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Verdächtiger aus Falkensee: Lauterbach-Entführung geplant


Falkensee
Verdächtiger aus Falkensee: Lauterbach-Entführung geplant

Von dpa
14.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Karl LauterbachVergrößern des Bildes
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister. (Quelle: Axel Heimken/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Mitglieder einer bundesweiten Chatgruppe aus sogenannten Reichsbürgern und Gegnern der Corona-Politik sollen in Deutschland Sprengstoffanschläge und die Entführung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplant haben. Zu den Hauptverdächtigen gehört auch ein 54-jähriger Mann aus Falkensee in Brandenburg, wie die Ermittler am Donnerstag in Mainz mitteilten. Die Beschuldigten hätten die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen und das angestrebte Chaos nutzen wollen, um die Macht in Deutschland zu übernehmen. Auch in Brandenburg gab es Durchsuchungen.

Bei bundesweiten Durchsuchungen wurden am Mittwoch vier Beschuldigte festgenommen. Die beiden Hauptbeschuldigten sind der Mann aus Falkensee und ein 55-Jähriger aus dem rheinland-pfälzischen Neustadt an der Weinstraße. Ihnen und den anderen Festgenommenen werden die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und Verstöße gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen. Sie sollten noch am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Ermittler sprechen von zwölf deutschen Staatsangehörigen im Alter zwischen 41 und 55 Jahren, die beschuldigt werden.

"Wir haben es mit einer Melange zu tun bestehend aus Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern, aber auch Reichsbürgern, die wir eigentlich in dieser Form bisher nicht festgestellt hatten", sagte der Präsident des Landeskriminalamtes (LKA) Rheinland-Pfalz, Johannes Kunz. Es habe in einzelnen Fällen auch Kontakte in die rechte Szene gegeben. "Sie wollten die Regierungsgewalt in Deutschland übernehmen", ergänzte der federführende Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer.

Bei den Durchsuchungen wurden den Angaben zufolge 22 Schusswaffen, darunter ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, sowie Munition, Bargeld, Goldbarren, Silbermünzen und Devisen sichergestellt. Dazu kommen noch Handys, Datenträger, gefälschte Impfausweise und gefälschte Testzertifikate. Insgesamt waren 270 Polizeibeamte im Einsatz, darunter auch Spezialeinheiten, sowie drei Staatsanwältinnen und Staatsanwälte.

Die Chatgruppe im Kurznachrichtendienst Telegram nannte sich nach Angaben der Ermittler "Vereinte Patrioten", zuweilen aber auch "Deutschland Tag X" oder gab sich weitere Namen. Die Gruppierung, zu der etwa 70 Mitglieder zählen sollen, habe zunächst mit einer "Aktion Blackout" Anschläge auf Stromleitungen und Umspannwerke ausführen und damit die Stromversorgung zusammenbrechen lassen wollen. Danach sollte bei der "Aktion Klabautermann" Gesundheitsminister Lauterbach entführt werden.

"Diese Seite sieht das nicht als eine Geiselnahme, sondern als eine Festnahme, bei der ein Haftbefehl verkündet wird", sagte LKA-Präsident Kunz über den Entführungsplan. Lauterbach sei vermutlich als Ziel ausgesucht worden, weil sich in der Gruppierung auch zahlreiche Corona-Leugner und Gegner der staatlichen Corona-Maßnahmen getummelt hätten, sagte Generalstaatsanwalt Brauer. Es habe "ganz konkrete Pläne" gegeben. Den Angaben zufolge war die "Entführung bekannter Personen des öffentlichen Lebens" geplant, namentlich genannt wurde lediglich Lauterbach. In einem dritten Schritt sei dann die Übernahme der Regierung angestrebt worden.

Das Problem bei solchen Ermittlungsverfahren sei immer die Frage, ob man es lediglich mit "Spinnern" zu tun habe, die die sich im Internet profilieren und vor ihren Mitstreitern "großmäulig" angeben wollten, erklärte Brauer. "In diesem Fall war es aber anders, nämlich in dem Moment, als es darum ging, die Waffen zu beschaffen." Die Gruppierung habe sich Geld und Waffen besorgt. "Da war für uns eben klar: Wir haben es nicht nur mit Spinnern zu tun, sondern mit gefährlichen Straftätern, die ihre Pläne auch umsetzen wollen und wahrscheinlich auch können."

Laut LKA-Präsident Kunz drückte die Gruppierung immer wieder ihre Verachtung für die Bundesrepublik aus. Unter anderem sei der Wunsch geäußert worden, dass der russische Präsident Wladimir Putin nicht nur die Ukraine angreife, sondern auch in Deutschland einmarschieren solle, um hier die Verhältnisse zu verbessern. Die Ermittlungen laufen den Angaben zufolge bereits seit vergangenem Oktober. Die Federführung liegt bei den Behörden in Rheinland-Pfalz, da der 55-jährige Hauptbeschuldigte dort wohnt.

Laut LKA gab es eine "sehr enge, intensive und frühzeitige Zusammenarbeit" mit der Generalbundesanwaltschaft, dem Bundeskriminalamt, dem Bundesamt für Verfassungsschutz, dem Verfassungsschutz der Länder und der Bundespolizei. Das Ermittlungsverfahren sei mehrfach dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe angeboten worden, erklärte der Koblenzer Generalstaatsanwalt. Bislang habe dieser das Verfahren nicht an sich gezogen. "Das kann sich aber noch, je nachdem, was die Auswertung unserer Beweismittel ergibt, ändern", fügte er hinzu.

Lauterbach zeigte sich "bestürzt" angesichts der Berichte über einen möglichen Entführungsplan gegen ihn. Er bedankte sich am Donnerstag am Rande eines Klinik-Besuchs in Schleswig-Holstein bei den ermittelnden Behörden und dem Bundeskriminalamt "für den guten Schutz und die Überwachung. Davon habe ich offensichtlich profitiert und dafür bin ich sehr dankbar", sagte er. Der Vorgang zeige, dass sich die Corona-Proteste nicht nur radikalisiert hätten, sondern dass es mittlerweile auch darum gehe, den Staat und die Demokratie zu destabilisieren.

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