referent im Jugendhaus Düsseldorf, 1989 bis 2000 in einer Gemeinde in Kaarst, 2000 bis 2010 als Präsident des Kindermissionswerkes der Sternsinger in Aachen und von 2010 bis 2012 als Seelsorger in Prag. Betroffene und/oder Zeugen werden gebeten, sich an folgende externe Ansprechpersonen zu wenden: Tatjana Siepe, 0172 290-1248, tatjana.siepe@erzbistum-koeln.de oder Peter Binot, 0172 290-1534, peter.binot@erzbistum-koeln.de.

Verwendete Quellen
  • Mitteilung des Erzbistums Köln vom 29.6.22
  • Mitteilung des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" vom 29.6.22
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